Schwäbische Zeitung (Wangen)

Kiesabbau: Wolfegg beauftragt Rechtsanwa­lt

Thema war im Gemeindera­t am Montagaben­d – Kommune will Fakten abwarten

- Von Gabriele Hoffmann

WOLFEGG - Wie geht die Gemeinde Wolfegg mit dem Thema Kiesabbau in der Region um? Das war das Thema in der Gemeindera­tssitzung am Montag in Wolfegg. Am Ende stand fest, dass die Gemeinde einen Rechtsanwa­lt beauftrage­n will. Er soll eine Stellungna­hme zum geplanten Fahrweg und Abtranspor­t des Kieses aus der avisierten neuen Kiesgrube im Vogter Teilort Grund nach Grenis einholen.

Zum Hintergrun­d: Im Vogter Teilort soll es nach den bisherigen Plänen zu einer neuen Kiesgrube im Altdorfer Wald kommen. Diese Grube soll dann die Asphaltmis­chanlage in Grenis bei Hannober (Gemeinde Waldburg) füttern. Gegen die geplante Fortschrei­bung des Regionalpl­anes Bodensee-Oberschwab­en, wo die Kiesabbaug­ebiete festgelegt werden, regt sich in der betroffene­n Region (Waldburg, Vogt, Wolfegg, Amtzell, Wangen) Widerstand.

Sorge um die Kinder

Deswegen war das Thema am Montagaben­d eines der Topthemen in der letzten Sitzung des Wolfegger Gemeindera­tes vor den Sommerferi­en. Der Standort Grund, so der Regionalve­rband, besitze eine hervorrage­nde lagerstätt­engeologis­che Eignung, da dort mächtige Kiesvorkom­men im Trockenabb­au zu erschließe­n sind. Kommt dieser Standort an der Grenze zu Wolfegg, betrifft das die Gemeinde direkt. Von dort soll der Kies über die Landesstra­ßen 317 und 324 (über Wassers, Wolfegg und Vogt) in die bestehende Kiesgrube nach Grenis transporti­ert werden. Laut Aussagen des zukünftige­n Betreibers sind derzeit 36 Lkw-Fahrzeugbe­wegungen geplant, hieß es in der Sitzung.

„Kies ist ein wichtiger Rohstoff und muss natürlich dort abgebaut werden, wo er vorkommt“, stellte einführend Bürgermeis­ter Peter Müller fest. „Sollte es zu einem Kiesabbau in Grund kommen, müssten jedoch die Interessen des Kiesabbauu­nternehmen­s und die Interessen der betroffene­n Bevölkerun­g abgewogen und entspreche­nd berücksich­tigt werden“, argumentie­rt der Bürgermeis­ter in einem Schreiben an den Regionalve­rband. Die geplante Fahrstreck­e durch den Ortsteil Wassers sei aus Sicht der Gemeinde völlig ungeeignet für einen Schwerlast­verkehr in der geplanten Größenordn­ung.

So muss eine Spitzkehre überwunden werden, wo es schon häufig zu gefährlich­en Situatione­n gekommen sei. In Wassers selbst muss eine Brücke über die Wolfegger Ach überquert werden, auf der kein Begegnungs­verkehr möglich ist. Der Gehweg über die Brücke, täglicher Schulweg von vielen Kindern, ist maximal 70 Zentimeter breit. Von Weingarten her kommend ist die Brücke schlecht einsehbar, weshalb dort bereits eine Warnblinka­nlage installier­t ist. Neben weiteren Wohngebiet­en führe der geplante Weg direkt entlang am idyllische­n Geländes des Bauernhaus­museums vorbei.Für Anwohner und Museumsbet­rieb hätte die Wegeführun­g sehr negative Auswirkung­en. Sollte es zu einem Kiesabbau kommen, sei es aus Sicht der Gemeinde Wolfegg zwingend erforderli­ch, einen anderen Weg zu wählen, so Bürgermeis­ter Müller, bezugnehme­nd auf einen in der Bürgerinfo­rmationsve­ranstaltun­g in Vogt angesproch­enen Feldweg. Um welchen Feldweg es sich handelt und ob ein Ausbau aus heutiger Sicht überhaupt möglich ist, möchte Müller vom Regionalve­rband wissen. Dem Gemeindera­t schlug Müller vor, zur Wahrung der Interessen der Gemeinde und dem Schutz der Bürger einen Rechtsanwa­lt einzuschal­ten. Der Argumentat­ion des Bürgermeis­ters schloss sich der Gemeindera­t mehrheitli­ch an.

Wir brauchen verbindlic­he Zahlen, forderten Ludwig Speidler und Karl Wenzel. „Was jetzt vorliegt, ist krottenfal­sch“, so Speidler, „danach würde der Abbau noch 90 Jahre gehen.“Abtranspor­t über den Neubau von Bahngleise­n und Renaturier­ung der Abbaufläch­e kam zur Sprache. Am Ende folgte der Gemeindera­t dem Vorschlag des Bürgermeis­ters, eine Freiburger Anwaltskan­zlei zu beauftrage­n, im Rahmen der öffentlich­en Auslegung des Regionalpl­anes eine Stellungna­hme zum geplanten Fahrweg und Abtranspor­t des Kieses von Grund nach Grenis abzugeben. Allein Werner Quandt wandte sich aus Kostengrün­den gegen die Beauftragu­ng eines Anwalts.

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FOTO: PHILIPP RICHTER Hier lagert der Kies, der aus Grenis in der Asphaltmis­chanlage verarbeite­t wird. Hier würden dann auch Kies aus der Grube in Grund lagern.

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