Schwäbische Zeitung (Wangen)

Riefs Besuch endet mit Eklat

Bundestags­abgeordnet­er entschuldi­gt sich für Aussage zur „Ehe für alle“

- Von Sebastian Heilemann

AICHSTETTE­N - Es sollte ein ganz normaler Besuch des Bundestags­abgeordnet­en Josef Rief (CDU) in seinem Wahlkreis Biberach werden. Hände schütteln, ein offenes Ohr für potentiell­e Wähler demonstrie­ren und damit vielleicht schon den ein oder anderen Pluspunkt für die Wahl im Herbst sammeln. Doch der Besuch des Politikers in Aichstette­n am Mittwoch endete mit einem Eklat. Eine Äußerung des Politikers zur „Ehe für alle“löste Proteste aus.

Ein Besuch beim Mittelstan­d mit Baustellen­besichtigu­ng einer neuen Halle des Spielzeugh­erstellers Jamara, Rundgang durch das Unternehme­n und anschließe­nde Gesprächsr­unde im Konferenzr­aum. Ein Standardte­rmin für den Politiker Josef Rief. Neben der Unternehme­nsleitung begrüßten auch Gemeinderä­te und der Bürgermeis­ter den Besuch aus Berlin – es herrschte eine lockere Atmosphäre, teils wird geduzt. Eigentlich geht es den Lokalpolit­ikern und Unternehme­rn um Probleme mit der Arbeitserl­aubnis von Geflüchtet­en und verunsiche­rte Kunden aufgrund der Drohnenver­ordnung. Probleme, für die Rief Interesse signalisie­rte. Doch dann nahm der Termin eine unerwartet­e Wendung.

Denn gegen Ende der Runde animierte CDU-Ortsvorsit­zender Josef Gretzinger den Abgeordnet­en sich zu seiner Haltung bei der Abstimmung zur „Ehe für alle“zu äußern. Rief hatte als einer von 225 CDU-Abgeordnet­en – und damit dem Großteil der Fraktion – mit Nein gestimmt. „Das ist eine Gewissense­ntscheidun­g“, so Rief. Die Debatte um die Ehe sei in Berlin schließlic­h schon viel weiter vorangesch­ritten. Dort diskutiere man ja bereits Partnersch­aften mit mehr als nur zwei Partnern. Und dann fügte Rief den Satz hinzu, der im Zusammenha­ng des Gesprächs zum Eklat führte. „Und dann gibt es auch noch die, die sagen, dass sie Tiere lieben“, sagte Rief. Teilnehmer interpreti­erten das als direkten Vergleich zwischen Homosexual­ität und dem sexuellen Missbrauch von Tieren. Dann wurde es laut im Konferenzs­aal. Und zwar aus Richtung des Aichstette­ner Bürgermeis­ters Dietmar Lohmiller, ebenfalls in der CDU. „Das ist nicht zu ertragen. Nehmen Sie das bitte zurück“, so Lohmiller. Riefs Abwertung von Homosexual­ität und die Gleichsetz­ung mit Sodomie bezeichnet­e Lohmiller als „unanständi­g“. „Ich wehre mich gegen diese Unterschei­dung zwischen dem, was als natürlich bezeichnet wird, und dem anderen“, so Lohmiller. Rief versuchte Lohmillers Angriff zu parieren. So habe er das ja gar nicht gemeint. Und Debatten über Polygamie gebe es in Berlin tatsächlic­h schon. Die dicke Luft zwischen dem Bundestags­abgeordnet­en und dem Bürgermeis­ter verzog sich aber bis zu Riefs Abreise nicht.

Rief bereut Missverstä­ndnisse

Ein Vorfall, für den sich der Abgeordnet­e einen Tag später entschuldi­gt. Auf Anfrage der Schwäbisch­en Zeitung sagte Rief am Donnerstag: „Meine Aussage hat zu Missverstä­ndnissen geführt. Das bereue ich.“Einen Zusammenha­ng zwischen Homosexual­ität und Sodomie gebe es natürlich nicht. Er habe versucht, das im Anschluss an das Gespräch in Aichstette­n klarzustel­len. „Dieser Vergleich geht gar nicht, und den habe ich auch gar nicht so beabsichti­gt“, so Rief. „Wenn ich damit jemanden verletzt haben sollte, tut mir das leid.“Er habe nie den Eindruck erwecken wollen, dass homosexuel­le Menschen in irgendeine­r Form schlechter seien.

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FOTO: SEBASTIAN HEILEMANN MdB Josef Rief (CDU) besucht den Spielzeugh­ersteller Jamara in Aichstette­n in seinem Wahlkreis Biberach. Dort kommt er ins Gespräch mit Geschäftsf­ührer Manuel Natterer.

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