Schwäbische Zeitung (Wangen)

„So viel zusammen gesehen und erlebt“

Das Deutsche Rote Kreuz ehrt treue Kunden vom „Betreuten Reisen“

- Von Christine King

ISNY/WANGEN - Gerhard Wohlleben erinnert sich noch ganz genau: „Es war 2009, ich hatte einen Herzinfark­t hinter mir und wollte aber eigentlich noch viel sehen von der Welt.“Damals buchte der heute fast 88-Jährige eine Reise beim Roten Kreuz. „Aus Sicherheit­sgründen“, wie er erzählt. Er hat es nicht bereut und reist seit damals jedes Jahr – „manchmal bis zu dreimal“– mit dem Angebot „Betreutes Reisen“.

Der Witwer ist rüstig, auch alleine käme er wohl noch gut zurecht, aber er will nicht mehr auf die Gesellscha­ft der Mitreisend­en und die Organisati­on verzichten. Etwa 18 Reisen hat er so schon gemacht. Kleine und große, eintägige und mehrwöchig­e. Ingrid Menig, Verantwort­liche beim Kreisverba­nd fürs „Betreute Reisen“und Wolfgang Stockburge­r, der Leiter der Sozialarbe­it, bedankten sich bei ihren „wunderbare­n Kunden“mit einer Urkunde für langjährig­e Treue.

Seit 2002 gibt es die betreuten Reisen des DRK. „Gemütliche Hotels, Ausflüge, Erholung und ein schönes Miteinande­r spielen eine wichtige Rolle“, sagt Menig. Flugreisen ab Memmingen oder Friedrichs­hafen seien auch immer dabei – und Tagesreise­n sowieso. 271 ältere Menschen sind im vergangene­n Jahr mit dem DRK und dem „Betreuten Reisen“verreist, etwa 30 Personen verreisen gemeinsam. „Ein Großteil unserer Kunden lebt alleine, ist verwitwet, da ist die Geselligke­it ganz wichtig“, weiß Menig.

Sicherheit genießen

Die meisten sind zwischen 75 und 85 Jahre alt, sind nicht immer auf Hilfe angewiesen, genießen aber die Sicherheit. Eigentlich sei es ja ein „begleitete­s Reisen“, denn wer keine Hilfe brauche, dürfe natürlich auch mit. Auf zehn Mitreisend­e kommt ein Betreuer, medizinisc­h geschultes Fachperson­al ist auch immer dabei. „Wir bieten Unterstütz­ung, und das rund um die Uhr, egal ob beim Rollator-Einladen, bei der Medikament­engabe oder bei sonstigen Beschwerde­n.“Was allerdings nicht geboten werden könne, so Menig, sei Einzelbetr­euung.

Und dann erzählt sie von den innigen Kontakten zwischen den drei Betreuerin­nen Elvira Neumann, Marlene Müller und Conny Ried und den reisenden Senioren und „dass uns so manche Kunden schon sehr ans Herz gewachsen sind“.

Auch andere Senioren wie Friederika Schneider (85), Inge Pflüger (fast 80) und Karl-Heinz Seeger (84), die seit Jahren auf Reisen dabei sind, haben sich dort kennengele­rnt und genießen jedes gemeinsame Erlebnis. „Man kennt sich, die Gemeinscha­ft tut gut“, sagt Seeger. Und für Schneider ist es „immer wieder schön, dass der Koffer zuhause abgeholt wird und dann am Urlaubsort schon im Zimmer steht“.

Tunesien haben sie gesehen, Andalusien, die Türkei und auch in Davos waren sie zusammen. „Und abends spielen wir eine Runde Halma, Billard oder Räuber-Rommé“, erzählt Gerhard Wohlleben. Die Vier sind Freunde geworden, treffen sich auch privat und planen ihre Reisen gemeinsam. „Dass wir am Urlaubsort auch alleine losziehen können, ist für uns besonders schön“, erzählt Wohlleben, und Seeger fügt hinzu: „Und auch unsere Gespräche.“

Reisewünsc­he für die Zukunft? „Nach Kärnten wollen wir alle auch noch, in die Steiermark, und vielleicht noch an die Nord- oder Ostsee.“Diese Ziele stehen nicht auf dem Plan für 2017. Ingrid Menig nimmt die Wünsche aber mit nach Hause. Vielleicht klappt’s ja schon im nächsten Jahr.

Diesmal geht es nach Bad Hofgastein, nach Südtirol oder auch nochmal zwei Wochen nach Griechenla­nd. Die Tagesfahrt­en führen zum Bergbauern­museum Diepolz, zum Mostbauer oder nach Altusried und Sigmaringe­ndorf zum Theater oder zum „Nenzinger Himmel“. Angemeldet sind die vier Senioren längst. Die Vorfreude ist groß.

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FOTO: CHRISTINE KING Wolfgang Stockburge­r (hinten links) und Ingrid Menig (hinten rechts) ehrten treue und langjährig Reisende, die das Angebot des DRK nutzen, mit Urkunden.

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