„Ich bin ein Freigeist mit wenig Fixkosten“
Festspiel-Porträts – Heute: Schauspieler Florian Hackspiel
WANGEN (sz) - Die Festspiele Wangen zeigen im Sommer „Viel Lärm um nichts“von William Shakespeare und „Der gestiefelte Kater“nach Motiven aus dem Volksmärchen der Brüder Grimm. Die SZ stellt in loser Folge die Akteure vor. Heute Florian Hackspiel. Er wird den Erzähler im Familienstück, sowie den Borachio, Don Johns Begleiter, und Bruder Franz, einen Mönch, im Abendstück spielen.
Florian Hackspiel ist gebürtiger Innsbrucker, hat in Graz an der Kunstuniversität Schauspiel studiert und wohnt heute in Wien. Wobei die Frage, wo er lebe, für Hackspiel nicht einfach zu beantworten ist: „Ich lebe in Wien, produziere in Innsbruck, probe grade in Berlin und letzten Herbst war ich drei Monate in Wuppertal engagiert.“Er lacht und fügt hinzu: „Ich bin ein Freigeist mit wenig Fixkosten – ich bin buchbar!“
An den Wuppertaler Bühnen traf Florian Hackspiel 2016 Peter Raffalt, den Künstlerischen Leiter der Festspiele Wangen, der ihn – ganz klassisch – ins Allgäu „mitgenommen“hat. Das Engagement beim Theater im Zunftwinkel führt Hackspiel in eine Region, die er bereits kennt, denn er gastierte zuvor in Memmingen und Augsburg und inszenierte die letzten beiden Jahre den Überlinger Opernsommer. „Ich habe wirklich Lust, den Sommer hier zu verbringen!“, sagt er. Theater ist für den Schauspieler und Regisseur nicht nur Unterhaltung. Als Produzent bringt er mit seinem „Theater Melone“in Innsbruck zeitgenössische Stücke heraus. „Ich schaue Nachrichten, ich bin ein denkender Mensch, Theater ist für mich ein Tool – ein Werkzeug – für ein gesellschaftspolitisches Statement“, erklärt er. Im April hat er sich in „Make your heart beat again“mit den aktuell brennenden Themen Rechtspopulismus, Plastikmüll, Krieg und Ressourcenverschwendung beschäftigt.
Noch während die Proben für die Festspiele Wangen starteten, fuhr er zwischen dem Allgäu und Berlin hin und her. Der Grund war die Kinderoper der Berliner Philharmoniker unter Sir Simon Rattle „Zum Mond und zurück“, in der er mitwirkte. „Ich liebe es, immer wieder neu in etwas hineinzukommen“, sagt der 34-Jährige, wozu das eindrucksvolle Projekt in Berlin eine interessante Möglichkeit war.
Ausgleich vom Job bieten ihm Bergwandern oder auch Tischtennis. „Und wenn ich Zeit habe, spiele ich Cello. Die Wahrheit ist aber, dass ich dafür fast nie Zeit habe.“Sagt’s, lacht und ist auf dem Sprung.