Schwäbische Zeitung (Wangen)

Die neue Veitsburg: Dornrösche­n schläft nicht mehr

Der Hausberg der Ravensburg­er hat sich rasant entwickelt - Konflikte bleiben nicht aus

- Von Frank●Hautumm

RAVENSBURG - Die Veitsburg, geschichts­trächtiger Ort auf dem „Hausberg“der Ravensburg­er, lag vor wenigen Jahren noch in einem tiefen Dornrösche­nschlaf. Inzwischen geht es nach erhebliche­n Investitio­nen und einem umfangreic­hen Maßnahmenp­aketes auf dem Plateau wieder überaus lebendig zu. Das freut viele, sorgt aber auch für Konflikte. Insbesonde­re die Interessen von Jugendherb­erge und der Veitsburg-Gaststätte kollidiere­n manchmal miteinande­r.

Fünf Jahre ist es her, seit die Jugendherb­erge Veitsburg nach eineinhalb Jahren Umbau modernisie­rt und erweitert ihre Wiedereröf­fnung feierte. Fast vier Millionen Euro wurden investiert, seitdem stehen 132 Betten (zuvor 104) zur Verfügung. Die Ravensburg­er Juhe darf heute offiziell das Siegel „Familien- und Jugendherb­erge“tragen. Die Freude war 2012 groß, vergessen das Getöse im Vorfeld, das weitaus lauter als später der Baulärm war. Der Kampf um die Burg reichte vom Architekte­nwettbewer­b über massiven Bürgerprot­est bis zur Kehrtwende der Stadt und völlig neuen Plänen.

Seit deren Umsetzung läuft es gut auf dem Plateau. Die Übernachtu­ngszahlen in der Jugendherb­erge steigen, sagt Pia Schmitz, Marketingl­eiterin beim Landesverb­and des Deutschen Jugendherb­ergswerks. 20881 waren es im Jahr 2016 (gegenüber 20400 in 2015). Die Auslastung in Ravensburg liegt bei mehr als 43 Prozent, 41 Prozent sind es im Landesschn­itt. Auf die Veitsburg kommen vor allem Schulklass­en (34 Prozent), Familien (32 Prozent) und Freizeitgr­uppen (19 Prozent).

Da passt es gut, dass die Stadt parallel dazu das Plateau massiv aufgewerte­t hat. Dazu gehören die Gestaltung Blick hinab vom Turm der Ravensburg­er Veitsburg auf die Jugendherb­erge.

des Areals selbst, der neue Serpentine­nweg, der hinauf zur Veitsburg führt und in Ravensburg inzwischen eine echte Attraktion ist, die Öffnung des Bagnatosch­lösschens für Trauungen und laut Alfred Oswald, Sprecher der Stadt, auch die Gaststätte mit Außengastr­onomie.

Mit dieser aber hat die Jugendherb­erge mitunter so ihre Probleme. „Es kommt leider immer wieder zu Unstimmigk­eiten und Beschwerde­n wegen des Restaurant­s“, sagt Pia Schmitz. Übernachtu­ngs-Gäste klagten über Lärm durch die Hochzeitsf­eiern im Restaurant und einen zugeparkte­n Burghof. Alfred Oswald von der Stadt kennt diese Kritik, die Verwaltung habe die Situation im Blick und greife „regelnd ein“. Oswald: „Wir erwarten aber auch gegenseiti­ges Verständni­s bei allen Beteiligte­n. Unterm Strich nutzt das belebte Veitsburga­real allen, man muss deshalb auch

Kompromiss­bereitscha­ft zeigen.“

Richtig sei, dass es bei Hochzeitsf­eiern manchmal etwas lauter zugehe, doch Oswald verweist darauf, dass dies nicht unbedingt Schuld der Veitsburg-Gaststätte sein muss: „Oft sind im beliebten Bagnatosch­lösschen fünf Trauungen hintereina­nder. Viele Gesellscha­ften kommen nur zur Hochzeit, gehen gar nicht ins Restaurant, sondern feiern noch in eigener Regie draußen.“

„Im Kontakt“ist die Stadt laut Oswald mit ihrem Pächter und Veitsburg-Wirt Michael Kruwinnus wegen der Öffnungsze­iten des Restaurant­s. Um diese hatte es in der Vergangenh­eit schon einmal Ärger gegeben. Verwaltung und Gemeindera­t wollen auf der Veitsburg verlässlic­he Öffnungsze­iten. Dass es diese nicht immer gegeben habe, hatte unter anderem CDU-Stadtrat Rolf Engler vor zwei Jahren beklagt - unterstütz­t von Jugendherb­ergs-Wirt Robert Steinseufz­er. Kruwinnus hatte dies entschiede­n zurückgewi­esen.

Der Pachtvertr­ag der Stadt mit dem Wirt sieht vor, dass er einen Tag pro Woche schließen darf (im ersten Quartal des Jahres zwei Tage pro Woche). Grundsätzl­ich soll das Restaurant durchgehen­d geöffnet sein. Derzeit hat die Gaststätte laut Stadtverwa­ltung dienstags erst ab 17 Uhr geöffnet und sonntags nur bis 18 Uhr. Die bis vor kurzem auf der InternetSe­ite veröffentl­ichte Informatio­n, wonach Montag und Dienstag Ruhetage seien, sei jedoch nicht aktuell und stamme noch aus dem Winter.

Bei Rolf Engler sind Hinweise von verhindert­en Gästen angekommen, sagt er: „Da müssen wir genau drauf schauen. Verlässlic­he Öffnungsze­iten waren eine wesentlich­e Voraussetz­ung bei der Neuvergabe der Pacht.“

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ARCHIVFOTO: FELIX KÄSTLE

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