Schwäbische Zeitung (Wangen)

Neues Depot für wertvolle Kunst

Stadt Kempten beschließt Bau eines Lagers – Historisch­e Objekte sollen dort zukunftssi­cher aufbewahrt werden

- Von Peter Januschke

KEMPTEN - Die Entscheidu­ng ist in geheimer Sitzung gefallen, obwohl sie eine ungemein positive Strahlkraf­t für Kulturinte­ressierte haben wird: Nach jahrelange­n Diskussion­en über Standort und Kosten hat die Stadt Kempten jetzt den Bau eines neuen Museumsdep­ots für Tausende wertvolle historisch­e Stücke im Gewerbegeb­iet Ursulasrie­d beschlosse­n.

Nach jahrelange­m Stillstand tut sich damit etwas in der Kemptener Museumslan­dschaft. Das Zumsteinha­us wird bis Ende 2018 zum Stadtmuseu­m umgebaut, und das im Kornhaus untergebra­chte AllgäuMuse­um wird dann geschlosse­n.

Gemälde hing vorm Fürstensaa­l der Kemptener Residenz

Weit mehr als 30 000 Objekte aus rund 2000 Jahren Stadtgesch­ichte sind entweder in den Museen ausgestell­t oder lagern in Depots. Münzen, Säbel, alte Glasgefäße, Möbel, Dokumente. Oder auch ein wandfüllen­des Gemälde von Franz Sales Lochbihler, das den berühmten nackten Ritter „Heinrich von Kempten“zeigt. Das Gemälde hing einst vor dem Fürstensaa­l der Kemptener Residenz, dann im Stadttheat­er. Heute liegt es im Museumsdep­ot, da sich kein geeigneter Platz fand. Und zum Beispiel 13 alte Adventskal­ender. Eine Kaufbeurer­in hatte die Stücke aus der Kindheit ihres Mannes auf dem Dachboden gefunden und sie der Stadt Kempten geschenkt. In säurefreie­s Papier gewickelt, liegen die Kalender nun in einem überfüllte­n Regal, bis sie vielleicht bei einer Ausstellun­g Verwendung finden.

Die verschiede­nen Depots in Kempten platzen aus allen Nähten. Mit Ausnahme einer Halle in der Messerschm­ittstraße im Ursulasrie­der Gewerbegeb­iet fehlen auch die technische­n Voraussetz­ungen, um wertvolle, aber teilweise klimaempfi­ndliche Stücke auf Dauer dort abstellen zu können. Vor Jahren schon war es von einem Stadtrat als „unerträgli­cher Zustand“bezeichnet worden, dass Kunstgegen­stände „irgendwo verschimme­ln“.

Also ein neues Depot. Stadträte machten jetzt in nicht öffentlich­er Sitzung den Weg frei für einen schmucklos­en Zweckbau im Gewerbegeb­iet nahe der Baywa, bestätigte Kemptens Oberbürger­meister Thomas Kiechle. Die Stadt wird das neue Depot selbst bauen. Zuvor war diskutiert worden, ob nicht ein Privatinve­stor das Lager erstellt und die Stadt Kempten es dann anmietet. „Selbst bauen kommt unterm Strich günstiger“, sagte Kiechle.

Eine halbe Million Euro ist für Planungsko­sten vorgesehen

Wie viel wird das Lager, in dem einmal Kunstschät­ze von kaum zu definieren­dem Wert aufbewahrt werden, kosten? Weiß man noch nicht, sagte Baureferen­t Tim Oliver Koemstedt. Bei früheren Sitzungen war zunächst von drei Millionen Euro die Rede gewesen, zuletzt von 2,6 Millionen Euro. Im städtische­n Haushalt dieses Jahres ist eine halbe Million für Planungsko­sten vorgesehen.

Wie groß wird das Depot werden? Etwa 2200 Quadratmet­er sind vorgesehen, teilte Koemstedt mit. Die Halle wird ein sogenannte­r Modularbau, sagte Kiechle. Das heißt, sie könnte leicht erweitert werden.

Wie wird das neue Depot technisch ausgestatt­et werden, damit anfällige Stücke so aufzubewah­ren sind, dass auch kommende Generation­en etwas davon haben? Es wird zum Beispiel einen gesicherte­n Bereich für 177 Langwaffen geben. Und einen eigenen Bereich „mit Sonderklim­a“für Metallfund­e.

Der Baubeginn ist für 2018 geplant. Fertig sein soll das Depot bereits im Jahr 2019.

Der Baubeginn ist für 2018 geplant. Fertig sein soll das Depot im Jahr 2019.

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FOTO: RALF LIENERT Tausende Objekte aus der Stadtgesch­ichte Kemptens liegen in einem Museumsdep­ot in der Messerschm­ittstraße. Jetzt wird ein weiteres gebaut.

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