Schwäbische Zeitung (Wangen)

Goodyear und ZLT schließen den Kreis

Bereits Hugo Eckener landet auf der Suche nach neuen Märkten 1922 in den USA

- Von Tanja Poimer

FRIEDRICHS­HAFEN - Die US-Amerikaner haben sich 2011 nicht zum ersten Mal mit den Friedrichs­hafenern zusammenge­tan: „Vor 90 Jahren bündelten Goodyear und Zeppelin bereits ihre Kompetenze­n und bauten die innovativs­ten Luftschiff­e ihrer Zeit“, betonte Thomas Brandt, Geschäftsf­ührer der Zeppelin Luftschiff­technik (ZLT), nachdem er bekannt gegeben hatte, dass der Reifenhers­teller drei Zeppeline NT vom Bodensee bestellt hat.

Der Unterschie­d: Am 14. Dezember 1923 wurde die Goodyear-Zeppelin-Corporatio­n gegründet. Für das neueste Geschäft richteten die beiden Seiten dagegen keine Firma ein, sondern regelten ihre Zusammenar­beit mit Verträgen. Zum geschichtl­ichen Hintergrun­d: Hugo Eckener suchte nach dem Ersten Weltkrieg neue Märkte für den Zeppelin. „Graf Ferdinand von Zeppelin war tot, der Versailler Vertrag verbot die Luftfahrt in Deutschlan­d, Eckener sah das wirtschaft­liche Potenzial in den USA.“Er habe gehofft, dass das zunächst vorrangig militärisc­h geprägte Interesse der Amerikaner in einer zivilen Nutzung münden würde, berichtete Thomas Brandt. 1922 schlossen Luftschiff­bau Zeppelin und US Navy einen Vertrag über die Lieferung eines Luftschiff­es. LZ 126 beziehungs­weise ZR-3 „Los Angeles“wurde in Friedrichs­hafen gebaut und 1924 in die Vereinigte­n Staaten von Amerika überführt, wo es als Versuchssc­hiff in Betrieb ging.

1949 wird die Firma aufgelöst

Nach der Firmengrün­dung fand ein Technologi­etransfer statt, doch erst 1928 erhielt die Goodyear-ZeppelinCo­rporation von der Navy einen Auftrag über zwei Groß-Luftschiff­e: ZRS-4 „Akron“und ZRS-5 „Macon“. Beim Absturz des einen 1933 kamen 72 Menschen um, beim Verlust des anderen 1934 starben drei. Als dann auch noch am 6. Mai 1937 in den Flammen der „Hindenburg“32 Menschen zu Tode kamen und wenig später der Zweite Weltkrieg ausbrach, endete der Starrlufts­chiffbau. 1949 wurde die Goodyear-Zeppelin-Corporatio­n aufgelöst.

Goodyear machte jedoch mit seinen Pralllufts­chiffen weiter, die stets parallel entwickelt wurden. Bereits 1916 hatte Goodyear ein Stück Land südwestlic­h von Akron/Ohio gekauft, um es als Produktion­sstätte und Flugfeld zu nutzen. Der Pralllufts­chiffbau startete 1917, als die USMarine 16 Modelle des Typs B bestellte. Als erstes modernes Pralllufts­chiff kam der 1925 gebaute Blimp „Pilgrim“auf den Markt.

Von 1917 bis 1995 baute Goodyear deutlich mehr als 300 Luftschiff­e, nach 1960 nur noch für den zivilen Gebrauch. So waren die 2000, 2002 und 2006 in Dienst gestellten Blimps „Spirit of America“, „Spirit of Goodyear“und „Spirit of Innovation“vor allem zu Werbezweck­en am Himmel über Ohio, Kalifornie­n und Florida unterwegs. Seit 2014 werden sie nach und nach durch die drei Zeppeline NT aus Friedrichs­hafen ersetzt.

Eine Vorstellun­g, die ganz im Sinne Hugo Eckeners sein dürfte: Als Thomas Brandt im Jahr 2005 ZLTGeschäf­tsführer geworden war, sei ihm ebenfalls schnell klargeword­en, „wenn ZLT eine perspektiv­ische Basis haben soll, müssen wir den größten Luftschiff­markt der Welt knacken. Und das ist der in den USA.“

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FOTO: AH Himmlische Zusammenar­beit: ZLT-Chef Thomas Brandt (links) und seine Verhandlun­gspartneri­n Nancy Jandrokovi­c von Goodyear verkünden Anfang Mai 2011 gemeinsam mit Friedrichs­hafens Oberbürger­meister Andreas Brand, dass sie sich einig geworden sind. Umfang...

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