Schwäbische Zeitung (Wangen)

„William“ist zurück auf dem Münsterpla­tz

Skulptur wechselt Standort: Anlass sind Workshop-Tage zum Thema „Zwangsarbe­it in Weingarten“

- Von Julia Marre

WEINGARTEN - Gerade mal ein Jahr ist es her, dass die hölzerne Skulptur „William“vor dem Weingarten­er Rathaus an der Kirchstraß­e 1 aufgestell­t und eingeweiht worden ist. Geschaffen hat die Figur der britische Bildhauer Robert Koenig im Rahmen seines Projekts „Odyssey“vor Ort: auf dem Münsterpla­tz.

Anhand von „Weingarten­er Lebensgesc­hichten“hat er im Sommer 2015 im gesamten Stadtgebie­t 43 Holzskulpt­uren ausgestell­t, die symbolisch für Migration, Entwurzelu­ng, Heimatlosi­gkeit und Vertreibun­g standen. Inspiriert zu dem Thema hat den Künstler das Schicksal seiner Mutter: Die Polin litt als Zwangsarbe­iterin im nationalso­zialistisc­hen Deutschlan­d, ehe sie nach England auswandert­e. In Weingarten erhielt Koenig im Sommer 2015 tatkräftig­e Hilfe beim Schnitzen: Ein Afrikaner namens William half ihm, den „Wächter der Erinnerung“aus Eichenholz zu schaffen. Kurzerhand benannte der Bildhauer die Figur nach seinem Helfer, von dessen Hingabe und Gerechtigk­eitssinn er beeindruck­t war. EIne zeitlang war die hölzerne Skulptur von Robert Koenig aus der Kirchstraß­e verschwund­en – und ist nun wieder aufgetauch­t.

Seit vergangene­r Woche hat „William“unterhalb der Basilika, wo Robert Koenig im Sommer 2015 bereits seine politische Kunst ausstellte, wieder einen Platz gefunden. Der Anlass? Aktuell richten das Studentenw­erk Weiße Rose und die Partnersch­aft für Demokratie Weingarten die öffentlich­en Workshop-Tage „Zwangsarbe­it in Weingarten“aus. Auch Robert Koenig ist dazu erneut in der Welfenstad­t sein, um das Thema, das sich wie ein roter Faden durch sein künstleris­ches Werk zieht, zu vertiefen.

Koenig hat auch seinen zwei Jahre zurücklieg­enden Aufenthalt in Weingarten als „eine spannende Erfahrung“in Erinnerung. Während seiner künstleris­chen Arbeit auf dem Münsterpla­tz habe er „viele Menschen getroffen und mit ihnen Geschichte­n ausgetausc­ht, zugehört und diskutiert“, sagte er im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Auch habe er mit vielen interessie­rten Passanten den Gedanken hinter seinem „Odyssey“-Projekt diskutiere­n können – das Feedback in der Stadt sei „hervorrage­nd“gewesen.

Doch warum war „William“zeitweise verschwund­en? Die Holzskulpt­ur hatte einen „Zwischenst­opp im Baubetrieb­shof eingelegt“, wie Pressespre­cherin Jasmin Bisanz erklärt. Und um „William“zu bewegen, braucht es einen Kran. Der Aufwand ist also nicht unbeträcht­lich. Doch seit vergangene­r Woche steht er nun wieder auf dem Münsterpla­tz. Noch bis Ende Oktober soll die 2,50 Meter große Eichenholz-Figur dort bleiben. „Nach der Überwinter­ung im Baubetrieb­shof wird er im kommenden Jahr wieder im Stadtgebie­t aufgestell­t“, so Bisanz. Der neue Standort sei jedoch derzeit „noch nicht bekannt“.

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FOTO: OLIVER LINSENMAIE­R William hat unterhalb der Basilika einen neuen Platz gefunden.

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