Trinkwasser könnte bald viel teurer werden
Umweltbundesamt warnt vor Kosten für Aufbereitung wegen Nitratbelastung
BERLIN (AFP) - Für Trinkwasser müssen Verbraucher in vielen Regionen Deutschlands wegen hoher Nitratbelastungen im Grundwasser womöglich bald deutlich mehr bezahlen. Weil die Aufbereitung des Wassers dadurch teurer wird, könnten die Kosten etwa für eine vierköpfige Familie um bis zu 134 Euro im Jahr steigen, wie eine Studie des Umweltbundesamts (UBA) ergab.
In einem Viertel (27 Prozent) der Grundwasservorkommen werden die Grenzwerte überschritten. Wenn in diesen Regionen die Nitratwerte nicht bald sinken, müssen die Wasserversorger laut Umweltbundesamt zu kostspieligen Aufbereitungsmethoden greifen. Als Folge könnten sich die Trinkwasserkosten um 55 bis 76 Cent pro Kubikmeter erhöhen.
Zu viel Dünger verursacht die hohen Belastungen des Grundwassers. Gerade in Gebieten mit landwirtschaftlich intensiv genutzten Flächen ist das Wasser demnach häufig belastet. Grund seien die auf den Feldern aufgebrachte Gülle und der Mist aus der intensiven Tierhaltung sowie Mineraldünger für beispielsweise Obst- und Gemüseanbau.
„Mit den Neuregelungen in der Düngeverordnung wurden lang überfällige Schritte eingeleitet, die hoffentlich die Belastungen so weit senken, dass den Trinkwasserkunden die teure Aufbereitung erspart bleibt“, erklärte UBA-Präsidentin Maria Krautzberger. Wichtig seien nun die konsequente Umsetzung der Verordnung und verstärkte Kontrollen in den betroffenen Regionen.
Nach den Berechnungen der Behörde könnte die Reinigung von mit Nitrat belastetem Grundwasser insgesamt zwischen 580 und 767 Millionen Euro pro Jahr kosten. Dagegen kosteten die Maßnahmen der Düngeverordnung laut Bundeslandwirtschaftsministerium die Landwirtschaft nur bis zu 111,7 Millionen Euro, erklärte das UBA. Dies zeige erneut: „Vorsorge ist billiger als Reparatur.“
Umweltschützer forderten ein Umdenken in der Landwirtschaft. „Die Konsequenz aus diesen Warnungen sollte lauten: weniger Billigfleisch produzieren, die Düngegesetze deutlich verschärfen und wirksam kontrollieren“, erklärte GreenpeaceLandwirtschaftsexpertin Christiane Huxdorff. Die im Frühjahr beschlossene Novelle des Düngerechts reiche „bei weitem nicht aus“.