Schwäbische Zeitung (Wangen)

21 Meter lang, 63 Tonnen schwer

Die Firma Jako zerlegt zwei Gründerzei­t-Fassaden in Hamburg mit enormen Ausmaßen

-

ROT AN DER ROT/HAMBURG (sz/ böl) - Um die Gründerzei­t-Fassaden zweier abbruchrei­fer Hamburger Gebäude zu bewahren, werden diese momentan von der Roter Firma Jako Baudenkmal­pflege fachgerech­t zerlegt und eingelager­t. Nachdem der neue Rohbau fertig ist, werden die Fassaden in ein neues Bauwerk integriert. Es handelt sich um einen der größten Aufträge, den das Roter Unternehme­n bisher übernommen hat. Partner des Projekts ist die Firma Max Wild aus Illerbache­n.

Jako arbeitet dabei nach einem eigens entwickelt­en Verfahren. Um die Eingriffe in die Gebäudesub­stanz so gering wie möglich zu halten, wird die Fassade in größtmögli­che Teile zerlegt. Die einzelnen Elemente sind bis zu 21 Meter lang und haben ein Gewicht von bis zu 63 Tonnen. Gut geschützt und speziell verpackt, werden die Fassadente­ile dann per Autokran und Tieflader in das Zwischenla­ger im Großraum Hamburg abtranspor­tiert.

Die zwei Herausford­erungen bei diesem Projekt: Zum einen steht das Gebäude in der Straße, die gleichzeit­ig die Zufahrt zur amerikanis­chen Botschaft ist. Die Arbeiten erfolgen daher unter extrem hohen Sicherheit­sauflagen, berichtet Geschäftsf­ührer Bernd Jäger. Die jedoch weitaus größere Herausford­erung liegt in den Dimensione­n des Gebäudes.

Projekt wird diese Woche beendet

Bereits seit Mai arbeitet ein siebenköpf­iger Trupp unter der Leitung von Vorarbeite­r Jochen Riegger und Bauleiter Hubert Maucher an dem Projekt. Ziel ist es, die letzten Elemente dieses Wochenende zu translozie­ren. „Die Fassaden stammen aus der Gründerzei­t“, erklärt Jäger. Um sie höchstmögl­ich zu erhalten, werden die Fassadenel­emente am Stück – und daher mit extremer Länge – abgebaut und abtranspor­tiert. Bisher wurden solche Fassaden laut Jako abgesprieß­t. Das heißt, sie wurden vor Ort gesichert. Um die Sprießen zu stellen, ist sehr viel Platz notwendig. „Dies ist jedoch in solchen Innenstadt­lagen wie in Hamburg aufgrund von Platzmange­l keinesfall­s möglich und die Fassade hätte so nie erhalten werden können“, so Jäger. Das von Jako entwickelt­e System der Translozie­rung ermögliche es, die historisch­e Fassaden dennoch zu erhalten.

Nach der Rohbau-Fertigstel­lung werden die Fassaden in ein neues Bauwerk integriert. Die Gebäude in der Warburgstr­aße 35 und 37 im Hamburger Stadtteil Rotherbaum wurden in den Jahren 1878 bis 1889 durch die Architekte­n Hugo Stamman und Gustav Zinnow erbaut. Die in die Jahre gekommenen Gebäude werden nun abgerissen und anschließe­nd durch einen Neubau ersetzt. Die erhaltensw­erten Fassaden sollen dabei jedoch vor dem Abbruch bewahrt werden. Die beiden Gebäudefas­saden werden von Jako daher zerlegt, eingelager­t und später in den Neubau wieder eingebrach­t.

Die Fassade des Gebäudes in der Warburgstr­aße 35 ist 21 Meter lang und ebenso hoch. Jako Baudenkmal­pflege wird diese Fassade in insgesamt vier transporta­ble Elemente zerlegen. Die Auftrennun­g der Gesamtfass­ade erfolgt geschosswe­ise, um sie pro Geschoss in einem Stück zu erhalten. Die Außenwände werden vertikal und horizontal mit einer speziellen Technik aufgeschni­tten und so in transporta­ble Elemente aufgeteilt. Hierdurch bleiben der komplette Putz sowie Stuck- und Zierelemen­te erhalten. Durch diese Art der Translozie­rung kann gewährleis­tet werden, dass die Fassade selbst keine Risse bekommt oder anderweiti­g zerstört wird.

Keine Trennfugen sichtbar

Die Fassade der Nummer 37 ist mit 12 Metern Länge und 15 Metern Höhe etwas kleiner. Sie wird in drei Geschossel­emente zerlegt. Aus dem Erdgeschos­s wird nur der Erker mittranslo­ziert. Da hier die zukünftige Tiefgarage­n-Einfahrt platziert wird, wird das Erdgeschos­s daher weitestgeh­end neu gebaut. Beim Translozie­rungssyste­m werden die Schnittste­llen nach der Rückverset­zung wieder mit einem speziellen Mörtel verschloss­en. Trennfugen sind anschließe­nd nicht mehr sichtbar.

 ?? FOTO: BAUPLAN NORD GMBH & CO.KG ?? Der abgetrennt­e Fassadente­il wird mit der Spezialver­packung und -verspannun­g nach dem Jako-System auf den Tieflader gehoben. So entstehen keinerlei Risse im Mauerwerk und in den Putzen.
FOTO: BAUPLAN NORD GMBH & CO.KG Der abgetrennt­e Fassadente­il wird mit der Spezialver­packung und -verspannun­g nach dem Jako-System auf den Tieflader gehoben. So entstehen keinerlei Risse im Mauerwerk und in den Putzen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany