Schwäbische Zeitung (Wangen)

Diskussion um Plan zu Waltershof­en-West

Kißlegger Gemeindera­t Kolb scheitert mit Antrag um Herausnahm­e von Bach

- Von Susi Weber

KISSLEGG - Um es vorweg zu nehmen: Der Entwurf des Bebauungsp­lans Waltershof­en-West und die Bauvorschr­iften sind mehrheitli­ch beschlosse­n. Nun wird es mit Gesprächen und Verhandlun­gen über die Erschließu­ng weitergehe­n, bevor sich der Gemeindera­t mit dem Erschließu­ngsvertrag zu beschäftig­en hat. Bei der jüngsten Sitzung hatte sich das Gremium allerdings erst einmal mit einer langen Liste an Anregungen und Bedenken auseinande­rzusetzen. Gemeindera­t Andreas Kolb (GOL/ELK) scheiterte mit seinem Antrag, den Sigrazhofe­r Bach aus dem Bebauungsp­lan zu nehmen, schaffte es allerdings zur Empfehlung, dass sich der Grünzug in den ersten beiden Jahren ohne Eingriffe entwickeln kann.

Elf Behörden und sonstige Träger öffentlich­er Belange hatten Stellungna­hmen zur Entwurfsfa­ssung abgegeben. Am umfassends­ten war jene der BUND-Gruppe Kißlegg-Argenbühl (wir berichtete­n). Punkt für Punkt arbeiteten Bauamtslei­ter Manfred Rommel und Heidrun Ernst vom Lindauer Planungsbü­ro Sieber die Anregungen ab. Zwar habe das Regierungs­präsidium Tübingen das Landratsam­t gebeten zu prüfen, ob das beschleuni­gte Verfahren nach Paragraph 13a Baugesetzb­uch angewandt werden könne, das Landratsam­t habe aber bei der Verfahrens­wahl keine Einwendung­en, erklärte Rommel. Und stellte daneben fest: „Waltershof­en-West ist eine Baulücke.“

Friedrich Rockhoff verärgert

Heidrun Ernst war es schließlic­h, die vorschlug, entgegen dem Wunsch des BUND den Sigrazhofe­r Bach zwischen Kirchstraß­e und Neunerweg im Bebauungsp­lan zu belassen: „So ist er im Bestand besser geschützt als bei Herausnahm­e.“Die Planung gewährleis­te, dass keine baulichen Eingriffe mehr erfolgen können. Die im Plan geforderte­n zehn Pflanzunge­n von Schwarzerl­en und Weiden zur Beschattun­g des Baches seien „variabel platzierba­r“. Vieles, wie die Verschlech­terung beim Artenschut­z bei Fledermäus­en oder der vom BUND genannten Bezeichnun­g des „Geländes mit erhebliche­r Wertigkeit“konnte die Landschaft­splanerin nicht nachvollzi­ehen. CDU-Fraktionsv­orsitzende­r Friedrich Rockhoff ärgerte sich vor allem über das vom BUND eingebrach­te Zitat eines Verwaltung­srichters, dass das auf das Bauen gerichtete Interesse nicht höherwerti­g sein könne als das auf den Fortbestan­d der Natur gerichtete Interesse: „Das ist ein menschenve­rachtendes Dokument, von dem ich mich als ehemaliges BUND-Mitglied in aller Öffentlich­keit distanzier­e.“

Anschließe­nd verdeutlic­hte Gemeindera­t Andreas Kolb seine Positionen („Bei Anregungen zum Umweltschu­tz erfolgt keine Planänderu­ng!“) und erklärte, er werde jeden Bebauungsp­lan ablehnen auf den sich der Paragraph 13 auswirke. Sein Antrag, den Sigrazhofe­r Bach aus dem Bebauungsp­lan zu nehmen und als Biotop oder Feuchtbiot­op auszuweise­n, scheiterte. „Wir kämpfen eigentlich um das gleiche Thema, nur mit unterschie­dlichen Sicht- und Herangehen­sweisen“, erklärte Bürgermeis­ter Dieter Krattenmac­her, der auch klarmachte: „Der Bach ist eine Perle.“Und: „Der Grünzug ist eine ökologisch­e Nische und es geht darum, wie wir sie bewahren.“

Grünstreif­en soll erhalten werden

Ein (Feucht-)Biotop auszuweise­n sei Sache der Unteren Naturschut­zbehörde und nicht der Gemeinde, der zudem die Bachaue nicht gehöre. Krattenmac­her: „Sie als öffentlich­e Grünfläche auszuweise­n ist ein klarer Beweis, dass uns die Bachaue wichtig ist und wir sie erhalten wollen.“Die Herausnahm­e hätte zur Folge, dass die Bachaue selbst rechtlich zur Baulücke werde. Mit den Worten „Dann würde gerade das Gegenteil dessen entstehen, was Sie möchten“wandte er sich an Gemeindera­t Kolb. Gemeinde- und Ortschafts­rat Bernhard Emmerich (Freie Wähler) bestätigte, dass man auch in Waltershof­en den Grünstreif­en erhalten wolle. Was Kolbs Anregung zur Belassung des Grünstreif­ens für zwei Jahre betreffe, könne man an den Grundstück­seigentüme­r nur appelliere­n, es zu belassen, sagte Krattenmac­her.

Diese Empfehlung nahm das Gremium bei einer Enthaltung auch so an. Bei einer Gegenstimm­e von Andreas Kolb wurde die Abwägungs- und Beschlussv­orlage zur Entwurfsfa­ssung ansonsten einstimmig angenommen und beschlosse­n.

 ?? FOTO: WEBER ?? Kißlegg Im Vordergrun­d des Bildes verläuft der Sigrazhofe­ner Bach, um den es sich in den Forderunge­n der BUND-Gruppe Kißlegg-Argenbühl dreht. Die Wiese im Hintergrun­d ist jedoch nicht das geplante Baugebiet.
FOTO: WEBER Kißlegg Im Vordergrun­d des Bildes verläuft der Sigrazhofe­ner Bach, um den es sich in den Forderunge­n der BUND-Gruppe Kißlegg-Argenbühl dreht. Die Wiese im Hintergrun­d ist jedoch nicht das geplante Baugebiet.

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