Kurze Wege für ein rasches Eingreifen
Das neue Weingartener Feuerwehrgerätehaus soll eine Vielzahl an Mängeln beheben
WEINGARTEN - Es ist das zentrale Projekt für die Weingartener Feuerwehr: die Erweiterung des Feuerwehrgerätehauses an der Scherzachstraße. Da das Gebäude aus den 1980er-Jahren komplett veraltet ist und in vielen Bereichen nicht mehr den Ansprüchen genügt, hat der Gemeinderat jüngst die Arbeiten an das Konstanzer Architekturbüro Bächlmeid vergeben. Dieses hatte sich mit seinem kompakten und pragmatischen Vorentwurf gegen zwölf andere Büros durchgesetzt. Nun geht es in die nächste Phase der detaillierten Planung, damit im Sommer 2018 mit den Bauarbeiten begonnen werden kann und das neue Feuerwehrgerätehaus im Jahr 2020 fertig ist.
Doch zunächst wird sich das Architekturbüro mit den Feuerwehrleuten zusammensetzen, um genaue Wünsche und Vorstellungen mit in den Entwurf einzubeziehen. Schließlich geht es vor allem um praktische Abläufe, die architektonisch bestmöglich unterstützt werden sollen. Bislang gab es verschiedene Bereiche, die in der Praxis einfach gestört haben. Das beste Beispiel ist die Anfahrt der Feuerwehrleute mit ihren privaten Autos und die Abfahrt der Einsatzwagen. Ging der Alarm bislang los, trafen sich fast zwangsläufig die ersten abrückenden Fahrzeuge und die heranrückenden Einsatzkräfte. Das erhöhte nicht nur das Risiko von Unfällen, sondern kostete darüber hinaus wichtige Zeit.
Daher soll es mit dem neuen Feuerwehrgerätehaus auch zusätzliche Anfahrtmöglichkeiten für die Einsatzkräfte über die Reutebühlstraße geben. Die Ausfahrt in die Scherzachstraße bleibt damit frei für die Einsatzfahrzeuge. Dort standen auch teilweise die geparkten Privatautos im Weg herum. Schließlich gab es nur zehn richtige Parkplätze. Künftig werden es 34 Parkplätze für die Feuerwehrleute sein. Und das Beste daran: die Wege auf dem Gelände verkürzt, wodurch zusätzliche Zeit eingespart werden kann. Denn die anrückenden Einsatzkräfte können von ihren Parkplätzen direkt in die neuen Umkleidekabinen mit Duschen und WCs für 120 Personen gelangen. Diese sind zu 80 Prozent für Männer, 20 Prozent für Frauen. Wie dringend notwendig diese Maßnahme ist, zeigt der jetzige Zustand. Aktuell gibt es nicht einmal adäquate Umkleidekabinen. „Die meisten ziehen sich gerade noch in der Halle hinter den Fahrzeugen um“, sagt der zuständige städtische Mitarbeiter Klaus Frey.
Fahrzeuge blockierten sich
Dass das nicht im Sinne aller Beteiligten sein kann, scheint auch klar. Außerdem ist der Neubau so konzipiert, dass man von den Umkleideräumen direkt in die Fahrzeughalle kommt und im Zweifel direkt losfahren kann. Auch hier wird durch die Verkürzung der Wege Zeit gespart. Außerdem bekommt jedes Fahrzeug eine eigene Box mit Ausfahrttor. Auch das war bislang in der alten Fahrzeughalle nicht gegeben, wo die Einsatzfahrzeuge teilweise hintereinander geparkt wurden, was ebenfalls Zeit beim Abrücken kostete.
Etwas umständlich war auch immer die Reparatur der Ausrüstung. Bislang befanden sich die Werkstätten im Keller, wohin die schwere Ausrüstung erst einmal geschleppt werden musste. Das wird künftig nicht mehr notwendig sein. Denn Atemschutzwerkstatt und Schlauchwerkstatt befinden sich künftig im Erdgeschoss. Zudem wird ein neues Verfahren zur Trocknung der Schläuche eingesetzt, sodass diese nicht mehr aufgehängt werden müssen. Dennoch wird es auf dem Gelände einen neuen Turm geben, der allein den Übungszwecken der Höhenrettungsgruppe dienen soll und im Abschluss mit dem Neubau die bündige Hofeinfahrt bildet. „Der Übungsturm wurde sehr geschickt platziert“, sagt Nicolas Werckshagen, Fachbereichsleiter für Planen und Bauen.
Ohnehin sei der gesamte Entwurf „städtebaulich sehr gut gelöst. Der Körper ist sehr kompakt gehalten“, sagt Werckshagen und spielt damit auf Höhe, Umfang und Struktur des Neubaus an. Das neue Gerätehaus integriere sich sehr gut mit seiner „sehr subtilen städtebaulichen Art.“Auch sei der Funktionsbau architektonisch sehr sauber, maßvoll und unaufgeregt gegliedert. „Von der Gestaltung ist das angemessen – ein Funktionsbau aus Sichtbeton“, sagt Werckshagen, der betont, dass der tägliche Betrieb durch die Baumaßnahmen nicht gestört werde. „Wichtig ist es, die Baumaßnahmen fein zu gliedern“, sagt Werckshagen.
Zunächst soll das Gebäude Eggstein (bisher in der Mitte des Geländes) abgerissen, das Schaltwerk der Technischen Werke Schussental (TWS) an eine andere Stelle verlagert werden. Im Anschluss daran soll der Neubau auf der Westseite des Areals an der Reutebühlstraße entstehen. Sobald dieser fertig ist, soll er in Betrieb genommen werden. Erst dann wird es kleinere Umbauund Sanierungsmaßnahmen am bestehenden Hauptgebäude, in welchem der Kommandostand untergebracht ist, geben. Dieser soll dort auch nach Abschluss der Arbeiten bleiben. Insgesamt werden durch den Neubau 1250 Quadratmeter Nutzfläche geschaffen. Unter anderem wird es auch einen Versammlungsraum für 180 Personen geben. Die Gesamtkosten für die Erweiterung belaufen sich auf etwa 4,1 Millionen Euro. Allerdings bezuschusst das Land das Projekt mit insgesamt 560 000 Euro.