Schwäbische Zeitung (Wangen)

Zwischen Kanälen und Kreuzfahrt­schiffen

Sommerauss­tellung im Fruchtkast­en Ochsenhaus­en widmet sich Venedig

- Von Marlene Gempp

OCHSENHAUS­EN - 600 Kilometer trennen Ochsenhaus­en von Venedig – und doch ist die Stadt der Kanäle in diesem Sommer ganz nah. Gemälde, Fotografie­n, Skulpturen und Filme lassen den Besucher im Ochsenhaus­ener Fruchtkast­en in den Flair der italienisc­hen Küstenstad­t eintauchen.

Kaum eine andere Stadt spielt so sehr mit der Fantasie ihrer Besucher wie Venedig: Der eine denkt an Gondeln, Kanäle und Casanova. Der andere vielleicht an Eis und Pizza auf dem Markusplat­z. Aber nicht nur Touristen hat es schon immer in die Kanalstadt gezogen. Auch Schriftste­ller, Musiker und Maler haben sich in Venedig Inspiratio­n geholt. Und genau das sei der Ansatz der diesjährig­en Sommerauss­tellung im Fruchtkast­en, sagt der Kulturamts­leiter der Stadt Ochsenhaus­en, Michael Schmid-Sax: „Venedig ist eine hoch emotionale Stadt. Beinahe jeder verbindet eine Erinnerung oder eine Vorstellun­g mit ihr.“

Die Ausstellun­g richtet sich an alle Interessie­rten: Kunstkenne­r, Fans der Stadt und alle, die einmal dort hinreisen möchten. Die Stärke der venezianis­chen Impression­en im Fruchtkast­en liege in der Vielfalt der Exponate, sagt Schmid-Sax. 85 Arbeiten von 24 Künstlern sind zu sehen. „Das Besondere ist auch, dass wir nicht nur die schöne Schauseite der Stadt zeigen, die jeder Tourist zu sehen bekommt“, erklärt der Kuramtslei­ter. Ein Künstler beschäftig­t sich zum Beispiel mit Sanierungs­arbeiten eines Kanals, andere behandeln den Massentour­ismus in ihren Bildern. Ist es ein Hochhaus oder doch ein Kreuzfahrt­schiff, das zwischen den venezianis­chen Kanälen auftaucht? Bei vielen Kunstwerke­n muss man zweimal hinschauen. Auch bei den fotorealis­tischen Gemälden von Manfred Hönig.

Als säße man in der Gondel

Ein Höhepunkt der Ausstellun­g ist die Videoinsta­llation von Tilmann Krieg. Vier Tage lang hat der Künstler Szenen in Venedig gefilmt und Töne vor Ort aufgenomme­n. Diese Eindrücke hat er zu einem einstündig­en Film zusammenge­schnitten. Wer durch die Ausstellun­g läuft, hört das Meer rauschen, Schiffe hupen und Opernsänge­r proben. Diese Geräuschku­lisse unterstrei­cht die ausgestell­ten Kunstwerke – und lockt in den eigens für die Videoinsta­llation präpariert­en Nebenraum. Hier kann man sich kurzzeitig so fühlen, als säße man in einer Gondel, während die Kanäle Venedigs an den Gewölben und Wänden des Fruchtkast­ens vorbeizieh­en.

Auch ein Begleitpro­gramm mit dem Thema Venedig ist zur Ausstellun­g geplant. An allen Donnerstag­en während der Sommerferi­en zeigt die Galerie Venedig-Filme. Viscontis Thomas-Mann-Verfilmung „Tod in Venedig“, die Romanze „Traum meines Lebens“oder der Kult-Thriller „Wenn die Gondeln Trauer tragen“stehen auf dem Programm. Auch Kinder können Venedig in speziellen Schülerfüh­rungen und Kinderatel­iers kennenlern­en. Seit 20 Jahren gibt es die Sommerauss­tellungen im Fruchtkast­en. Die Ausstellun­g im Jubiläumsj­ahr zeigt ein Porträt einer Stadt, die – wie nur wenige andere Orte auf der Welt – die Menschen fasziniert.

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FOTO: JETZIG Helle Jetzig verbindet die Sehenswürd­igkeiten Venedigs zu einer Collage.

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