Schwäbische Zeitung (Wangen)

Übungen für den Kopf

Die TSG Hoffenheim vertraut auf ihren Kader – und Trainer Julian Nagelsmann

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WINDISCHGA­RSTEN (dpa) - Julian Nagelsmann bringt die komplizier­ten Trainingsi­nhalte in Windischga­rsten in Oberösterr­eich auf einen Nenner: „Umschalten nach Ballerober­ung, darum geht es die ganze Woche.“Für den Jungtraine­r der TSG Hoffenheim, der zur täglichen Arbeit und besseren Übersicht schon mal ein Baugerüst an den Spielfeldr­and stellen lässt und diverse Video-Leinwände installier­t hat, auf denen zum besseren Einprägen andauernd taktisch wertvolle Szenen flimmern, geht es nach der besten Saison der Bundesliga-Geschichte mit Platz vier vor allem um eines: Wie mache ich aus einer starken Bundesliga­Mannschaft eine noch bessere – ohne sie ihrer Stärken zu berauben?

Vermutlich lautet die Antwort: durch Nagelsmann selbst. Zwei prägende Figuren haben die Kraichgaue­r gen FC Bayern verlassen: die Nationalsp­ieler Sebastian Rudy und Niklas Süle. Die neuen Gesichter, die die meisten Blicke auf sich ziehen, heißen Serge Gnabry, Havard Nordtveit und Florian Grillitsch. U21-Europameis­ter Gnabry, ausgeliehe­n vom Meister, stand am Mittwoch erstmals auf dem Trainingsp­latz. „Serge ist ein hochtalent­ierter und wirklich spannender Spieler, der viel Tempo auf den Platz bringt“, sagte Nagelsmann.

Der 22 Jahre alte Ex-Bremer, der einen Dreijahres­vertrag in München unterschri­eb und nun für ein Jahr ausgeliehe­n ist, erhofft sich viele Einsätze bei der TSG. „Ich will viel Spielpraxi­s sammeln. Ich weiß, dass ich hier viel lernen kann“, sagte der Offensivma­nn. Und: „Man weiß, dass der Kader beim FC Bayern anders ist.“In Hoffenheim würde Gnabry „am liebsten auf der Zehn oder links“spielen.

Den Ex-Gladbacher Nordtveit (zuletzt West Ham), der auch auf der Sechs Spielen kann, hat Sportchef Alexander Rosen „grundsätzl­ich eher hinten eingeplant“– auf der Position von Süle. Grillitsch ist dafür statt Rudy auf der Sechs vorgesehen, aber eigentlich hatte sich Nagelsmann noch eine Verstärkun­g im defensiven Mittelfeld gewünscht. Rosen sieht sich jedoch nicht in der Pflicht, die 20 Millionen vom Süle-Transfer – Rudy wechselte ablösefrei – vollständi­g auszugeben. „Wir werden nur etwas machen, wenn wir sehen, dass uns die Qualität kurzfristi­g weiterhilf­t.“

Hoffenheim dürfte noch warten bis feststeht, ob die TSG die ChampionsL­eague-Qualifikat­ion am 15./16. und 22./23. August (Auslosung am 4. August) übersteht. Dann winkt ein weiterer Geldregen. Rosen sagt: „Nach dem Rückspiel wären fast noch zehn Tage Zeit bis zum Transfersc­hluss.“

Nagelsmann ist kein Freund von späten Verpflicht­ungen, der 29-Jährige monierte schon öfter, dass bei Transfers immer länger gepokert wird. Er möchte die Neuen möglichst schnell an sein Spielsyste­m und seine anspruchsv­ollen Übungsform­en gewöhnen. Zumal die DFB-Auswahlspi­eler Sandro Wagner, Kerem Demirbay und Jeremy Toljan erst nächste Woche zum Team stoßen.

Komplexes Training

Die Neuzugänge müssen sich erst mal einfinden. „Das Training ist anders als alles, was ich bisher kennengele­rnt habe. Die Übungen sind komplex“, sagte Nordtveit. Abwehr-Kollege Justin Hoogma, der von Heracles Almelo kam, muss „auf dem Platz viel nachdenken. Das ist schon anspruchsv­oll, aber auch sehr gut. Ich benutze gerne meinen Kopf.“Auch Gnabry musste sich die Spielforme­n erst mal extra erklären lassen.

Die Etablierte­n wie Defensivch­ef Kevin Vogt, Benjamin Hübner, Demirbay oder Torjäger Andrej Kramaric kennen das alles längst. Sie haben unter Nagelsmann riesige Fortschrit­te gemacht. Für Rosen zählt vor allem: „Die Struktur, die wir in der Mannschaft haben, nicht zu zerstören.“

Ohnehin sieht sich der 38-Jährige nach den bisherigen Transfers nicht mehr in Zugzwang: „Wir haben zwei tragende Spieler von der letzten Saison verloren – aber 13 andere sind noch da. Es ist komplizier­t für mich, Spieler zu finden, die uns sofort besser machen.“Er habe mit dem jetzigen Team ein gutes Gefühl: „Wir haben ein Stück Kadertiefe gewonnen.“

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FOTO: DPA Abkühlung tut not: Wer im Hochsommer Sport macht wie der Hoffenheim­er Serge Gnaby, der steigt gerne mal in die Eistonne.

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