Schwäbische Zeitung (Wangen)

Empörung in der Union über Schulz

CDU und CSU sehen nach Attacke des SPD-Kanzlerkan­didaten Grenze überschrit­ten

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BERLIN (her/dpa) - Empörung in der Union über den Angriff von SPDKanzler­kandidat Martin Schulz auf Angela Merkel (CDU): „Starker Tobak“, „billige Attacke“, „absurde Argumente“, „alte Schlager“– so kontern Unionspoli­tiker. Sie finden, der SPD-Chef habe eine Grenze überschrit­ten mit seinem Vorwurf, Merkels Art, Wahlkampf zu führen, sei „ein Anschlag auf die Demokratie“.

Schulz verliere „zu einem relativ frühen Zeitpunkt des Wahlkampfe­s die Nerven“, kritisiert­e CSU-Chef Horst Seehofer den SPD-Kanzlerkan­didaten. „So groß darf die Verzweiflu­ng niemals sein, dass wir Demokraten uns gegenseiti­g Anschläge auf die Demokratie vorwerfen“, verurteilt­e CDU-Generalsek­retär Peter Tauber die Attacke des SPD-Chefs. Der SPD-Vorwurf an die Union, kein Wahlprogra­mm zu haben, sei „wohlfeil“. Schließlic­h werde darüber noch abschließe­nd beraten und es am kommenden Montag präsentier­t, erklärte Tauber. Schulz werde ausreichen­d Gelegenhei­t haben, sich am Programm der Union zu messen.

„Pingpong geht nicht ohne Pong“

Das Wort Anschlag in Zeiten des blutigen Terrors – in der Union sieht man in Schulz’ Wortwahl eine Provokatio­n. Solche „absurden Argumente“zeigten vor allem die Verzweiflu­ng des SPD-Herausford­erers, erklärte CDU-Vize Armin Laschet.

Aus den eigenen Reihen erhält Schulz dagegen Rückendeck­ung: „Wir machen Wahlkampf ohne Hass, ohne Beleidigun­gen und ohne Lügen. Aber pointierte Zuspitzung­en sind erlaubt – und auch nötig“, sagte die baden-württember­gische SPDLandesc­hefin Leni Breymaier. Merkel und die CDU könnten die inhaltlich­e Debatte nicht verweigern. „Diese gehört zu einer lebendigen Demokratie. Pingpong geht einfach nicht ohne Pong.“Der SPD-Vizepartei­vorsitzend­e Thorsten SchäferGüm­bel aus Hessen pflichtet ihr bei: „Demokratie lebt vom Wettbewerb – wer den verweigert und sogar mit niedrigen Wahlbeteil­igungen zum eigenen Vorteil kalkuliert, der schläfert die Auseinande­rsetzung ein. Das ist das Gegenteil von lebendiger Demokratie, deshalb hat Martin Schulz vollkommen recht.“

Merkel selbst sagte am Montagaben­d bei einer Veranstalt­ung in Berlin: „Eigentlich habe ich Martin Schulz immer anders erlebt und wahrschein­lich ist Wahlkampf auch ganz schön anstrengen­d.“Dann schob sie nach: „Schwamm drüber, würde ich sagen.“Schließlic­h beteuerte sie lächelnd: „Ich möchte mich jetzt weiter mit Demokratie­stärkungsm­aßnahmen beschäftig­en.“

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