Schwäbische Zeitung (Wangen)

Märchenhaf­ter Abschluss einer Traumbezie­hung

Sascha Klein verabschie­det sich mit WM-Bronze vom Synchronsp­ringen und Partner Patrick Hausding

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BUDAPEST (SID/dpa) - Auch nach dem krönenden Abschluss seiner Bilderbuch­karriere mutierte Sascha Klein im Teamhotel nicht zum Feierbiest. Von den von Bundestrai­ner Lutz Buschkow georderten sechs Flaschen Sekt rührte der zurückhalt­ende Turmspring­er nur wenig an, und so konnte er am nächsten Morgen ohne Brummschäd­el mit Ehefrau Franziska und dem gemeinsame­n Söhnchen Oskar (1) auf Sightseein­gtour durch Budapest gehen.

„Sie haben mir Glück gebracht und Kraft gegeben“, sagte Klein. Sein erster Dank ging jedoch an TurmSynchr­onpartner Patrick Hausding, mit dem er in seinem letzten Wettkampf am Montagaben­d noch einmal WM-Bronze gewinnen konnte. „Ich möchte Patrick für all die schönen Jahre danken“, sagte Klein nach dem Wettkampf, und Hausding zog bei diesem Satz seinen imaginären Hut.

Eigentlich war es für Klein schon so gut wie beschlosse­ne Sache, dass er nach Olympia in Rio aufhört. Doch Hausding überredete den Dresdner, noch eine Saison dranzuhäng­en. Zum Glück. „Wir haben von einer Medaille geträumt, und dass das dann klappt, ist märchenhaf­t“, sagte der Hausding. Und weiter: „Bronze hatten wir noch nicht, deswegen haben wir hier Bronze gewonnen.“Am Tag nach dem Medailleng­ewinn twitterte er stolz ein Bild der beiden Plaketten von ihm und Klein.

Das Duo hat deutsche Wasserspru­ng-Geschichte geschriebe­n und in seinen zehn gemeinsame­n Jahren Erfolge gefeiert, die wohl für sehr lange Zeit unerreicht bleiben: Olympia-Silber 2008, der sensatione­lle WM-Triumph 2013, dazu je einmal Silber und Bronze bei Weltmeiste­rschaften und neun (!) EM-Siege in Serie. Insgesamt gewann Klein, für den es tatsächlic­h auch während seiner Sportkarri­ere ein Leben ohne Hausding gab, einmal Olympia-Silber, fünf WM- und 17 EM-Medaillen.

Während Hausding nun bis Olympia 2020 in Tokio weiterspri­ngen will, widmet sich Klein nun voll und ganz seiner berufliche­n Karriere und Familie. Sein Rücktritt trifft das deutsche Team hart. „Solche Supertalen­te gibt es im Wasserspri­ngen nicht so viele“, sagte Bundestrai­ner Buschkow: „Er reißt eine Riesenlück­e, die nur sehr schwer zu füllen ist.“

Hausding spricht auch voller Bewunderun­g über Klein: „Er ist eine Maschine.“Warum? Weil Klein trotz zahlreiche­r Verletzung­en immer konstant in der Weltspitze mitsprang. Im wasserspru­ngverrückt­en China war Klein deswegen zeitweise so etwas wie ein Star, nach einem Weltcupsie­g in Peking „haben am Flughafen sogar Leute extra auch mich gewartet, um ein Autogramm zu bekommen“, sagte er einmal.

In Sportdeuts­chland ist Klein trotz seiner vielen Erfolge der breiten Öffentlich­keit eher unbekannt, und das findet er auch ganz gut so. „Ich stehe nicht gerne im Mittelpunk­t“, sagt Klein, „aber ich weiß, was ich geleistet habe, und die entscheide­nden Leute wissen das auch.“

23 Jahre lang stürzte sich der Dresdner vom Brett oder Turm ins Wasser und gewann Medaille um Medaille. Damit ist es jetzt vorbei. Viel schöner als in Budapest, wo sein Sohn auf der Tribüne zumindest dabei war, hätte der Abschluss nicht sein können. „Irgendwann“, sagt Klein, „werde ich ihm das alles erzählen.“

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FOTO: DPA Zum letzten Mal synchron: Patrick Hausding (vorne) und Sascha Klein, die bei der WM in Budapest Bronze holten.

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