„Musik soll Balsam für die Seele sein“
Norbert Rier von den Kastelruther Spatzen freut sich auf das Open-Air-Konzert im Allgäu
ALTUSRIED (sz) - Die Kastelruther Spatzen gastieren am Donnerstag, 24. August, auf der Freilichtbühne in Altusried. Auf ihren Auftritt im Allgäu freuen sich die Sänger bereits. Im Interview spricht Norbert Rier unter anderem über Lieder der aktuellen CD, Auftritte mit seinen Kindern, aber auch über Schicksalsschläge.
Herr Rier, auf ihrer aktuellen CD üben Sie in einem Lied deutlicher als sonst Gesellschaftskritik. „Immer trifft es nur den kleinen Mann“heißt es da. Wie kam es zu diesem Lied?
Wir bekommen von vielen unterschiedlichen Komponisten Lieder zugeschickt, von denen wir dann einige kritisch auswählen. Dieses Thema ist uns allen sofort aufgefallen, und ich glaube, davon fühlen sich viele Menschen angesprochen. Dass man das Gefühl hat, es trifft immer nur den Kleinen, das hat es immer schon gegeben.
Sie haben in einem Interview mal gesagt, dass Sie hin und wieder Briefe bekommen von Menschen, die Ihnen sogar die Kontonummer mitsenden. Das könnten Menschen sein, die sich als „der kleine Mann“empfinden.
Ja, aber da muss man vorsichtig sein. Viele, die wirklich Hilfe brauchen, die trauen sich nicht, irgendwo anzuklopfen und andere sind unverschämt. Man müsste immer der Sache nachgehen, wie es dazu gekommen ist, dass jemand in Not ist. Wir, die Kastelruther Spatzen, unterstützen gerne viele Dinge, mit denen Menschen geholfen werden kann.
In Deutschland diskutiert „der kleine Mann“gerade ganz heftig. Die Menschen gehen auf die Straße, demonstrieren an manchen Orten wieder. Wie nehmen Sie das wahr?
Der Wohlstand bringt auch die Unzufriedenheit mit sich. Die Leute wollen immer mehr. Manchmal ist es sicher angebracht, zu diskutieren. Aber so häufig, wie es heute teilweise auch über das Internet und die sozialen Medien organisiert wird, ist nicht gut. Von außen beobachte ich das schon mit einer gewissen Sorge.
Stimmungsprobleme kennen Sie ja nicht. Bei den Konzerten in den vergangenen drei Jahrzehnten war die ja immer toll, oder?
Natürlich. Ich sage ja immer, dass Musik auch dazu beitragen soll, ein bisschen abzuschalten und zu genießen und jedem die Chance geben soll, sich zurückzulegen und sich in die eigene heile Welt zu begeben. Musik soll Balsam für die Seele sein.
Auf der aktuellen CD gibt es ein Duett mit Ihrem Sohn Alexander. Ist es Ihnen eigentlich manchmal unheimlich, wie ähnlich er Ihnen ist, was Sie ja auch in dem Lied besingen.
Nein, das ist doch toll. Wir sind ja auch vom Charakter her ziemlich ähnlich. Er macht das gut. Ich habe ihm nur einen Rat gegeben: Er soll es nicht zu extrem machen, aber mit dem Herzen dabei sein. Das passt schon.
Sie haben ja in der Vergangenheit immer wieder mit Ihren Kindern gesungen. Was erwartet uns bei der nächsten CD?
Bei der nächsten CD ist es nicht vorgesehen. Aber der Alexander und der Andreas, mein anderer Sohn, singen demnächst im ZDF gemeinsam ein Lied, das heißt „Wie gut, dass man einen Bruder hat“. Mal schauen, wie das ankommt. Mir gefällt es recht gut.
Wann kommt die neue CD der Kasthelruther Spatzen auf den Markt?
Wenn alles passt, dann müsste diese im Herbst – noch vor dem Spatzenfest – auf den Markt kommen. Die Hälfte ist schon aufgenommen. Bis alles gemacht ist, dauert es noch ein bisschen. Wir haben wieder viele interessante Themen dabei. Man ist immer wieder gespannt, wie es dann am Ende ankommt.
Die Spatzen haben Ende 2016 mit dem Tod ihres zweiten Sängers und Gitarristen Andreas Fulterer einen schweren Schlag hinnehmen müssen. Widmen Sie ihm ein Lied auf der neuen CD?
Ja – und das Lied haben wir mit auf der neuen CD dabei. Es heißt „Die Besten gehen viel zu früh“und ist vom Thema her genau auf das Schicksal von Andreas zugeschnitten. Ich denke schon, dass das die Leute ansprechen wird. Und Andreas hat das verdient! Sein früher Tod war für uns alle ein schwerer Schock. Aber daran sieht man auch, wie das Leben sein kann.
Ein anderer Schicksalsschlag, den die Kasthelruther Spatzen erleiden mussten, liegt nun fast zwei Jahrzehnte zurück. Der Tod Ihres Managers Karl-Heinz Groß, der in Magdeburg bei einem Konzert offenbar Opfer eines Gewaltverbrechens wurde. Haben Sie die Hoffnung, dass jemals eine Aufklärung gelingen wird?
Wir hoffen immer noch, dass sich das irgendwann vielleicht durch einen Zufall aufklärt.
Wie hat das eigentlich die Gruppe verändert?
Es hat uns noch mehr zusammengeschweißt. So etwas ist immer schwer, wenn man nicht weiß, was passiert ist. Das war für uns ein brutaler Schlag und hat uns schockiert. Denn wir haben hautnah erleben müssen, wie brutal das Leben sein kann.
Der letzte große Auftritt war das Spatzen-Open-Air zu Pfingsten in Ihrer Heimat Kasthelruth. Was haben Sie Ihren Fans dort geboten?
Jede Menge Musik, einen schönen Bühnenaufbau und ein tolles Erlebnis am Fuße des Schlerns (Anm. d. Red.: 2563 Meter hoher Berg nahe Kasthelruth).
Und jetzt geht es ja schon mit großen Schritten auf das Open-AirKonzert in Altusried im Allgäu zu.
(lacht) Ja, wir freuen uns sehr auf unseren Auftritt auf der Freilichtbühne in Altusried.
Kressbronn
Sommer-Kino: Paula, Drama, Hofanlage Milz, Hofscheuer, Dorfstr. 56, Retterschen, 19.30 Uhr
Lindenberg i. Allgäu
Film: Die Überglücklichen, Tragikomödie, Kulturfabrik, Museumsplatz 1, 20 Uhr