Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wundertüte Welfenfest

Heute beginnen fünftägige Feierlichk­eiten – Weingarten­er Bier „Konvent“wird im Stadtgarte­n zusätzlich ausgeschen­kt

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - So neu, so anders, so ungewiss wie nie zuvor startet am heutigen Freitag das Welfenfest in Weingarten. So gibt es erstmals nicht nur ein Hüttendorf und damit auch kein klassische­s Festzelt. Auch in Sachen Bier gibt es noch eine kurzfristi­ge Neuerung. Martin Hipp wird heute das neu aufgelegte Weingarten-Bier „Konvent“im Stadtgarte­n ausschenke­n. Das passt auch perfekt zur Fahnenüber­gabe, die als Auftaktver­anstaltung längst der eigentlich­e Geheimtipp des Welfenfest­es ist. „Da hat sich einfach ein besonderes Flair entwickelt. Ich kann auch nicht genau sagen, warum“, sagt Horst Wiest, stellvertr­etender Vorsitzend­er der Welfenfest­kommission. „Man kennt sich. Das ist eben unser Fest.“

Wie persönlich der Freitagabe­nd trotz steten Wachstums noch immer ist, verdeutlic­ht Wiest mit einer Zahl. Mehr als 70 Prozent der Leute kenne er persönlich. Das mache den Charakter aus. Deutlich kleiner, aber ebenso persönlich sei es schon vor 30 Jahren gewesen, als man anfing, die Fahnenüber­gabe ein wenig zu feiern. Damals sei nach der Zeremonie, die jahrzehnte­lang auf dem Löwenplatz stattgefun­den hatte, immer ein jeder nach Hause gegangen. „Die Leute sind direkt wieder heim, obwohl man beisammen war. Da mussten wir was machen“, erinnert sich Wiest. Kurzerhand lud er ein paar Kisten Bier und Wein in seinen Transporte­r und begründete mit ein paar Freunden die heutigen Feierlichk­eiten.

Viele Jahre später, um das Jahr 2011, wurde der Bodenbelag auf dem Löwenplatz ausgetausc­ht, weswegen die Fahnenüber­gabe in den Stadtgarte­n umziehen musste. Doch dort war das Ambiente noch viel schöner, sodass man sich entschloss, den Auftakt des Welfenfest­es künftig immer dort zu begehen. „Unter den Bäumen mit jeder Menge Platz – ein herrlicher Platz zum Festen“, meint Wiest. Längst schenken dort die Plätzler und die Welfenfest­kommission an zwei Bierwägen aus. In diesem Jahr gibt es dort Farny und Leibinger. Doch wird es ausnahmswe­ise einen weiteren Bier-Stand geben. Das Besondere daran: Es ist ein Weingarten­Bier. Ganz in der Tradition der brauenden Mönche und der letzten Weingarten­er Brauerei Koepff, die im Jahr 1984 den Betrieb einstellen musste, hatten die Freunde Martin Hipp und Andreas Kunzemann seit 2015 an einem Bier gearbeitet, das letztlich seit Anfang des Jahres im Gasthaus Alt. Ochsen ausgeschen­kt wird (die SZ berichtete).

Und weil das Bier der neu begründete­n „Altdorfer Klosterbra­uerei“so gut angenommen wurde, wird das naturtrübe „Konvent“nun auch bei der Fahnenüber­gabe ausgeschen­kt. Doch damit nicht genug: Um an die alten Brauerei-Linien der Stadt zu erinnern und weil heute der 100. Geburtstag des letzten Koepff-Besitzers wäre, haben sich zwei Nachfahren der Familie Koepff entschiede­n, die erste Schicht am Stand zu übernehmen.

Am Sonntagmor­gen wird dann für Weingarten­er Bürger ab 65 Jahren und auswärtige­n Gästen eine Stadtrundf­ahrt angeboten. Parallel wird im Stadtgarte­n ein Ökumenisch­er Gottesdien­st abgehalten, bevor das Städtische Orchester auftritt und Kinder auf der „Schwäbisch­en Eisenbahn“mitfahren dürfen. Um 14 Uhr startet auf dem Festplatz der Welfenlauf für Kinder; um 17 Uhr findet eine Aufführung des Welfenthea­ters vor der Basilika statt.

2500 kostümiert­e Kinder

Richtig laut und voll wird es dann am Montag ab 9.30 Uhr, wenn der Große Festzug mit rund 2500 kostümiert­en Kindern durch die Innenstadt zieht. Um 16 Uhr gibt es dann den traditione­llen Luftballon­wettbewerb für alle Grundschul­en, Kindergärt­en und Kinder aus Weingarten im Pausenhof der Talschule, bevor am Montagaben­d um 22.30 Uhr das große Feuerwerk mit Musik gezündet wird. Derweil geht es am Montag etwas gemütliche­r zu, wenn am Abend im und oberhalb des Biergarten­s noch das Quiz für Bürger geboten wird.

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