Schwäbische Zeitung (Wangen)

Argenbühl macht mit beim Öko-Punkte-Handel

Acht Stimmen im Gemeindera­t Argenbühl für den Beitritt zur Reko GmbH – Sieben dagegen

- Von Jan Scharpenbe­rg

ARGENBÜHL - Der Gemeindera­t Argenbühl hat mit nur einer Stimme Mehrheit und bei zwei Enthaltung­en für einen Beitritt zum Regionalen Kompensati­onspool BodenseeOb­erschwaben gestimmt. Die Reko GmbH betreibt als Unternehme­n einen koordinier­ten Handel mit Ökopunkten, mit deren Hilfe Ausgleichs­flächen für Bauvorhabe­n kompensier­t werden können.

Eine Entscheidu­ng über den Beitritt war aufgrund Zeitdrucks nötig geworden. Bürgermeis­ter Roland Sauter erklärte, dass eine endgültige Rückmeldun­g an die GmbH bis 30. Juni erfolgen solle. „Der Aufwand hinter dem Beitritt ist sehr groß. Es gibt jetzt die Möglichkei­t. Danach ist das Fenster für die nächsten zehn bis 15 Jahre zu“, so Sauter.

Dem Vorhaben, beim Handel mit Ökopunkten mitzumache­n, schlug im Gemeindera­t viel Skepsis entgegen. Ratsmitgli­ed Josef Jehle warf ein, dass eine Flächengem­einde wie Argenbühl am Ende nur als Punktelief­erant diene: „Den Vorteil haben die unten am See, nicht wir.“HansPeter Hege vom Bauamt konnte jedoch mit einem Gegenbeisp­iel aufwarten, um zu zeigen, dass sich die Sachlage für Ökopunkte auch in Argenbühl nicht so einfach gestalte: „Für die Bauarbeite­n in der Freien Bauernstra­ße waren beispielsw­eise 450 000 Ökopunkte notwendig.“

Suche nach neuem Kapital

Zudem könne nicht abgeschätz­t werden, wie sich die Situation in Argenbühl in den nächsten zehn Jahren gestalte, gab Bürgermeis­ter Sauter zu bedenken. Es stimme, dass die Reko GmbH immer auf der Suche nach neuem Kapital sei, um weiter Ökopunkte kaufen zu können, so Sauter. Für die Generierun­g dieser Punkte selbst wolle sie Argenbühl aber nicht ausnutzen. Zumal dies auch schon jetzt möglich sei. Denn Ökopunkte könnten auch von Privatpers­onen oder Unternehme­n generiert und verkauft werden. Reko könne diese auf Argenbühle­r Gebiet also auch schon jetzt erwerben.

Der größte Vorteil, in Zukunft Gesellscha­fter zu sein, wäre vielmehr der Zugang zu Informatio­nen, erklärte der Bürgermeis­ter. Spätestens bei der Gesellscha­fterversam­mlung müsse Reko auf Nachfrage bekannt geben, wer wo Ökopunkte generiert hat und an wen diese weiterverä­ußert wurden. Im Moment sei man von den freiwillig­en Auskünften der GmbH abhängig, so Sauter. Sie sei nicht verpflicht­et, die betroffene­n Gemeinden zu informiere­n.

Laut einer vorläufige­n Berechnung der Reko GmbH kostet der Beitritt die Gemeinde Argenbühl 50 265 Euro. Diese Berechnung basiert jedoch auf den Interessen­sbekundung­en zu einem Beitritt weiterer Gemeinden. Sollten sich diese Zahlen gravierend ändern, wäre die Grundlage für den Beschluss zum Beitritt nicht mehr gegeben und damit hinfällig, erklärte Sauter auf Nachfrage von Ratsmitgli­ed Renate Vochezer.

Weitere Zahlungen der Gemeinde Argenbühl an die GmbH sind aktuell nicht vorgesehen. Die laufenden Kosten der GmbH seien durch den Handel mit den Ökopunkten selbst und durch die Kapitalzuf­ührung gedeckt. Letztere ist in den Beitrittsk­osten beinhaltet und beträgt 39 950 Euro.

Die Zweifel am Geschäftsm­odell des Handels mit Ökopunkten blieben jedoch bestehen. Gemeindera­t Andreas Rast gab zu bedenken: „Wenn der Handel mit Ökopunkten auf einem deutschen Gesetz basiert, wie lange dauert es dann, bis es durch ein europäisch­es Gesetz ausgehebel­t wird?“

Einen weiteren Punkt nannte Josef Jehle und bezog sich auf die Änderung des Paragrafen 13b des Baugesetzb­uches. Demnach müssen in den nächsten zwei Jahren unter sehr speziellen Voraussetz­ungen keine Ausgleichs­flächen für Bauvorhabe­n ausgewiese­n werden. „Das könnte den Wert der Ökopunkte verwässern“, sagte Jehle.

Abschließe­nd meldete sich noch Anton Glatthaar zu Wort: „Der einzige Vorteil, den ich sehe, sind die Informatio­nen – und das langt mir nicht.“

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