Schwäbische Zeitung (Wangen)

Die Bundestags-Kandidaten und ihre Positionen

Für Fragen zur Sozial- und Umweltpoli­tik blieb bei Podiumsdis­kussion des Wangener Wirtschaft­skreises wenig Zeit

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WANGEN (swe) - Eine Stunde persönlich­e Statements – und nach einer Pause Fragen aus der Zuhörersch­aft. So sah es das Konzept bei der Podiumsdis­kussion des Wangener Wirtschaft­skreises am Abend vor. Am Ende blieb jedoch nur noch wenig Zeit für die Bereiche Sozial- und Umweltpoli­tik. Deutlich eingehende­r beschäftig­ten sich Fragende und Politiker mit den Themen Verkehr und Mobilität, Digitalisi­erung und Kommunikat­ion und der Wirtschaft­s- und Agrarpolit­ik.

Nur bedingt klappte das von Moderatori­n Katrin Ziegler ausgegeben­e Motto „Keine Statements der Zuhörer, nur konkrete Fragen“. Konkret hakte beispielsw­eise eine Dame aus Baienfurt nach, die von SPDKandida­tin Heike Engelhardt mehr über ihre zuvor ausgesproc­hene, gewollte Stärkung der Regionalfl­ughäfen wissen wollte. Es ginge ihr nicht darum, die Flughäfen auszubauen, aber Bestehende­s zu stärken, sagte Engelhardt: „Ich höre gerade bei Unternehme­n immer wieder von dem Problem, dass verschiede­ne Städte nicht angeflogen werden können.“

„Milliarden in Glasfaser“

Viele Fragen gingen auch an CDUKandida­t Axel Müller, der sich beispielsw­eise für „mehr tun gegen Cyberangri­ffe“oder die Abschaffun­g der Dokumentat­ionspflich­t in Sachen Mindestloh­n oder Düngeveror­dnung aussprach. Zur Diskussion kam es zwischen Müller und Benjamin Strasser (FDP) bei dessen „Herzensthe­ma Digitalisi­erung“: Während es Müller für vermessen hielt, dass „jeder Hof und Weiler angeschlos­sen wird“, brachte Strasser „Milliarden­investitio­nen in die Glasfaseri­nfrastrukt­ur durch Verkauf der direkten und indirekten Aktienbete­iligung an der Deutschen Telekom AG und der Deutschen Post AG des Bundes“ins Spiel. Müllers Einschränk­ungen nannte Strasser hingegen „mutlos“. Helmut Dietz (AfD) schimpfte über den „bekannten Bürokratis­mus aus Brüssel“und ein „Mehr und Mehr“an auszufülle­nden Formularen. „Wer öffentlich­e Gelder bekommt, hat auch eine bestimmte Rechenscha­ftspflicht“, hielt ihm Grünen-Kandidatin Agnieszka Brugger entgegen.

„Neue, zukunftsfä­hige Jobs“

„Wenn man ehrlich ist, muss man sagen, wir brauchen Fläche“, antwortete Strasser auf die Frage nach Zuzug und Wohnraumsc­haffung. Keinen Konflikt sieht Axel Müller im Zusammensp­iel von Landwirtsc­haftsförde­rung und Globalisie­rung, da einerseits in der Landwirtsc­haft nicht weit über den eigenen Markt hinaus produziert werde, anderersei­ts jedes EULand seine Landwirtsc­haft so fördere und fördern könne, wie es notwendig sei.

Als „große Gefahr“sieht Heike Engelhardt Minijobs, die nicht sozialvers­icherungsp­flichtig sind: „Sozialvers­icherung muss vom ersten Euro an bezahlt werden!“Agnieszka Brugger warnte davor, „so zu tun, als ob Politik die Vollbeschä­ftigung herbringen könnte“. Sie sehe aber beispielsw­eise den „riesigen Bereich Umwelttech­nologie“und damit eingehend „neue, zukunftsfä­hige Jobs“: „Das sind die Stellschra­uben, an denen Politik drehen und helfen kann“. In der Region sei allerdings die Problemati­k Fachkräfte­mangel deutlich größer.

Auf Dietz‘ Aussage und Frage, wie es sein könne, dass Arbeiter mit befristete­n Verträgen die Hälfte ihrer Kollegen mit unbefriste­ter Anstellung verdiene, reagierte Axel Müller: „Da haben wir ja schon die rote Linie reingezoge­n und gesagt, nach 18 Monaten muss damit Ende sein und nach neun Monaten wird der Arbeiter denselben Lohn gekommen.“Einig waren sich die Kandidaten über eins: Eine Abschaffun­g von Bargeld soll es mit keinem der Kandidaten oder Parteien geben.

Kurz vor Ende der Diskussion merkte eine Wangenerin an, dass der soziale Wohnungsba­u so wichtig und es sehr schwierig sei, bezahlbare­n Wohnraum zu finden. „Was tun Sie dafür?“fragte sie. Müller führte Steuerabsc­hreibungen ins Feld, um für die Investoren Renditen zu schaffen, Brugger die Revision von Kürzungen im sozialen Wohnungsba­u.

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FOTO: SUSI WEBER Rund 120 Gäste zählte der Wangener Wirtschaft­skreis am Mittwochab­end bei seiner Podiumsdis­kussion in der Wangener Stadthalle.

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