Kiesabbau: Wolfegg beauftragt Rechtsanwalt
Thema war im Gemeinderat am Montagabend – Kommune will Fakten abwarten
WOLFEGG - Wie geht die Gemeinde Wolfegg mit dem Thema Kiesabbau in der Region um? Das war das Thema in der Gemeinderatssitzung am Montag in Wolfegg. Am Ende stand fest, dass die Gemeinde einen Rechtsanwalt beauftragen will. Er soll eine Stellungnahme zum geplanten Fahrweg und Abtransport des Kieses aus der avisierten neuen Kiesgrube im Vogter Teilort Grund nach Grenis einholen.
Zum Hintergrund: Im Vogter Teilort soll es nach den bisherigen Plänen zu einer neuen Kiesgrube im Altdorfer Wald kommen. Diese Grube soll dann die Asphaltmischanlage in Grenis bei Hannober (Gemeinde Waldburg) füttern. Gegen die geplante Fortschreibung des Regionalplanes Bodensee-Oberschwaben, wo die Kiesabbaugebiete festgelegt werden, regt sich in der betroffenen Region (Waldburg, Vogt, Wolfegg, Amtzell, Wangen) Widerstand.
Sorge um die Kinder
Deswegen war das Thema am Montagabend eines der Topthemen in der letzten Sitzung des Wolfegger Gemeinderates vor den Sommerferien. Der Standort Grund, so der Regionalverband, besitze eine hervorragende lagerstättengeologische Eignung, da dort mächtige Kiesvorkommen im Trockenabbau zu erschließen sind. Kommt dieser Standort an der Grenze zu Wolfegg, betrifft das die Gemeinde direkt. Von dort soll der Kies über die Landesstraßen 317 und 324 (über Wassers, Wolfegg und Vogt) in die bestehende Kiesgrube nach Grenis transportiert werden. Laut Aussagen des zukünftigen Betreibers sind derzeit 36 Lkw-Fahrzeugbewegungen geplant, hieß es in der Sitzung.
„Kies ist ein wichtiger Rohstoff und muss natürlich dort abgebaut werden, wo er vorkommt“, stellte einführend Bürgermeister Peter Müller fest. „Sollte es zu einem Kiesabbau in Grund kommen, müssten jedoch die Interessen des Kiesabbauunternehmens und die Interessen der betroffenen Bevölkerung abgewogen und entsprechend berücksichtigt werden“, argumentiert der Bürgermeister in einem Schreiben an den Regionalverband. Die geplante Fahrstrecke durch den Ortsteil Wassers sei aus Sicht der Gemeinde völlig ungeeignet für einen Schwerlastverkehr in der geplanten Größenordnung.
So muss eine Spitzkehre überwunden werden, wo es schon häufig zu gefährlichen Situationen gekommen sei. In Wassers selbst muss eine Brücke über die Wolfegger Ach überquert werden, auf der kein Begegnungsverkehr möglich ist. Der Gehweg über die Brücke, täglicher Schulweg von vielen Kindern, ist maximal 70 Zentimeter breit. Von Weingarten her kommend ist die Brücke schlecht einsehbar, weshalb dort bereits eine Warnblinkanlage installiert ist. Neben weiteren Wohngebieten führe der geplante Weg direkt entlang am idyllischen Geländes des Bauernhausmuseums vorbei.Für Anwohner und Museumsbetrieb hätte die Wegeführung sehr negative Auswirkungen. Sollte es zu einem Kiesabbau kommen, sei es aus Sicht der Gemeinde Wolfegg zwingend erforderlich, einen anderen Weg zu wählen, so Bürgermeister Müller, bezugnehmend auf einen in der Bürgerinformationsveranstaltung in Vogt angesprochenen Feldweg. Um welchen Feldweg es sich handelt und ob ein Ausbau aus heutiger Sicht überhaupt möglich ist, möchte Müller vom Regionalverband wissen. Dem Gemeinderat schlug Müller vor, zur Wahrung der Interessen der Gemeinde und dem Schutz der Bürger einen Rechtsanwalt einzuschalten. Der Argumentation des Bürgermeisters schloss sich der Gemeinderat mehrheitlich an.
Wir brauchen verbindliche Zahlen, forderten Ludwig Speidler und Karl Wenzel. „Was jetzt vorliegt, ist krottenfalsch“, so Speidler, „danach würde der Abbau noch 90 Jahre gehen.“Abtransport über den Neubau von Bahngleisen und Renaturierung der Abbaufläche kam zur Sprache. Am Ende folgte der Gemeinderat dem Vorschlag des Bürgermeisters, eine Freiburger Anwaltskanzlei zu beauftragen, im Rahmen der öffentlichen Auslegung des Regionalplanes eine Stellungnahme zum geplanten Fahrweg und Abtransport des Kieses von Grund nach Grenis abzugeben. Allein Werner Quandt wandte sich aus Kostengründen gegen die Beauftragung eines Anwalts.