Riefs Besuch endet mit Eklat
Bundestagsabgeordneter entschuldigt sich für Aussage zur „Ehe für alle“
AICHSTETTEN - Es sollte ein ganz normaler Besuch des Bundestagsabgeordneten Josef Rief (CDU) in seinem Wahlkreis Biberach werden. Hände schütteln, ein offenes Ohr für potentielle Wähler demonstrieren und damit vielleicht schon den ein oder anderen Pluspunkt für die Wahl im Herbst sammeln. Doch der Besuch des Politikers in Aichstetten am Mittwoch endete mit einem Eklat. Eine Äußerung des Politikers zur „Ehe für alle“löste Proteste aus.
Ein Besuch beim Mittelstand mit Baustellenbesichtigung einer neuen Halle des Spielzeugherstellers Jamara, Rundgang durch das Unternehmen und anschließende Gesprächsrunde im Konferenzraum. Ein Standardtermin für den Politiker Josef Rief. Neben der Unternehmensleitung begrüßten auch Gemeinderäte und der Bürgermeister den Besuch aus Berlin – es herrschte eine lockere Atmosphäre, teils wird geduzt. Eigentlich geht es den Lokalpolitikern und Unternehmern um Probleme mit der Arbeitserlaubnis von Geflüchteten und verunsicherte Kunden aufgrund der Drohnenverordnung. Probleme, für die Rief Interesse signalisierte. Doch dann nahm der Termin eine unerwartete Wendung.
Denn gegen Ende der Runde animierte CDU-Ortsvorsitzender Josef Gretzinger den Abgeordneten sich zu seiner Haltung bei der Abstimmung zur „Ehe für alle“zu äußern. Rief hatte als einer von 225 CDU-Abgeordneten – und damit dem Großteil der Fraktion – mit Nein gestimmt. „Das ist eine Gewissensentscheidung“, so Rief. Die Debatte um die Ehe sei in Berlin schließlich schon viel weiter vorangeschritten. Dort diskutiere man ja bereits Partnerschaften mit mehr als nur zwei Partnern. Und dann fügte Rief den Satz hinzu, der im Zusammenhang des Gesprächs zum Eklat führte. „Und dann gibt es auch noch die, die sagen, dass sie Tiere lieben“, sagte Rief. Teilnehmer interpretierten das als direkten Vergleich zwischen Homosexualität und dem sexuellen Missbrauch von Tieren. Dann wurde es laut im Konferenzsaal. Und zwar aus Richtung des Aichstettener Bürgermeisters Dietmar Lohmiller, ebenfalls in der CDU. „Das ist nicht zu ertragen. Nehmen Sie das bitte zurück“, so Lohmiller. Riefs Abwertung von Homosexualität und die Gleichsetzung mit Sodomie bezeichnete Lohmiller als „unanständig“. „Ich wehre mich gegen diese Unterscheidung zwischen dem, was als natürlich bezeichnet wird, und dem anderen“, so Lohmiller. Rief versuchte Lohmillers Angriff zu parieren. So habe er das ja gar nicht gemeint. Und Debatten über Polygamie gebe es in Berlin tatsächlich schon. Die dicke Luft zwischen dem Bundestagsabgeordneten und dem Bürgermeister verzog sich aber bis zu Riefs Abreise nicht.
Rief bereut Missverständnisse
Ein Vorfall, für den sich der Abgeordnete einen Tag später entschuldigt. Auf Anfrage der Schwäbischen Zeitung sagte Rief am Donnerstag: „Meine Aussage hat zu Missverständnissen geführt. Das bereue ich.“Einen Zusammenhang zwischen Homosexualität und Sodomie gebe es natürlich nicht. Er habe versucht, das im Anschluss an das Gespräch in Aichstetten klarzustellen. „Dieser Vergleich geht gar nicht, und den habe ich auch gar nicht so beabsichtigt“, so Rief. „Wenn ich damit jemanden verletzt haben sollte, tut mir das leid.“Er habe nie den Eindruck erwecken wollen, dass homosexuelle Menschen in irgendeiner Form schlechter seien.