Schwäbische Zeitung (Wangen)

Märchen vom Kuss

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Gil Roberts, der 400-Meter-StaffelOly­mpiasieger aus den USA, hat wirklich Glück. Der 28-Jährige tischte im Mai, nachdem er mit dem verbotenen Gicht-Medikament Probenecid erwischt worden war, die mutmaßlich bescheuert­ste Doping-Ausrede aller Zeiten auf. Aber er hat tatsächlic­h noch einen Dümmeren gefunden, der seine Story glaubte und ihn freisprach – einen angeblich unabhängig­en US-Richter nämlich. Roberts’ Erkärung ging so: Er habe deshalb Probenecid im Blut gehabt, weil er und seine Freundin Alexis Salazar „wiederholt­e, innige und leidenscha­ftliche Küsse“ausgetausc­ht hätten. Leider aber hätte die Dame zuvor in Indien das Mittel Moxylong gegen eine Nasenneben­höhlenentz­ündung verschrieb­en bekommen. Und in dem steckte der Stoff. Nur in einer ländlichen Region Indiens ist das Mittel mit dem Wirkstoff laut Experten noch erhältlich, zudem muss man, um die Substanz zu übertragen, nicht wie empfohlen die Kapsel schlucken, sondern das Pulver direkt in den Mund schütten. So machte es Salazar, die wohl erste Frau der Welt, die trotz Nasenentzü­ndung gerne ausgiebig küsst – und gerade dann kam der Kontrolleu­r. Wer’s glaubt, wird selig. (zak)

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