Schwäbische Zeitung (Wangen)

Grüne warnen vor Kita-Notstand

Wahlprogra­mm für Ausbau der Betreuungs­plätze

- Von Rasmus Buchsteine­r

BERLIN - Die Grünen warnen vor einem zunehmende­n Kita-Notstand in Deutschlan­d. „Wenn jetzt nichts geschieht, wird sich die Lage in den nächsten Jahren noch weiter verschärfe­n“, erklärte Franziska Brantner, familienpo­litische Sprecherin der Grünen-Bundestags­fraktion, am Donnerstag im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Wir haben bereits einen Betreuungs­notstand. In einzelnen Städten und Ländern warten bis zu 20 Prozent der Eltern mit Kindern im Kita-Alter auf einen Platz.“

Der steigende Bedarf habe nichts mit den Flüchtling­skindern zu tun, von denen viele gar nicht in die Kita gehen würden. „Grund für den Run auf die Kita-Plätze ist der Geburtenzu­wachs, den wir in den vergangene­n Jahren erlebt haben, und dass mehr Eltern arbeiten.“Die Bundesregi­erung wolle in den nächsten vier Jahren weitere 100 000 Betreuungs­plätze finanziere­n. „Das reicht hinten und vorne nicht“, kritisiert Brantner. „Alle Experten sagen, dass bis 2022 mindestens 350 000 Plätze benötigt werden. Die SPD-Forderung nach Abschaffun­g der Kita-Gebühren hat nichts mit der Realität zu tun. Viele Eltern wären froh, wenn sie einen Betreuungs­platz hätten und würden dafür auch bezahlen.“Notwendig seien zusätzlich­e Angebote und ein Quantenspr­ung bei der Qualität der bestehende­n Einrichtun­gen: „Die Kita-Gebühren sind nicht das Problem Nummer eins.“

Im Grünen-Wahlprogra­mm, das beim heute in Berlin beginnende­n Parteitag zur Abstimmung steht, sollen laut Brantner sozial gestaffelt­e Kita-Beiträge und mehr Angebote sowie mehr Qualität in den Einrichtun­gen festgeschr­ieben werden: „Das hat Vorrang vor einer kompletten Abschaffun­g der Gebühren.“Ähnlich äußerte sich Parteichef Cem Özdemir: „Natürlich ist es schön, wenn man die KitaGebühr­en grundsätzl­ich streicht. Aber wir sollten uns zuerst auf die Qualität in den Kitas konzentrie­ren und auf eine bessere Bezahlung des Personals.“

Özdemir hat seinen Plan bekräftigt, im Herbst nicht wieder für den Parteivors­itz zu kandidiere­n. „Irgendwann ist es dann aber auch mal gut“, sagte er der „Südwest Presse“. Özdemir ist seit 2008 Chef der Grünen, derzeit zusammen mit Simone Peter.

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FOTO: DPA Franziska Brantner

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