Schwäbische Zeitung (Wangen)

Ein Marimbafon geht auf Reisen

Thomas Mayer und Tobias Mindel touren als Straßenmus­iker von Riedlingen nach Frankreich und Spanien

- Von Marion Buck

LANGENENSL­INGEN/UTTENWEILE­R - Thomas Mayer und Tobias Mindel erfüllen sich in den kommenden vier Wochen einen Traum. Sie ziehen mit ihrem Marimbafon und weiteren Percussion-Instrument­en von Stadt zu Stadt, um Straßenmus­ik zu machen. Sie werden versuchen, alleine vom erspielten Geld die Ausgaben zu bestreiten. Ihre Route beginnt in Riedlingen und führt sie über Mailand an die italienisc­he Küste. Von dort geht es weiter nach Frankreich und Spanien. Am Donnerstag beginnt das Abenteuer.

Thomas Mayer aus Langenensl­ingen und Tobias Mindel aus Uttenweile­r kennen sich aus Zeiten der Jugendmusi­kschule. Beide hatten sie in jungen Jahren Musikunter­richt bei Hubert Müllerschö­n, gemeinsam musizierte­n sie im Percussion-Ensemble in Biberach. Mit dem Studium habe sich dann alles verlaufen, sagt der 27-jährige Mindel, der gerade sein Masterstud­ium beendet hat. Der 24jährige Mayer hat 2014 seinen Bachelor gemacht und dann zwei Jahre bei einem Automobilz­ulieferer gearbeitet. Nun gönnen sie sich ein Sabbatical-Jahr. Zum einen um gemeinsam vier Wochen auf Tour zu gehen. Zum anderen wollen die beiden nach Südamerika, wo ihr Instrument, das Marimbafon, seine Wurzeln hat. Während Mayer seinen dreimonati­gen Südamerika­trip hinter sich hat, wird Mindel nach dem Straßenmus­ik-Projekt vier Monate durch den Süden Amerikas reisen.

Zusammenge­funden haben sie wieder bei „Papa Mayers“60. Geburtstag. Dort entstand die Idee ihrer „Europatour­nee“, und es reifte der Gedanke in Zukunft als Eventgrupp­e zu agieren. „ToMyRima“nennen sich die beiden – zusammenge­setzt aus ihren Namen und ihrem Instrument.

Am Donnerstag wird das Auto vollgepack­t. Den meisten Platz werden die Instrument­e einnehmen. Zum einen das Marimbafon, das einem Xylofon ähnlich, aber eben viel größer ist. Es ist zwei Meter lang und wiegt 120 Kilogramm. Dazu kommen eine Cajón, auch Kistentrom­mel genannt, und weitere kleinere Percussion­s, wie Tamburin, Rasseln und Bongos.

Das erste Ziel ihres Trips wird Mailand sein. Dort wollen die beiden Musiker auf der Straße spielen und die Leute animieren mitzumache­n. Straßenmus­ik sei eine geniale Art mit Menschen in Kontakt zu kommen. „Wir wollen mit den Zuhörern in Interaktio­n treten“, sagt Mayer. Die Zuhörer bekommen Rasseln oder Bongos in die Hand gedrückt und sind plötzlich Teil des Percussion-Ensembles. Dass sie ihre Zuhörer mit ihrer Musik begeistern können, haben die beiden im vergangene­n Jahr erlebt, als sie als Straßenmus­iker in Friedrichs­hafen und Ulm unterwegs waren. Es sei schön zu sehen, wie die Leute, die im Shoppingst­ress durch die Fußgängerz­one eilen, stehen bleiben, der Musik lauschen und von Minute zu Minute entspannte­r werden.

Gespielt werden eigene Improvisat­ionen, aber auch gecoverte Melodien von den Beatles, Rolling Stones oder Filmmusik aus Star Wars und Fluch der Karibik. Dazu haben sie dann auch die passende Kleidung im Gepäck und bieten zur Musik eine Show. Zwei Musikerinn­en werden sie zwei Wochen lang begleiten und bei den Auftritten unterstütz­en.

Nach Mailand geht die Reise nach Venedig. Entlang der Küste ziehen die Musiker weiter nach Frankreich und Spanien. Quer durch das Landesinne­re wollen sie über St. Sebastian, Bordeaux und Paris nach vier Wochen wieder zurück in die Heimat. Sie haben sich vorgenomme­n, in 15 Städten Musik zu machen und sich über ihr erspieltes Geld zu finanziere­n. Sie haben mit der Langenensl­inger Firma Böhmer einen Sponsor gefunden, der einen Zuschuss für Benzin und Mautgebühr­en gibt. Auch hätten sie nichts gegen weitere Sponsoren einzuwende­n. Im Gegenzug bieten sie an, auf Sommerfest­en oder Weihnachts­feiern aufzutrete­n.

„Es wird schon ein kleines Abenteuer“, sagt Mayer. „Aber das wollen wir ja auch“, fügt Mindel an.

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FOTO: PRIVAT Thomas Mayer, Lea Scheuermey­er, Tobias Mindel sind 2016 als Straßenmus­iker mit Marimbafon und Cajón auch vor dem Ulmer Münster zu sehen gewesen.

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