Wirte wollen keine AfD-Veranstaltungen mehr
Das „Rössle“in Weingarten und die „Kiesgrube“in Ravensburg ziehen Konsequenzen
WEINGARTEN - Nach der AfD-Veranstaltung im Gasthof „Rössle“am Dienstagabend in Weingarten und einer Gegendemonstration (die SZ berichtete) meldet sich nun RössleWirt Gerhard Flaitz zu Wort. Er habe nicht gewusst, dass die Versammlung so groß werde, und hätte auch nicht mit einer Demonstration gerechnet. Flaitz betont, dass er parteilos sei und persönlich nichts mit der AfD zu tun habe. Er habe einfach einer politischen Partei, wie in den vergangenen Jahren auch schon der SPD und den Linken, einen Saal vermietet. Da er mit seinem gut-bürgerlichen Gasthof kein Interesse an der Wiederholung solcher Vorkommnisse hat, will er der AfD künftig keine Räumlichkeiten vermieten. „So einen Zirkus können wir nicht brauchen“, sagt Flaitz.
Damit bezieht sich der Wirt auf die Vorkommnisse am Dienstag. Zunächst hatten Unbekannte in der Nacht auf Dienstag den beleidigenden Schriftzug „AfD FCK“zweimal an die Wand des Rössle geschmiert. „Der Schaden war absehbar. Das hat man in fünf Minuten gestrichen gehabt“, sagt Flaitz rückblickend. Dennoch erstatte er Anzeige wegen Sachbeschädigung, was die Polizei veranlasste, die AfD-Versammlung am Dienstagabend durchgängig mit zwei Beamten zu begleiten. Außerdem hatte die AfD sechs private Sicherheitskräfte engagiert. Diese mussten aber nicht eingreifen, als rund dreißig Demonstranten mit Plakaten, Trommeln und Sprechchören ihren Unmut über die AfD kundtaten. Einzig kleinere Wortgefechte gab es gegen Ende der Veranstaltung um 21 Uhr.
Mehrere Treffen seit Weihnachten
Dass die AfD-Versammlung mit rund 50 bis 60 Leuten so groß werden würde, habe er nicht geahnt, so der Wirt. „Mir hatte man gesagt, dass es ein politischer Stammtisch der AfD sei“, sagt Flaitz. „Aber dass das in solchem Ausmaß ist, das habe ich nicht gewusst.“Da es seit Weihnachten bereits zwei oder drei Treffen der AfD in seinen Räumlichkeiten gegeben habe und dabei jeweils nie mehr als 20 Leute gekommen seien, war er davon ausgegangen, dass es wieder ruhig bleibt. „Da hat es keinen Vorfall gegeben, da hat es keine Polizei gebraucht, da hat es gar nichts gebraucht. Die sind in einem Eck gesessen und haben ihr Ding besprochen wie ein Verein auch“, erinnert sich Flaitz. Man habe einfach einen Saal zur Verfügung gestellt, mehr nicht.
Ihm ist es daher wichtig, dass er nicht in eine politische Ecke gedrängt wird. Er hege weder Sympathien für die AfD noch für die Demonstranten. „Ich bin nicht für die und nicht für die anderen“, sagt der Wirt. „AfD-Mitglied bin ich sowieso nicht und parteilos bin ich auch.“Außerdem gehöre ihm auch das Gelände der Asylbewerberunterkunft in der Scherzachstraße. Das sei der beste Beweis, dass er nichts mit der AfD zu tun habe, bekräftigt er. „Da sieht man, dass ich ganz neutral bin“, sagt Flaitz.
Da es ihm einzig und allein um seinen Gasthof gehe, werde er der AfD auch für August keine Räumlichkeiten zur Verfügung stellen. Helmut Dietz, AfD-Bundestagskandidat für den Landkreis Ravensburg, hatte erklärt, dass der Termin am 23. August, bei dem es um das Thema „Innere Sicherheit“gehen sollte, bereits fix sei. Dem widerspricht Flaitz nun: „Für den 23. August gab es eine Anfrage. Aber da habe ich noch keine Zusage gemacht. Und jetzt werde ich Abstand nehmen von der Veranstaltung.“
Damit wird es für die AfD immer schwieriger, noch Räumlichkeiten für ihre Veranstaltungen zu finden. Denn auch das Ravensburger „Gasthaus zur Kiesgrube“hat auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“angekündigt, dass sie ihre Räume nicht mehr an die AfD vermieten werden. „Die werden bei uns keine Versammlung mehr machen“, sagt Inhaber Harald Paul, ohne weitere Angaben zu machen.
Zum Hintergrund: Vor einigen Wochen hatte es gegen eine AfD-Veranstaltung in der Kiesgrube massive Proteste gegeben. Auch bei den Landtagswahlen im vergangenen Jahr hatte der AfD-Kreisverband die Wahl in der Kiesgrube verfolgt. Damals war allerdings nicht dagegen protestiert worden.