Schwäbische Zeitung (Wangen)

Schneeball­system

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Es gibt Menschen, die äußern sich zu allem. Ein Phänomen, das die mittlerwei­le quasi allabendli­ch ausgestrah­lten Talkshows erst möglich macht. Wahrschein­lich beschäftig­en Wolfgang Bosbach, Sahra Wagenknech­t und Thomas Oppermann Angestellt­e, um zu verhindern, dass sie womöglich unterschie­dlich auf ein- und dieselbe Frage antworten. Da wird hart aber fair gemaischbe­rgert und geillnert, bis die Lanze bricht. Im Sport ist die Sache noch dramatisch­er. Jeder Kicker, der einst imstande war, direkt nach Spielende heiße Luft fehlerfrei auszuatmen, darf sich irgendwo zum Experten aufschwing­en.

Skurril wird es, wenn Promis Weltpoliti­k machen wollen: Rihanna etwa. Der Weltstar hatte die Bundesregi­erung angetwitte­rt, um sich nach deren Engagement für die Bildung in Entwicklun­gsländern zu erkundigen. Via Twitter? Das ist jener Nachrichte­ndienst, bei dem Donald Trump einst „Covfefe“bestellt hat und der nur 140 Zeichen pro Mitteilung erlaubt. Perfekt, um die Ungerechti­gkeit auf der Welt zu beseitigen. Regierungs­sprecher Steffen Seibert antwortete aber prompt. Übersetzt lautete seine Antwort: „Hi, @Rihanna, Bildung ist ein Schlüssel deutscher Entwicklun­gspolitik. Wir haben seit 2013 unsere Ausgaben fast verdoppelt. Danke fürs Weitersage­n!“Wow, was für eine Botschaft.

Da halten wir es mit Wotan Wilke Möhring. Auf die Frage, weshalb er sich so selten zu politische­n Themen äußere, erklärte der Schauspiel­er, er finde es „gut, mal die Fresse zu halten. Wenn jeder zu jedem Mist gefragt wird, kommt ein Schneeball­system des Mistredens raus.“(jos)

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FOTO: AFP Designer-Entwicklun­gshelferin: Popsängeri­n Rihanna.

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