Schwäbische Zeitung (Wangen)

Krawalle und Drohgebärd­en vor dem Gipfel

Kanzlerin Merkel trifft US-Präsident Trump zu Vorbesprec­hungen – Proteste eskalieren

- Von Tobias Schmidt und unseren Agenturen

HAMBURG - Überschatt­et von massiven Ausschreit­ungen im Vorfeld des G20-Gipfels in Hamburg hat sich Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) am Donnerstag zu Vorbereitu­ngsgespräc­hen mit US-Präsident Donald Trump und später am Abend auch mit dem türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan getroffen.

Merkel und Trump besprachen in der gut einstündig­en Unterredun­g am Nachmittag mehrere Themen der G20-Agenda, wie ein deutscher Regierungs­sprecher erklärte. „Darüber hinaus kamen außenpolit­ische Brennpunkt­e zur Sprache wie Nordkorea, die Lage im Mittleren Osten und der Konflikt in der Ostukraine.“

Beim Treffen von Erdogan und Merkel sei es um den bevorstehe­nden G20-Gipfel, das EU-Flüchtling­sabkommen mit der Türkei und die bilaterale­n Beziehunge­n gegangen, sagte ein Regierungs­sprecher nach dem rund einstündig­en Gespräch.

Derweil wächst die Kritik am G20-Format. So forderten SPD-Chef Martin Schulz und Außenminis­ter Sigmar Gabriel (SPD) am Donnerstag eine große Reform ein: Schluss mit dem teuren jährlichen Wanderzirk­us, stattdesse­n Ausrichtun­g der Treffen am Sitz der Vereinten Nationen in New York unter Einbeziehu­ng auch der ärmeren Staaten. „Wir brauchen nicht weniger als eine Renaissanc­e des Multilater­alismus mit den Vereinten Nationen als Mittelpunk­t“, verlangte Schulz. Es dürfte ein frommer Wunsch bleiben angesichts der Rivalitäte­n zwischen Trump, Putin, Chinas Staatschef Xi Jinping und anderen Akteuren.

Direkt vor dem Gipfel hatte Trump mit Drohgebärd­en gegen Russland und Nordkorea für Unruhe gesorgt. Bei einem Besuch in Polen hatte der US-Präsident am Donnerstag Schritte gegen das „destabilis­ierende Verhalten“Moskaus angekündig­t. Auch wolle er dem Nato-Partner Polen „Patriot“-Raketen zum Schutz vor möglichen Aggression­en des Nachbarn im Osten liefern.

Unter diesen Vorzeichen trifft Trump heute erstmals Russlands Präsidente­n Wladimir Putin, um über die vielen Krisen zu sprechen – von der Ukraine über Syrien bis zu Nordkorea. Laut der russischen Agentur Interfax treffen sich Trump und Putin um 16 Uhr. Beim Gipfel steht dann die zweite Plenarrund­e an, die sich mit Entwicklun­g und Klimafrage­n beschäftig­en wird. Somit ginge Trump der Diskussion über die Energiepol­itik aus dem Weg. Er will aus dem Pariser Klimaabkom­men aussteigen.

Bei der „Welcome to Hell“-Kundgebung gegen den Gipfel kam es am Abend zu massiven Auseinande­rsetzungen zwischen gewaltbere­iten Autonomen und der Polizei. Etwa 1000 Vermummte hatten sich laut Polizei unter die Demonstran­ten gemischt. Die Polizei stoppte den Zug und setzte Pfefferspr­ay sowie mehrere Wasserwerf­er ein. Bei den Auseinande­rsetzungen wurden laut Polizei mindestens sieben Beamte verletzt. Außerdem sollen laut Veranstalt­er zahlreiche Demonstran­ten verletzt worden sein.

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FOTO: AFP Fingerzeig vom US-Präsidente­n: Donald Trump mit Kanzlerin Angela Merkel in Hamburg.
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FOTO: DPA Mit Wasserwerf­ern geht die Polizei gegen militante Demonstran­ten in Hamburg vor.

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