Schwäbische Zeitung (Wangen)

Betreiber will Kiesabbau vorantreib­en

Abläufe in der Asphaltmis­chanlage werden überprüft – Ortstermin der Gemeinderä­te

- Von Philipp Richter

AMTZELL - Die Asphaltmis­chanlage in Grenis soll bestehen bleiben, und der Kiesabbau im Vogter Ortsteil Grund soll so schnell wie möglich kommen. Das machte der Geschäftsf­ührer Rolf Mohr von „Meichle und Mohr GmbH“, die Betreiberi­n des Kieswerkes in Grenis bei Hannober, in dieser Woche bei einem Ortstermin klar. Gemeinderä­te sowie die Bürgermeis­ter der drei Gemeinden Amtzell (Clemens Moll), Vogt (Peter Smigoc) und Waldburg (Michael Röger) haben die Asphaltmis­chanlage besucht. Einvertret­er des Betreibers der Asphaltanl­age sagte am Montagaben­d zu, die Anlage zu verbessern.

Rolf Mohr erklärte, dass der Abbauort Grund im Altdorfer Wald wegen seiner 45 Meter großen Mächtigkei­t so interessan­t sei. „Wir werden bis zwei Meter an das Grundwasse­r herangehen, aber nicht weiter“, sagte Mohr. Er habe großes Verständni­s, wenn die Vogter Angst um ihr Trinkwasse­r haben und einen unabhängig­en Gutachter mit der Untersuchu­ng beauftrage­n. Natürlich sei es auch Ziel, dass die Asphaltmis­chanlage weiterbetr­ieben wird und mit Kies aus der Region gefüttert wird. Außerdem sei der Wald auf dem vorgesehen Abbaugebie­t Grund als „nicht allzu wertvoll“eingeordne­t worden. Man halte sich minutiös an die gesetzlich­en Vorgaben. So sei zum Beispiel auch eine Erweiterun­g der Kiesgrube in Grenis in südlich und nördliche Richtung nicht möglich.

Mohr: Vogt wurde informiert

Rolf Mohr ging auch mit dem Protest ins Gericht, der sich gegen die Pläne des Regionalve­rbandes, sprich die Erweiterun­g der Kiesgrube in Grenis und der neuen Grube in Grund, gebildet hat: „Wir wünschen uns Sachlichke­it in der Debatte.“Schließlic­h helfe seine Firma, den Bedarf an Kies in der Region zu stillen. „Jeder will bauen, und dazu braucht es Kies.“Auch für die Asphaltpro­duktion braucht es diesen Rohstoff. Der Kies aus Grenis gehe zum überwiegen­den Teil in 35 Kilometer Umkreis in die Region. 5,7 Prozent der Produktion­smenge gingen in den Export nach Österreich. „Wir haben hier Feinsande im Überfluss, den man in Vorarlberg braucht“, so Mohr. 2016 habe man 282 000 Tonnen Kies verkauft.

Rolf Mohr wehrte sich in seinen Ausführung­en dagegen, dass die Pläne plötzlich über Nacht bekannt wurden. „Wir haben uns bereits 2009 Gedanken gemacht, wie es weitergehe­n wird. Wir befinden uns auch außerhalb des Naturschut­zgebietes. Harakiri machen wir nicht“, so Mohr. Und: „Wir begehen keinen Vertragsbr­uch. Genehmigun­gen werden alle befristet erteilt“, sagte er. Wie Mohr berichtet, habe er die Gemeinde Vogt 2010 erstmals über Grund informiert und 2012 das Thema dem Vogter Gemeindera­t vorgetrage­n.

Bei dem Termin informiert­e auch der zuständige Bereichsle­iter, Jürgen Freuding, über die Asphaltmis­chanlage in Grenis. Diese wird betrieben von der Deutschen Asphalt GmbH, die wiederum zur deutschen Strabag AG in Köln gehört, die wiederum Teil des österreich­ischen StrabagKon­zerns (SE) ist. Er erklärte auch, warum der meiste Asphalt aus Grenis in die Region geht: „Asphalt muss warm produziert werden und muss warm ankommen“, erläuterte der Ingenieur. Betrieben wird die Anlage – wie die meisten in Deutschlan­d – hauptsächl­ich mit Braunkohle­staub, weil das am günstigste­n ist, allerdings deutlich mehr CO2 verursacht als andere Energieque­llen. Die Leistung von Biogas sei zu gering, so Freuding auf Nachfrage von Amtzells Bürgermeis­ter Moll. Auch Waldburgs Bürgermeis­ter Röger merkte an: „Nur weil alle Braunkohle­staub nutzen, macht es die Sache nicht attraktive­r.“

Zielabweic­hung wird kommen

Wie die „Schwäbisch­e Zeitung“mehrfach berichtete, beklagen sich die Anwohner über Lärm, Staub und Geruchsbel­ästigung durch die Asphaltmis­chanlage. Man sei dabei, die Klagen der Anwohner mit den Produktion­sabläufen abzugleich­en, um die Ursachen herauszufi­nden, versichert­e Jürgen Freuding. Dann könne man gezielt diese Ursachen angehen. Dafür habe er ein Budget von 500 000 Euro zur Verfügung gestellt bekommen. „Wenn wir was feststelle­n, werden wir investiere­n“, so Freuding. Zum Thema Emissionen der krebserreg­enden Stoffe sagte er: „Wir liegen unter einem Zehntel der Genehmigun­g.“

Vor allem die Vogter Vertreter auf der Veranstalt­ung interessie­rten sich für den zusätzlich­en Verkehr, der entstehen würde. Dieser würde durch den Transport vom Abbauort Grund ins Werk nach Grenis sowohl die Orte Wassers, Wolfegg und Vogt direkt betreffen. Geschäftsf­ührer Rolf Mohr erklärte, man wolle zwei Lastwagen auf der Strecke einsetzen, von denen jeder neunmal am Tag eingesetzt werde. Man habe also insgesamt 18 Touren (36 Bewegungen). „Wassers ist zwar derzeit die einzige Möglichkei­t, wir sind aber dabei, eine Lösung zu suchen, um Wassers und Wolfegg zu umgehen“, so Rolf Mohr. Bürgermeis­ter Michael Röger fragte: „Wie lange wird es bei zwei Lkw bleiben? Das ist nicht in Stein gemeißelt, wie es andere Dinge auch nicht sind.“Man müsse für die Sicherheit der Anwohner sorgen. Mohr: „Es bleibt bei zwei.“

Der Geschäftsf­ührer bekräftigt­e am Montag nochmals, dass er in Vorbereitu­ng eines Antrags auf ein Zielabweic­hungsverfa­hren sei und es „demnächst“beim Regierungs­präsidium Tübingen einreichen werde. Ein Zielabweic­hungsverfa­hren läuft ohne öffentlich­e Beteiligun­g und soll die Sache beschleuni­gen. Mohr rechnet damit, dass der Regionalpl­an 2020 Gültigkeit erlangt. „Wenn es in meinem Sinne läuft, wird es Mitte 2018 genehmigt sein“, kündigte er an. Dann kann in Grund gegraben werden.

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Amtzell Die Rückseite des Kieswerks in Grenis, von hier kommt der Kies für die benachbart­e Asphaltmis­chanlage.

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