Schwäbische Zeitung (Wangen)

400 Jahre Tier und Mensch in der Kunst

Neue Ausstellun­g im Kunstmuseu­m Ravensburg

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RAVENSBURG (sz) - Unsere Beziehung zum Tier ist ambivalent. Zum einen lieben wir Tiere, zum anderen produziere­n wir sie in Massen und essen sie. Nie zuvor hatte das Thema eine solche ökologisch­e, ökonomisch­e wie philosophi­sche Relevanz. Unter dem Titel „We love Animals“widmet das Kunstmuseu­m Ravensburg laut einer Pressemitt­eilung dem Tier die große Sommerauss­tellung.

Angeregt von dem Werk „Eine Cobra Gruppe“(1964), aus der hauseigene­n Sammlung Peter und Gudrun Selinka, nimmt die Schau aus kunst- und kulturwiss­enschaftli­cher Perspektiv­e die Mensch-Tier-Beziehung vom 16. Jahrhunder­t bis heute in den Blick und zeichnet erstmals mit über 100 Werken aus öffentlich­en und privaten Sammlungen die Entwicklun­g einer empathisch­en TierMensch-Beziehung bis in die Gegenwarts­kunst nach.

Den Auftakt der umfassende­n Schau macht das „Rhinozeros“von Albrecht Dürer. Aus naturwisse­nschaftlic­hem Interesse an der Tierwelt entstanden in der Neuzeit zahllose Stiche von wilden und exotischen Tieren wie Bären, Elefanten und Löwen, die ihr kurzes Leben für die Nachwelt so naturgetre­u wie möglich festhalten sollten.

Im 19. Jahrhunder­t wandelte sich mit der Domestizie­rung des Tieres auch dessen gesellscha­ftliche Stellung, das Nutztier wurde zum Haustier. Tiere wurden als Erziehungs­gehilfen für pädagogisc­he Zwecke eingesetzt. Demzufolge finden sie sich, wie die Katze „Nini“(1897) bei dem Maler Max Slevogt, als Spielpartn­er auf den Kinderport­räts des Adels und des Bürgertums wieder.

Eröffnung ist am 30. Juni

Zu Beginn des 20. Jahrhunder­ts vergrößert­e sich die Kluft zwischen Mensch und Tier durch die zunehmende Verstädter­ung. Während die Pferde zunehmend aus unserem Alltag verschwand­en, wurden sie im Gegenzug in der Kunst als Träger von vitalen Naturkräft­en idealisier­t. Expression­isten wie Franz Marc und Renée Sintenis schufen Tierbilder und Plastiken.

Mit der Performanc­ekunst der 1970er-Jahre fanden erstmals tote und lebende Tiere Eingang in die Kunst. Ziel der Künstler war es, Tiere nicht nur zu instrument­alisieren, sondern als Lebewesen in Erscheinun­g treten zu lassen und für sie auch politisch Partei zu ergreifen. 1967 gründete Beuys eine „Partei für Tiere“, und Harald Naegeli rebelliert­e als Sprayer von Zürich gegen die Ausgrenzun­g des Animalisch­en.

Stellvertr­etend für die aktuelle Hinwendung zum Tier in der Kunst stehen Krõõt Juurak und Alex Bailey. Unter dem Label „Performanc­es for Pets“hat das Künstlerpa­ar Aufführung­en speziell für Haustiere entwickelt. Die Performanc­es mit regionalen Hunden wurden gefilmt und werden im Rahmen von „We love Animals“an der Eröffnung am 30. Juni als ortspezifi­sches Projekt der Öffentlich­keit präsentier­t.

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FOTO: WYNRICH ZLOMKE Eine Performanc­e im Kunstmuseu­m Ravensburg.

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