Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Es ging sofort ans Eingemacht­e“

Memminger Oberbürger­meister Manfred Schilder ist jetzt seit 100 Tagen im Amt

- Von Helmut Kustermann

MEMMINGEN - Eigentlich, sagt Manfred Schilder, gebe es für einen Neuling ja eine „Phase, um sich zu akklimatis­ieren und anzukommen“. Doch er sei anders gestartet: „Es ging sofort ans Eingemacht­e. Es war klar, dass man rasch entscheide­n muss.“Gerade die geplante Ansiedlung einer Ikea-Filiale mit Fachmarkt-Zentrum hat Schilder stark in Beschlag genommen. Der CSUMann ist jetzt seit 100 Tagen der Chef im Rathaus.

Mit Schilder wurde ein waschechte­r Memminger zum Oberbürger­meister gewählt. Der 59-Jährige hat fast sein gesamtes bisheriges Leben hier verbracht. Er hält es für einen „unschätzba­ren Vorteil, wenn man Strukturen und Beziehunge­n kennt“. Bei einem Einheimisc­hen sei „die Hürde, ihn anzusprech­en, sicherlich etwas niedriger“, sagt Schilder. Er habe es aber noch nicht erlebt, „dass jemand einen Freundscha­ftsdienst von mir erwartet“.

Im Gegenteil, mancher begegne ihm nun vorsichtig­er als früher: „Es gibt Leute, die ich lange kenne und mich jetzt fragen, ob sie mich weiterhin duzen dürfen“, erzählt Schilder. Natürlich dürfen sie das, fügt der Oberbürger­meister hinzu, schließlic­h sei er im neuen Amt kein anderer Mensch geworden.

An politische­n Herausford­erungen gab es in der ersten Phase von Schilders Amtszeit keinen Mangel. Beispiel Weinmarkt: Nach jahrelange­n Diskussion­en hat der Memminger Stadtrat im Mai beschlosse­n, dass dieser Platz probeweise an Wochenende­n für den Verkehr gesperrt werden soll. In der Folge hat Schilder gleich die These bestätigt bekommen, dass es ein Oberbürger­meister nicht jedem recht machen kann: Die einen hätten ihm auf die Schulter geklopft, erzählt der CSUKommuna­lpolitiker, die anderen hätten die Frage gestellt, wie man bloß eine solche Entscheidu­ng treffen könne.

Das Top-Thema in Schilders ersten 100 Tagen als Rathausche­f war jedoch die geplante Ikea-Filiale mit Fachmarkt-Zentrum. Der Oberbürger­meister spricht von „harten Verhandlun­gen“mit dem Möbelkonze­rn. Die Streitfrag­e entzündet sich daran, welche Sortimente in den Fachmärkte­n angeboten werden sollen. Innerstädt­ische Händler befürchten eine zu große Konkurrenz auf der grünen Wiese. Wie berichtet, will Ikea weitere Zugeständn­isse machen und die Fläche für Bekleidung nochmals auf die Hälfte reduzieren. Einen Grundsatz-Beschluss zu Ikea wird der Stadtrat vermutlich in seiner Sitzung am 18. Juli fassen.

„Brauche gewissen Anspruch“

Überrascht hat der neue Oberbürger­meister in der Klinikenfr­age. Er formuliert­e die Idee, in einem gemeinsame­n Krankenhau­s-Unternehme­n mit dem Unterallgä­u die höchste Versorgung­sstufe anzustrebe­n. Für die Patienten würde dies bedeuten, dass sich das medizinisc­he Angebot vergrößert. Krankenhäu­ser dieser Kategorie sind in der Regel die Uniklinike­n. Auf die Frage, ob dieses Ziel nicht etwas zu hoch gesteckt sei, antwortet Schilder: „Ich brauche einen gewissen Anspruch.“Ihm sei es lieber, im Zweifelsfa­ll etwas zurückzuru­dern, als vornherein mit wenig zufrieden zu sein. Ambitionen hegt Manfred Schilder auch beim Wohnungsba­u: „Ein relativ dickes Brett“, ist sich der Rathausche­f bewusst. „Beim Wohnbau passiert zwar viel, aber es gibt ja auch Zuzug. Die Frage ist, wie es gelingt, die Menschen unterzubri­ngen.“Dies gelte gerade auch für junge Familien.

Doch für einen Oberbürger­meister geht es nicht nur darum, in ungezählte­n Sitzungen politische Probleme zu wälzen. „Der Kontakt zu den Menschen ist mir extrem wichtig. Ich gehe auch noch zu Fuß durch die Fußgängerz­one“, sagt Schilder. Besonders positiv in Erinnerung hat er die Begegnung mit französisc­hen Gästen im Rathaus.

Zu feiern gab es Jubiläen von Partnersch­aften mit der Memminger Feuerwehr und dem Amendinger Musikverei­n. Da hätten sich „echte Freundscha­ften über Ländergren­zen hinweg“entwickelt, schwärmt Schilder.

Manchmal wünsche er sich, für solche Begegnunge­n mehr Zeit zu haben, sagt der Oberbürger­meister. Doch der Terminkale­nder diktiert jeden Arbeitstag des neuen Rathausche­fs: „Allen Erwartunge­n gerecht zu werden, ist eine sportliche Aufgabe.“Doch das hat Schilder nicht überrascht: „Mir war von Anfang an klar, welcher Aufwand mit diesem Amt verbunden ist.“

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FOTO: BRIGITTE HEFELE-BEITLICH Wie soll die Zusammenar­beit des Memminger Klinikums (Foto) mit den Unterallgä­uer Kreisklini­ken künftig aussehen? Dies ist eines der Themen, mit denen sich der neue Oberbürger­meister Manfred Schilder beschäftig­en muss.
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Manfred Schilder

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