„So viel zusammen gesehen und erlebt“
Das Deutsche Rote Kreuz ehrt treue Kunden vom „Betreuten Reisen“
ISNY/WANGEN - Gerhard Wohlleben erinnert sich noch ganz genau: „Es war 2009, ich hatte einen Herzinfarkt hinter mir und wollte aber eigentlich noch viel sehen von der Welt.“Damals buchte der heute fast 88-Jährige eine Reise beim Roten Kreuz. „Aus Sicherheitsgründen“, wie er erzählt. Er hat es nicht bereut und reist seit damals jedes Jahr – „manchmal bis zu dreimal“– mit dem Angebot „Betreutes Reisen“.
Der Witwer ist rüstig, auch alleine käme er wohl noch gut zurecht, aber er will nicht mehr auf die Gesellschaft der Mitreisenden und die Organisation verzichten. Etwa 18 Reisen hat er so schon gemacht. Kleine und große, eintägige und mehrwöchige. Ingrid Menig, Verantwortliche beim Kreisverband fürs „Betreute Reisen“und Wolfgang Stockburger, der Leiter der Sozialarbeit, bedankten sich bei ihren „wunderbaren Kunden“mit einer Urkunde für langjährige Treue.
Seit 2002 gibt es die betreuten Reisen des DRK. „Gemütliche Hotels, Ausflüge, Erholung und ein schönes Miteinander spielen eine wichtige Rolle“, sagt Menig. Flugreisen ab Memmingen oder Friedrichshafen seien auch immer dabei – und Tagesreisen sowieso. 271 ältere Menschen sind im vergangenen Jahr mit dem DRK und dem „Betreuten Reisen“verreist, etwa 30 Personen verreisen gemeinsam. „Ein Großteil unserer Kunden lebt alleine, ist verwitwet, da ist die Geselligkeit ganz wichtig“, weiß Menig.
Sicherheit genießen
Die meisten sind zwischen 75 und 85 Jahre alt, sind nicht immer auf Hilfe angewiesen, genießen aber die Sicherheit. Eigentlich sei es ja ein „begleitetes Reisen“, denn wer keine Hilfe brauche, dürfe natürlich auch mit. Auf zehn Mitreisende kommt ein Betreuer, medizinisch geschultes Fachpersonal ist auch immer dabei. „Wir bieten Unterstützung, und das rund um die Uhr, egal ob beim Rollator-Einladen, bei der Medikamentengabe oder bei sonstigen Beschwerden.“Was allerdings nicht geboten werden könne, so Menig, sei Einzelbetreuung.
Und dann erzählt sie von den innigen Kontakten zwischen den drei Betreuerinnen Elvira Neumann, Marlene Müller und Conny Ried und den reisenden Senioren und „dass uns so manche Kunden schon sehr ans Herz gewachsen sind“.
Auch andere Senioren wie Friederika Schneider (85), Inge Pflüger (fast 80) und Karl-Heinz Seeger (84), die seit Jahren auf Reisen dabei sind, haben sich dort kennengelernt und genießen jedes gemeinsame Erlebnis. „Man kennt sich, die Gemeinschaft tut gut“, sagt Seeger. Und für Schneider ist es „immer wieder schön, dass der Koffer zuhause abgeholt wird und dann am Urlaubsort schon im Zimmer steht“.
Tunesien haben sie gesehen, Andalusien, die Türkei und auch in Davos waren sie zusammen. „Und abends spielen wir eine Runde Halma, Billard oder Räuber-Rommé“, erzählt Gerhard Wohlleben. Die Vier sind Freunde geworden, treffen sich auch privat und planen ihre Reisen gemeinsam. „Dass wir am Urlaubsort auch alleine losziehen können, ist für uns besonders schön“, erzählt Wohlleben, und Seeger fügt hinzu: „Und auch unsere Gespräche.“
Reisewünsche für die Zukunft? „Nach Kärnten wollen wir alle auch noch, in die Steiermark, und vielleicht noch an die Nord- oder Ostsee.“Diese Ziele stehen nicht auf dem Plan für 2017. Ingrid Menig nimmt die Wünsche aber mit nach Hause. Vielleicht klappt’s ja schon im nächsten Jahr.
Diesmal geht es nach Bad Hofgastein, nach Südtirol oder auch nochmal zwei Wochen nach Griechenland. Die Tagesfahrten führen zum Bergbauernmuseum Diepolz, zum Mostbauer oder nach Altusried und Sigmaringendorf zum Theater oder zum „Nenzinger Himmel“. Angemeldet sind die vier Senioren längst. Die Vorfreude ist groß.