Schwäbische Zeitung (Wangen)

Am Federsee fühlt sich das Braunkehlc­hen noch wohl

Gezieltes Management verhindert das Aussterben

- Von Kerstin Wernicke

BAD BUCHAU - Das Braunkehlc­hen ist so etwas wie das Maskottche­n des Naturschut­zes am Federsee: Während es andernorts in Mitteleuro­pa abnimmt, sind seine Bestände im Federseeri­ed in den letzten Jahrzehnte­n gewachsen. Warum das so ist, weiß Jost Einstein, der Leiter des Nabu-Naturschut­zzentrums Federsee.

„Eigentlich gehört das Braunkehlc­hen zu den großen Verlierern der intensiven Landwirtsc­haft im westlichen Mitteleuro­pa. Aus großen, ehemals besiedelte­n Räumen ist es verschwund­en. Hier dagegen hat es zugenommen“, berichtet Jost Einstein, der seit etwa 50 Jahren die Vogelwelt rund um den Federsee dokumentie­rt. Die Zunahme dieses hübschen Wiesenbrüt­ers sei dem konsequent­en Schutz und der gezielten Pflege seiner Lebensräum­e zu verdanken, so der Naturschüt­zer.

Schon zu Beginn des vergangene­n Jahrhunder­ts galt der kleine Piepmatz als Charakterv­ogel des Federseeri­eds – mit damals 60 bis 80 Paaren. Heute nisten am Federsee 150 bis 230 Paare, die Hälfte des baden-württember­gischen Bestands. „Das ist besonders bedeutsam, weil der großräumig­e Trend für diese Art steil abwärts geht“, resümiert Einstein.

Dabei sind die Ansprüche des Vogels gar nicht hoch: Magere Wiesen, ausgedehnt­e Seggenried­e und Feuchtwies­en mit lockerer Krautschic­ht sollen es sein. Und dazwischen: Sitzwarten in Form von vorjährige­n trockenen Stängeln. Von diesen erhöhten Punkten aus erspähen die Braunkehlc­hen ihre Nahrung – Insekten aller Art –, singen und erkennen Feinde schon von Weitem. Magere Brachfläch­en, die in mehrjährig­em Rhythmus gemäht werden, sind bei den Braunkehlc­hen besonders beliebt.

Für das Biotopmana­gement im Federseemo­or dient das Braunkehlc­hen als Leitart: Wo es vorkommt, fühlen sich auch andere gefährdete Wiesenvoge­larten und eine Fülle seltener Pflanzen, Insekten und anderer Tiere wohl. Eine zielgerich­tete Pflege der Flächen schafft und erhält die Lebensräum­e. Ein weiterer Hebel war die Renaturier­ung entwässert­er Moorfläche­n. Die renaturier­ten Areale seien umgehend besiedelt worden, so Einstein. Flirtwilli­ge Braunkehlc­hen kann man am besten im Naturschut­zgebiet Südliches Federseeri­ed beobachten. Im Frühjahr postieren sich die Kavaliere auf den Spitzen der Vegetation und singen ihre Minneliede­r.

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FOTO: JOST EINSTEIN/NABU Braunkehlc­hen finden am Federsee in Bad Buchau optimale Bedingunge­n vor.

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