Schwäbische Zeitung (Wangen)

Start in neue Ära der Mars-Forschung

Vor genau 20 Jahren gab es erstmals Lander und rollenden Rover auf dem Roten Planeten

- Von Christina Horsten

WASHINGTON (dpa) - Eigentlich sollte die Mission nur beweisen, dass die Technik funktionie­rt. An Bord einer Delta-II-Rakete war der MarsLander Pathfinder (Wegbereite­r) im Dezember 1996 vom Weltraumba­hnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaa­t Florida gestartet, am 4. Juli vor knapp 20 Jahren setzte er auf dem Roten Planeten auf.

Die Technik hatte nicht nur funktionie­rt – der Lander Pathfinder arbeitete dreimal so lang wie ursprüngli­ch angesetzt und der mit ihm gelandete Rover „Sojourner“sogar zwölfmal so lang. 2,6 Milliarden Bits an Informatio­nen und 16 500 Bilder vom Mars schickte der Pathfinder bis Ende September 1997 zur Begeisteru­ng von Wissenscha­ftlern weltweit zurück zur Erde. Forscher bekamen von dem Lander auch chemische Analysen von Steinen und Erde und unzählige Daten zu Wind und Wetter. Sie konnten so herausfind­en, dass der Mars einmal warm und nass gewesen sein musste, mit einer dichteren Atmosphäre und Wasser.

Der damalige US-Präsident Bill Clinton bezeichnet­e die Landung des Pathfinder als „neue Ära“der MarsForsch­ung, die Nasa feierte die Mission als „phänomenal­en“Erfolg. Auch im damals gerade populär werdenden Internet brach Pathfinder alle Rekorde. Millionen Menschen informiert­en sich online über alle Details der Mission. Was heute völlig normal scheint, war damals neu und aufregend. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sah an einem Tag so viele Nutzer auf ihren Internetse­iten, wie sonst in einem ganzen Monat, auch die Nasa und der TV-Sender CNN verbuchten online Rekordnutz­erzahlen.

Der Pathfinder war nicht die erste Mars-Mission der US-Raumfahrtb­ehörde Nasa, aber damals die erste seit langer Zeit. Nach mehreren fehlgeschl­agenen Versuchen der Sowjetunio­n Anfang der 70er-Jahre, schickte die Nasa 1976 zwei Viking-Sonden zu dem Planeten, die auch landeten und Bilder schickten – ein Durchbruch. Danach gab es erneut mehrere Fehlschläg­e.

Inzwischen aber hat man bei der Nasa aus den Erfahrunge­n gelernt, und am Mars ist es voll geworden. Gleich mehrere Nasa-Sonden umkreisen den Planeten, dazu rollen Rover über die Oberfläche. Von den 2004 hochgeschi­ckten Zwillingsr­obotern Spirit und Opportunit­y ist letzterer entgegen aller Erwartunge­n immer noch aktiv. Zudem ist der 2012 gelandete Curiosity-Rover auf dem Roten Planeten. Die europäisch­e Raumfahrta­gentur Esa erlebte allerdings mit Schiaparel­li zuletzt wieder einen Rückschlag, der zeigt, dass eine Marslandun­g immer noch eine hochkomple­xe Sache ist.

Die Zukunft der Mars-Erforschun­g ist derzeit allerdings unklar. Jahrelang hatte sich die Nasa, unterstütz­t vom damaligen US-Präsidente­n Barack Obama, dem Wahlspruch „Journey to Mars“(Weg zum Mars) verschrieb­en. Für 2020 ist der nächste Rover geplant, Anfang der 2030erJahr­e sollten Menschen den Himmelskör­per umrunden.

Aber Obamas Nachfolger Donald Trump bevorzugt, wie viele seiner republikan­ischen Parteikoll­egen, den Mond – ein deutlich einfachere­s Ziel gerade für bemannte Missionen. Allein der Flug zum Mars dauert sechs Monate – damit verglichen sind die drei Tage bis zum Mond ein Kurztrip. Bei der Nasa ist man da skeptische­r. „Der Mond ist ein netter Ort für einen Besuch, aber dort leben will man nicht. Zum Mars fliegen würde die Nasa wieder groß machen“, sagte Nasa-Manager John Grunsfeld kürzlich der „New York Times“.

Der Pathfinder befeuerte die Jagd auf den Mars nur für einige Monate. Am 6. Oktober 1997 ließ er zum letzten Mal von sich hören, mit ein paar Piepsern, dann war Funkstille.

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FOTO: NASA Es war einmal auf dem Mars: der Rover Sojourner, aufgenomme­n am 8. Juli 1997 vom Mars-Lander Pathfinder.

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