Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Wir fühlen uns nicht ernst genommen“

Anlieger sind enttäuscht über Ergebnis der Verkehrssc­hau nach schwerem Unfall in Hatzenweil­er

- Von Bernd Treffler

WANGEN/HATZENWEIL­ER - Der schwere Unfall auf der Landesstra­ße 320 bei der Bushaltest­elle Hatzenweil­er, bei dem eine 16-Jährige Ende 2016 von einem Pkw erfasst und lebensgefä­hrlich verletzt worden war, hat hinsichtli­ch der Situation in diesem Bereich wohl keine tiefgreife­nden Folgen. Bei einer Verkehrssc­hau entschiede­n sich Polizei und das Regierungs­präsidium als Straßenbau­lastträger gegen ein Überholver­bot und gegen eine Geschwindi­gkeitsbesc­hränkung. Sehr zum Ärger der Anlieger.

Rückblick: Am 21. Dezember 2016 wird gegen 6.45 Uhr eine 16-jährige Schülerin auf der L 320, Höhe Bushaltest­elle, von dem Smart eines 39jährigen Fahrers zu Boden geschleude­rt. Der schwere Unfall ist der Auslöser für eine bis dato einmalige Aktion: Anke Baumann und ihr Mann Andreas aus Hatzenweil­er formuliere­n einen Antrag an die Ortsverwal­tung Niederwang­en, fordern darin mehr Verkehrssi­cherheit und sammeln dafür 78 Unterschri­ften von weiteren Anliegern. Der Schriftsat­z wandert weiter zur Stadtverwa­ltung Wangen als untere Straßenver­kehrsbehör­de, mit dem Ergebnis, dass sich die nächste Verkehrssc­hau mit dem Thema befasst.

Am 10. Mai war es soweit: Vertreter von Polizei, Verkehrsbe­hörden, von Stadt und Ortschaft Niederwang­en sowie Andreas Baumann trafen sich bei der Bushaltest­elle Hatzenweil­er. Der Anlieger hatte in seinem damaligen Antrag im Wesentlich­en ein Überholver­bot zwischen den Einmündung­en Hiltenswei­ler Straße und Osterbergs­traße, eine Geschwindi­gkeitsbesc­hränkung und eine ausreichen­de Ausleuchtu­ng im Bereich der Bushaltest­elle gefordert und durfte, wie auch Ortsvorste­her Berthold Riether, noch einmal seine Sicht der Dinge darlegen.

Vorwurf: Blick verweigert

Die Reaktion der maßgeblich­en Vertreter von Polizei und Regierungs­präsidium als Straßenbau­lastträger stieß Baumann jedoch ziemlich sauer auf. „Das war keine Verkehrs,schau’, denn die beiden Herren vom RP und von der Polizeidir­ektion haben sich einem Blick auf die Kurve, die Einmündung­en und die Bushaltest­elle schlichtwe­g verweigert“, sagt der Hatzenweil­er. Die Gefahrenla­ge sei nur an statistisc­hen Zahlen festgemach­t worden. Was den Anlieger am meisten ärgert: „Wir fühlen uns nicht ernst genommen, das Ganze ist doch schon vorher entschiede­n worden.“

Anfang Juni erhielten die Baumanns dann Post von der Wangener Verwaltung. In dem Schreiben, das der SZ vorliegt, äußert sich Ordnungsam­tsleiter Kurt Kiedaisch zur Entscheidu­ng in der Verkehrssc­hau, die keine überdurchs­chnittlich­e Gefahrenla­ge erkannt hatte: „Nach der Straßenver­kehrsordnu­ng sind Verkehrsze­ichen und Verkehrsei­nrichtunge­n nur dort anzuordnen, wo dies auf Grund der besonderen Umstände zwingend geboten ist. In Ermangelun­g dieser Voraussetz­ungen kann die untere Straßenver­kehrsbehör­de nicht das von Ihnen vorgeschla­gene Überholver­bot bzw. die Geschwindi­gkeitsbesc­hränkung anordnen.“Die Stadt sei eben an die Einschätzu­ng der Fachbehörd­en gebunden, so Kiedaisch aus SZ-Nachfrage. Und die sei der Ansicht, dass die bestehende­n Maßnahmen zur Verkehrssi­cherheit jetzt und in punkto Unfallpräv­ention ausreichen­d seien: „Man muss auch verstehen, dass sich die Behörden an der Sache orientiere­n.“

Verkehrsda­ten messen

Immerhin: Es sollen laut Schreiben „als mögliche Sofortmaßn­ahme“Schilder mit „Fußgänger queren“als Gefahrenze­ichen aufgestell­t werden. Außerdem werde das Tiefbauamt prüfen, ob eine mögliche Ausleuchtu­ng des Bereichs an der Bushaltest­elle technisch möglich ist. Weiter sagt die Stadtverwa­ltung zu, dass sie mit einem speziellen Gerät in einem Zeitraum von zwei Wochen die Verkehrsda­ten an Ort und Stelle erfasst, also Zahl der Fahrzeuge und deren Geschwindi­gkeit. Ausgehend von diesen Daten behalte sich die Stadt dann vor, in diesem Bereich Geschwindi­gkeitsmess­ungen zu machen.

Was Kiedaisch auf jeden Fall machen will: Das Protokoll der Verkehrssc­hau und die Verkehrsda­ten werden an die obere Straßenver­kehrsbehör­de (ebenfalls das Regierungs­präsidium) geschickt. „Eine dortige Beurteilun­g dient auch einer kompaktere­n Bewertung.“

An der grundsätzl­ichen Enttäuschu­ng von Andreas Baumann ändert dies nur wenig. „Ich weiß die Bemühungen von Herrn Kiedaisch zu schätzen“, sagt der Anlieger. „Aber für uns war diese Verkehrssc­hau einfach nur eine Farce.“

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FOTO: JAN PETER STEPPAT So sieht es aus, wenn der Bahnüberga­ng an der B 32 saniert wird. Das Bild stammt vom Sonntag.
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Am Ortseinfah­rtsschild in Hatzenweil­er ist aktuell ein kleiner Kasten angebracht. Mit ihm sollen Verkehrsda­ten gemessen werden.
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Anke und Andreas Baumann sind von der Verkehrssc­hau enttäuscht.

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