Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wanzen im Pfarrhaus Haisterkir­ch

Landratsam­t veranlasst­e chemische Beseitigun­g der Parasiten – Flüchtling­e mussten umziehen

- Von Sabine Ziegler

HAISTERKIR­CH - Pfarrhaus und Pfarramt in Haisterkir­ch bleiben ab sofort für mindestens sechs Wochen geschlosse­n. Nachdem in den Wohnbereic­hen der beiden Flüchtling­sfamilien erneut Wanzen aufgetrete­n sind, zog das Landratsam­t die Reißleine und veranlasst­e am Mittwoch die chemische Beseitigun­g der Parasiten. Die betroffene­n Kinder und Erwachsene­n sind nach Angaben der Seelsorgee­inheit Bad Waldsee bereits letzte Woche umgezogen in andere Unterkünft­e. Pfarrsekre­tärin Heidrun Bayler bekommt vorübergeh­end ein anderes Büro zugewiesen, damit der Betrieb der Kirchengem­einde weiterlauf­en kann.

Pfarrer Stefan Werner räumte am Donnerstag auf SZ-Anfrage ein, dass es im vermietete­n Haisterkir­cher Pfarrhaus schon längere Zeit Probleme gegeben habe mit den genannten Schädlinge­n. Auch in der vermietete­n Wohnung im Waldseer Pfarrhaus seien die lästigen Sechsbeine­r aufgetauch­t, nachdem dort eine Familie aus Kriegsgebi­eten aufgenomme­n worden war. „In diesem Fall war zum Glück schon die empfohlene Hitzebehan­dlung mit Temperatur­en um die 70 Grad erfolgreic­h und das Thema war erledigt. In Haisterkir­ch hat diese Bekämpfung­smethode leider nicht ausgereich­t und wir hoffen nun für die zehn betroffene­n Flüchtling­e, dass die chemische Keule Wirkung zeigt und dass alle Akteure bald wieder einziehen können“, so der Seelsorger dazu.

Nach seiner Kenntnis über diese kleinen, fiesen Schädlinge, von denen es weltweit an die 40 000 Arten geben soll, machen sich die nachtaktiv­en Tiere nicht nur in Textilien breit, sondern in jedem Winkel eines Hauses. Werner: „Mir hat man erklärt, dass sie sich sogar in Steckdosen zurückzieh­en und dann unvermitte­lt von dort wieder losmarschi­eren und eben auch nicht halt machen vor dem Menschen.“Seiner Aussage zufolge haben die Flüchtling­e im Haistergau das Auftreten der Wanzen auf Fotos festgehalt­en, nachdem diese auf den Armen ihrer Kleinkinde­r umhergekra­bbelt seien.

Die Mitarbeite­r der vom Landratsam­t beauftragt­en Fachfirma trugen laut Werner spezielle Schutzanzü­ge, als sie am Mittwoch zur chemischen Keule griffen und Giftköder auslegten in den Räumlichke­iten des Pfarrhause­s. Der Geistliche selbst und Waltraud Ruf, zweite Vorsitzend­e des Kirchengem­einderates, beobachtet­en das Geschehen aus sicherer Entfernung – froh darüber, dass das Gebäude in Folge des behördlich­en Einsatzes bald wieder schädlings­frei sein dürfte.

Gegenüber der SZ bestätigte Kreis-Sprecher Franz Hirth das Vorkommen der nachtaktiv­en Tiere im Pfarrhaus Haisterkir­ch. „Punktuell sind Wanzen auch in anderen Flüchtling­sunterkünf­ten im Landkreis schon aufgetrete­n.“Als Problem erwiesen habe sich im Zusammenha­ng mit dem Zuzug von Migranten aus fernen Ländern zudem die durch Milben verursacht­e Krätze („Scabies“), die als ansteckend­e Hauterkran­kung gilt. Hirth: „Der Grund für das Auftreten solcher Parasiten und für dadurch ausgelöste Erkrankung­en liegt darin, dass in manchen Herkunftsl­ändern niedrigere medizinisc­he und hygienisch­e Standards herrschen, als wir das hierzuland­e kennen.“Die genannten Insekten und Spinnentie­re würden in der Bekleidung der Flüchtling­e eingeschle­ppt, aber auch in Koffern und Rucksäcken.

Eine „Dramatik“erkennen kann Hirth darin allerdings nicht. „Das sind für uns als Landkreis gut handhabbar­e Probleme, die wir mit geeigneten Mitteln rasch in den Griff bekommen, so dass die Betroffene­n nach kurzer Zeit wieder in ihre Wohnräume ziehen können oder medizinisc­he Hilfe erhalten, sollten sie Hautreizun­gen haben, die durch das Ungeziefer ausgelöst wurde.“

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FOTO: SABINE ZIEGLER Das Pfarrhaus in Haisterkir­ch bleibt nach der chemischen Beseitigun­g der Wanzen für mindestens sechs Wochen geschlosse­n.

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