Besen binden aus Birkenreisig
Viele Besucher strömen zum Tag der offenen Tür ins Heimatmuseum Hergensweiler
HERGENSWEILER (hipp) - Am Tag der offenen Tür im Heimatmuseum Hergensweiler gibt es immer etwas Besonderes zu sehen. Und so kamen auch am Sonntag die Besucher in Scharen.
Diesmal bleibt man schon vor der Tür hängen. Sitzt da doch Eckart Martin aus Bodman am Besenbinderbock. Und das ist was anderes als der größere Buschelbock, wie er den Umstehenden erklärt, die seine „Hexenbesen“bewundern. Die dunkleren sind aus Birkenreisig, die helleren aus dem Reisig der weißen Schneebeere. Und im Gespräch erfahren die Zuschauer von dem früheren Naturschutzbeauftragten des Landkreises Konstanz auch viel über die Herren von Bodman und die alemannische Mundart. Martin ist „ziemlich über 70“und bindet Besen seit seiner Kindheit. Weil man eben früher auf dem elterlichen Hof die Reisigbesen zum Kehren des Stalls noch selber gebunden hat. Die waren einfach besser als die mit den roten Borsten, die es zu kaufen gab. Besen eignen sich nicht zuletzt gut für Sprüche. Dass neue Besen gut kehren, ist allseits bekannt. Aber es wird auch geflachst: „Ach, kauft man sich ein neues Fluggerät?“
Auch der Gang ins Museum empfiehlt sich, wo vier Frauen des Museumsund Trachtenvereins feste am Klöppeln sind. „Man kann eigentlich alles klöppeln“, sagt Hedwig Wetzel und zeigt einer Besucherin die von ihr gefertigen Radhauben. Vor Ursula Steinegger liegt ein Ringkissen für den Neffen, der heiratet. Und der Frauenbund darf sich auf eine schöne Schmuckkarte freuen. Im Zimmer nebenan ist Susanne Steinert am Kunststricken von feinen „Deckle“. Aber das Klöppeln, dass sie auch beherrscht, sei die noch filigranere Arbeit, so Steinert. Annemarie Pirkl aus Wasserburg, die es fast jedes Jahr hierherzieht, interessiert sich sehr für Handarbeiten. Sie findet es großartig, wie die Frauen hier alte Traditionen und Künste wieder aufleben lassen. Das Museum nehme mit der Vorstellung alter Handarbeitstechniken eine Vermittlerrolle ein, ist Pirkl überzeugt.
Jedes Stück ist ein Unikat
Davon zeugt auch das Interesse von Kindern, die staunend zuschauen, was alles unter den geschickten Händen der Frauen entsteht. Ob Schals oder Patchworkkissen und -decken, hier ist jedes Stück ein Unikat. Die Besucher bewundern natürlich auch die Schätze des Museums zum Leben und Arbeiten in den vergangenen Jahrhunderten. Und Museumsleiter Roland Ohneseit legt an diesem Tag Sonderschichten für Führungen durch die diesjährige Sonderausstellung „Vasa sacra“ein. Das nächste Etappenziel, 1000 Besucher, dürfte bei der großen Nachfrage bald erreicht sein, die 800er-Marke ist schon überschritten. Viele fleißige Helfer sind am Tag der offenen Tür am Werkeln, verwöhnen die Gäste kulinarisch. Das Wetter spielt mit, und so kann man alles im Freien genießen. Auch den Tanz der Trachtenjugend um den Maibaum.