50 Hunde leben auf nur 87 Quadratmetern
Landratsamt geht gegen Hundebesitzer in Bodnegg wegen nicht artgerechter Haltung vor
BODNEGG – 30 bis 50 Hunde hat ein Ehepaar in Bodnegg über Jahre hinweg auf einer Wohnfläche von 87 Quadratmetern gehalten. Seit Jahren versucht das Landratsamt die Tiere wegen nicht artgerechter Haltung zu konfiszieren. Sieben Hunde sind ihnen laut richterlichem Beschluss erlaubt. Auch der Versuch am Dienstag, die Wohnung zu durchsuchen und den Großteil der Tiere einzuziehen, scheiterte. „Da die Presse von dem unangemeldeten Termin wusste“, begründete der Sprecher des Landratsamts Ravensburg, Franz Hirth, den Abbruch der Aktion, „mussten wir davon ausgehen, dass auch die Bewohner davon Kenntnis hatten.“Im April dieses Jahres war schon ein Versuch gescheitert. Offenbar hatte jemand die Halter im Vorfeld gewarnt.
Seit 2007 überprüft das Landratsamt nach Informationen der „Schwäbischen Zeitung“mit tierschutzrechtlichen Kontrollen den Hundebestand des Ehepaars auf dem privaten Grundstück und erlässt regelmäßig Auflagen. Anfang 2015 nahm man den Haltern erstmals 13 Hunde weg, nachdem bei einer unangemeldeten Kontrolle im November 2013 die Zustände unerträglich waren. Wie es in einem Schreiben des Verwaltungsgerichts Sigmaringen heißt, das der „Schwäbischen Zeitung“vorliegt, sei nach einem Aktenvermerk einer Tierärztin bereits bei der Ankunft auf der Hofstelle ein beißender Geruch nach Kot und Urin entgegen gekommen, welcher im Haus noch massiver geworden sei. Da die Beteiligten nicht mit Schutzkleidung ausgestattet gewesen seien, habe man die Kontrolle abgebrochen. Die Bewohnerin des Hauses gab an, 30 Hunde zu halten. Bei einer Bestandsaufnahme drei Tage später zählten die Kontrolleure 38 Hunde. Neben den zehn eigenen, habe sie auch Straßenhunde aus Bulgarien aufgenommen, die ihr verschiedene Tierschutzorganisationen überlassen hätten.
Trotz weiterer Auflagen zur artgerechten Haltung reduzierten die beiden Halter die Zahl der Hunde offenbar nicht. Im Gegenteil. Bei einer weiteren Kontrolle im September 2016 zählten zwei Amtstierärzte circa 50 Hunde auf 87 Quadratmetern. Gemäß des richterlichen Beschlusses darf das Paar sieben Hunde halten. Im April dieses Jahres kam das Landratsamt erneut und wollte die Tiere in Heime bringen. Als die Mitarbeiter jedoch das Haus betraten, waren die meisten Hunde nicht mehr vor Ort. Offenbar hatte jemand dem Paar einen Tipp über die bevorstehende Aktion gegeben.
Offen ist bislang auch, was das Paar mit der Haltung von 50 Hunden bezweckt. Für eine Stellungnahme waren die beiden am Dienstag nicht zu erreichen. Für das Landratsamt scheinen die beiden unter „Tiersammelsucht“zu leiden, einer psychischen Erkrankung, bei der den Betroffenen die Einsicht fehlt, dass sie Tiere nicht artgerecht behandeln. Im Landkreis Ravensburg gab es in den letzten zehn Jahren vier Fälle von „Tiersammelsucht“, bei denen das Landratsamt einschreiten musste.
Den vorliegenden Fall wird die Behörde in jedem Fall weiter verfolgen. „Das war nicht die letzte Aktion“, sagt Franz Hirth.