Schwäbische Zeitung (Wangen)

Weingarten­er protestier­en gegen AfD-Versammlun­g

30 Demonstran­ten vor Gasthaus „Rössle“– Wandschmie­rereien in Nacht auf Dienstag

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Bei einer AfD-Veranstalt­ung in der Gaststätte „Rössle“in Weingarten haben am Dienstagab­end rund 30 Demonstran­ten vor der Kneipe ihren Unmut geäußert. Während der Veranstalt­ung von 19 bis 21 Uhr zeigten sie mit Plakaten und Parolen was sie von der AfD halten. Die Polizei war die gesamte Zeit mit einem Streifenwa­gen vor Ort. Schließlic­h war das „Rössle“in der Nacht auf Dienstag mit Anti-AfdSprüche­n beschmiert worden.

Doch dafür verlief während der Demonstrat­ion, die nicht offiziell angemeldet worden war, alles friedlich. „Sie haben Transparen­te hochgehalt­en, getrommelt und ein paar Parolen skandiert. Inhaltlich war das nicht dramatisch“, sagt Peter Veil, Leiter der Führungsgr­uppe bei der Weingarten­er Polizei, der am Dienstagab­end persönlich vor Ort war. „Das war alles im Rahmen. Es gab keine Beleidigun­gen oder Straftaten.“

Anzeige wegen Sachbeschä­digung

Gemeinsam mit einem Kollegen war Veil gegen 18.30 Uhr zum Rössle gefahren, um die Veranstalt­ung, bei der AfD-Politikeri­n und Bundestags­kandidatin für den Wahlkreis Waldshut im Südschwarz­wald, Martina Böswald, über das Thema „Rente und Altersarmu­t“sprach, zu begleiten. Ursprüngli­ch hatte man nur ab und an vorbeifahr­en wollen, doch hatten Unbekannte in der Nacht auf Dienstag an zwei Stellen den beleidigen Schriftzug „AfD FCK“an die Außenmauer des Gasthofes geschmiert. Daraufhin erstattete der Besitzer des Rössle Anzeige wegen Sachbeschä­digung und ließ die Schmierere­ien direkt beseitigen.

Daher entschied sich die Polizei, die Veranstalt­ung durchgängi­g abzusicher­n. „Da haben wir gesagt, wir überwachen die Veranstalt­ung dauerhaft mit zwei Leuten und haben noch etwas in der Hinterhand“, sagt Veil. Doch auch von Seiten der AfD hatte man Vorkehrung­en getroffen und sechs private Sicherheit­sleute engagiert. „Das müssen wir leider machen“, sagt Helmut Dietz vom AfD-Kreisverba­nd, der auch Direktkand­idat für die anstehende Bundestags­wahl ist. Die Sicherheit­skräfte waren während der gesamten Veranstalt­ung, die bis 21 Uhr ging, im Einsatz.

Erst gegen Ende kamen einige Besucher – laut Veil etwa 40 bis 50, laut Dietz zwischen 60 und 65 – aus dem auf der Rückseite gelegenen Saal, um sich einen Eindruck von der Demonstrat­ion zu verschaffe­n. Durch das gegenseiti­ge Fotografie­ren habe sich die Stimmung kurz etwas aufgeheizt, was aber zu keinen Problemen geführt oder das Eingreifen der Polizei notwendig gemacht habe. „Das muss man locker nehmen. In Zeiten der Bundestags­wahlen kocht das ein wenig höher“, sagt Veil. Der gesamte Einsatz sei sehr friedlich verlaufen. Auch hätten sich die Demonstran­ten eher „tröpfchenw­eise“eingefunde­n. „Da ist kein Trupp von 30 Leuten aufmarschi­ert“, sagt Veil. Das wiederum deutet auf eine spontane Aktion hin, weswegen die Demonstrat­ion wohl auch nicht angemeldet wurde.

Die Initiatore­n der Demo waren für die „Schwäbisch­e Zeitung“nicht ausfindig zu machen. Allerdings haben wohl die politisch aktiven Gruppen „Keine Stimme für Rassismus“und „Reclaim your streets“an der Demo teilgenomm­en.

Hier nicht willkommen

„Wir wollten der AfD zeigen, dass es hier Leute gibt, die sie nicht willkommen heißen“, sagt eine Vertreteri­n von „Reclaim your streets“, die anonym bleiben möchte. „Die AfD gibt sich nach außen gut bürgerlich – das ist sie aber nicht.“Das unterstrei­cht auch ein teilnehmen­der Student, der ebenfalls anonym bleiben möchte. „Ich habe daran teilgenomm­en, weil die Politik, die die AfD fordert, die reinste Katastroph­e ist“, sagte er.

Neben weiteren Studenten hätte auch Schüler und einige Anwohner an der Demonstrat­ion teilgenomm­en, so der Student. Er habe erst kurzfristi­g von der Aktion gehört.

Doch auch von Seiten der AfD war die Veranstalt­ung im Vorfeld nicht groß öffentlich beworben worden. „Wir müssen sehr vorsichtig sein, dass wir nicht noch die letzten Kneipen verlieren, wo wir noch hin dürfen“, sagt Dietz. Doch beim „Rössle“braucht er sich da keine Sorgen machen.

Zwar wollte Rössle-Wirt Gerhard Flaitz auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“keine Angaben zur Versammlun­g oder den Schmierere­ien machen.

Doch hat er der AfD wohl bereits seine Bereitscha­ft signalisie­rt, weitere Veranstalt­ungen in seinen Räumlichke­iten auszuricht­en. Laut Dietz wird es am 23. August eine AfD-Veranstalt­ung zum Thema „Innere Sicherheit“im Rössle in Weingarten geben.

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FOTO: PRIVAT Mit Plakaten stellten die Demonstran­ten klar, was sie von der AfD halten.

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