Nierentumore entwickeln sich oft unbemerkt
Eine Operation ist im Krankheitsfall unerlässlich – Als beste Prophylaxe gilt ein gesunder Lebensstil
BERLIN (sz) - Nierenkrebs ist die dritthäufigste Tumorerkrankung, mit der Deutschlands Urologen in Praxen und Kliniken konfrontiert sind. Nach Angaben des RobertKoch-Instituts (RKI) sind davon zumeist ältere Menschen und darunter wiederum doppelt so viele Männer wie Frauen betroffen. Das RKI rechnet mit 16 500 Neuerkrankungen für 2016.
Früh erkannt, lassen sich Nierentumoren heute gut behandeln und die Prognose für die meisten Patienten ist günstig, teilen die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) und der Berufsverband der Deutschen Urologen (BDU) anlässlich des Welt-Nierenkrebs-Tages mit, der vergangene Woche erstmals stattgefunden hat. Beide Organisationen betonen jedoch zugleich die Bedeutung der Prävention von Nierentumoren – und damit besonders Fragen des individuellen Lebensstils.
Ursachen noch ungeklärt
„Die Ursachen für die Entstehung von Nierenkrebs – zu 90 Prozent handelt es sich dabei um Nierenzellkarzinome – sind noch nicht geklärt. Aber es gibt Risikofaktoren wie etwa Rauchen, Übergewicht, Bluthochdruck und Mangel an körperlicher Aktivität, die laut S3-Leitlinie zum Nierenkrebs als begünstigend erkannt sind. Diese Faktoren sind beeinflussbar, und hier sollte Prävention ansetzen“, sagt BDU-Präsident Axel Schroeder. Nicht beeinflussbare Risikofaktoren seien ein dauerhaftes Versagen der Nierenfunktion und eine erbliche Vorbelastung, die jedoch selten vorkomme. „Umso mehr Bedeutung erhält eine gesunde Lebensführung bei der Prävention von Nierenkrebs.“
Im frühen und im lokal fortgeschrittenen Stadium machen Nierentumoren keine Symptome. Sie werden bei Ultraschalluntersuchungen des Bauchraumes oft eher beiläufig entdeckt, woran stetig verbesserte bildgebende Verfahren ihren Anteil haben. Treten bereits Beschwerden wie etwa Schmerzen im seitlichen Rückenbereich oder blutiger Urin auf, ist der Krebs häufig schon weit fortgeschritten und hat oft bereits Metastasen gestreut. Obwohl das statistische Durchschnittsalter bei der Erstdiagnose von Nierentumoren relativ hoch ist – bei Männern sind es 68, bei Frauen 72 Jahre – befindet sich das Karzinom bei seiner Entdeckung in 75 Prozent aller Fälle noch in einem frühen Stadium mit entsprechend günstiger Prognose für den Krankheitsverlauf.
Breites Behandlungsspektrum
Sowohl Nierentumoren im frühen und lokal fortgeschrittenen Stadium als auch Nierenkrebs im metastasierten Stadium werden nach der ärztlichen S3-Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Nierenzellkarzinoms behandelt, die 2015 federführend von der DGU und von der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO) erstellt und gerade aktualisiert worden ist. Das Spektrum der Behandlungsmöglichkeiten ist breit und spannt sich von aktiver Überwachung über verschiedene Operationsverfahren bis zu komplexen systemischen Therapien.
„Im frühen oder lokal fortgeschrittenen Stadium sind Operationen, minimal-invasiv und nach Möglichkeit organerhaltend, immer noch alternativlos“, sagt DGU-Pressesprecher Professor Christian Wülfing. Außerdem sei eine regelmäßige Nachsorge gemäß der S3-Leitlinie wichtig, um gegebenenfalls Rezidive, also ein Wiederauftreten der Krankheit, früh zu erkennen. Der urologische Chefarzt weiter: „Für die metastasierten Tumoren sind inzwischen zehn Medikamente zugelassen. Durch gezielte Krebstherapie und kluge Kombination neuer Präparate werden die Überlebenszeiten der Patienten länger.“