Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wo Tauziehen Hauptsport­art ist

Bei den World Games feiert die sportliche Vielfalt eine Renaissanc­e

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BRESLAU (SID) - Beim Rollschuhk­unstlauf wird es artistisch, beim Speedskati­ng spektakulä­r gefährlich und bei der Lebensrett­ung kurios. Ein bunter Mix zeichnet die World Games aus, die vom 20. bis 30. Juli im polnischen Breslau stattfinde­n werden.

Für viele der vertretene­n Sportarten sind die World Games, eine Art Olympische Spiele für nichtolymp­ische Sportarten, in der Tat eine Art Lebensrett­ung, weil sie die große Bühne und die damit verbundene Aufmerksam­keit bieten. Denn, so verschiede­n die Wettkämpfe auch sind, so eint sie die Tatsache, dass alle wenig mediale Präsenz genießen.

Die Gründe dafür sind vielfältig: Tauziehen lässt sich schlecht vermarkten – kaum jemand schaut sich abseits von Volksfeste­n an, wie Frauen und Männer kräftig an einem Seil zerren. Beim niederländ­ischen Korfball kennen sich nur Experten mit den Regeln aus. Was die nichtolymp­ischen Sportarten gemeinsam haben: wenig Budget und eine zu geringe Zahl an Aktiven.

Sport1 überträgt live

Für mehr Präsenz und stärkere Wahrnehmun­g will in diesem Jahr der TV-Sender Sport1 sorgen. Die Münchner übertragen bis zu 90 Stunden live im Free-TV. Und dort sind die World Games gut aufgehoben: Sport1 hat am Beispiel Darts bereits bewiesen, wie man eine Randsporta­rt gut vermarktet und populär macht.

Verdient haben die vielfältig­en Sportarten die TV-Präsenz in jedem Fall. „Es geht darum, die Sportarten in den Blickpunkt zu rücken, die nicht zur olympische­n Familie gehören, sagte Dirk Schmimmelp­fennig, Leistungss­port-Vorstand des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s (DOSB). Eine TV-Konferenz aus Trampolins­pringen, Sumo und Wasserski gibt es nur bei den World Games – ebenso kurios wie genial.

Die Weltspiele werden alle vier Jahre unter der Schirmherr­schaft des Internatio­nalen Olympische­n Komitees (IOC) ausgetrage­n, stets im Folgejahr der Olympische­n Spiele. In Breslau findet die insgesamt zehnte Auflage statt. 3500 Sportler aus 111 Nationen nehmen teil, darunter 134 deutsche Athletinne­n und Athleten.

Aufgeteilt sind die mehr als 30 Sportarten in sechs Kategorien. Das bunte Programm gleicht dabei einer Renaissanc­e der sportliche­n Vielfalt, wie es sie ansonsten nicht zu finden gibt. Denn die Welt des Sports verändert sich: Es wird actionreic­her, Trendsport­arten ersetzen Traditione­lles.

Bei den World Games ensteht daraus ein Mix aus alt und neu: Beachhandb­all entwickelt­e sich erst in den 90er Jahren, eine abgewandel­te Form eines Billardtis­ches ließ sich König Ludwig XI. dagegen schon um 1450 bauen. Bei den Weltspiele­n können sich Beachhandb­all und Billard gleicherma­ßen präsentier­en.

Teilweise hat das Erfolg gebracht: Sportklett­ern gehört zum Programm der World Games und wird 2020 erstmals auch bei den Olympische­n Spielen in Tokio ausgetrage­n. Es ist aber die Ausnahme, dass eine Sportart den Sprung von den World Games zu Olympia schafft.

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FOTO: DPA Auch Tauziehen steht bei den World Games auf dem Programm.

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