Auf dem Weg zu neuen Lernmethoden
Spatenstich am Hans-Multscher-Gymnasium in Leutkirch mit Kultusministerin Susanne Eisenmann
LEUTKIRCH - „Sie sind weiter als andere“, sagt die baden-württembergische Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) zu Rektor Thomas Tomkowiak vom Leutkircher HansMultscher-Gymnasium (HMG). „Ich bin total angetan von dem Konzept.“Damit meint sie das am HMG entwickelte Programm Lern3, das aber mit Um- und Neubauarbeiten verbunden ist. Auch der Spatenstich zu einem Gebäude für die zukünftigen Fünftund Sechstklässler führte die Ministerin ins Allgäu.
„Bewusstsein, Begleitung, Umgebung“, diese drei Säulen erläutert Tomkowiak in einem Vortrag als die Hauptbestandteile von Lern3, und weist am Beispiel eines Stundenplans auf das Prinzip der Zukunft hin, individuelle Förderung sowohl Begabten als auch Schülerinnen und Schülern mit Wissenslücken zu vermitteln. Das gefällt der Ministerin in einer Zeit, in der die Schulen einem immer rasanteren Wandel unterworfen sind.
Bewährtes bewahren
Nun räumt Tomkowiak ein, „dass wir das Rad nicht neu erfinden“. Er stellt auch klar, dass das HMG der Zukunft sehr wohl alle Vorgaben des Stoffplans erfüllen werde. Aber eben ein wenig anders. Sogenannte Lernlandschaften sollen Zug um Zug in der Unter- und der Mittelstufe die gewohnten Klassenzimmer ergänzen. Mehr individuelles Lernen soll so eher ermöglicht und gefördert werden. „Bewährtes bewahren und durch Neues ergänzen“will das HMG. Daran findet Eisenmann Gefallen, nur beim Blick auf die ersten beiden Stunden am Montag für die nächsten Fünftklässler graust es ihr ein wenig. „Zwei Stunden Mathe, das ist aber hart.“Für das neue Gebäude wird mit einer Bauzeit bis November 2018 gerechnet. Später soll auch der vorhandene Bestand modernisiert werden. Für den Neubau sind 2,6 Millionen Euro angesetzt, 1,35 Millionen Euro gibt es vom Land. Rund eine Million Euro steuern die Stadt und weitere 300 000 die Stiftung Elobau bei, die zudem weitere 400 000 Euro für den späteren Umbau der alten Räume in Aussicht gestellt hat. Leutkirchs Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle stellt klar, dass er gerade auch dem Gemeinderat dankbar dafür ist, dass dieser den Weg mitgegangen sei, sich die Bildung in der Stadt etwas kosten zu lassen. Eisenmann präsentiert er zudem einen Überblick über die breit gefächerte Schullandschaft in Leutkirch und den Ortschaften, und er appelliert an sie, das Land möge auch in Zukunft an den kleinen Grundschulen festhalten. Die Ministerin sagt das zu. Am Prinzip „Kurze Beine, kurze Wege“ändere sich nichts, auch wenn die Lehrerversorgung im ländlichen Raum nicht einfach sei. Dabei würden Lehrkräfte, wenn sie erst einmal den Reiz des Lehrens in kleineren Einheiten erlebt hätten, gerne dort bleiben, „der Klebeeffekt ist groß“.
Auch der CDU-Landtagsabgeordnete Raimund Haser macht sich während der Aussprache dafür stark, die „Strukturdiskussion nicht nur mit Zahlen zu führen“. Doch die Schulträger an den kleinen Schulstandorten müssten sich schon auch Gedanken darüber machen, mehr Fremdunterricht in ihre Planungen einzubauen. „Wichtig ist, dass die Lösungen von unten kommen, sonst kommen sie von oben“, sagt Haser, der zum Leutkircher HMG eine besondere Beziehung besitzt. Dort machte er sein Abitur, war Klassen- und Schülersprecher.
Haser wirbt aber vor dem am Abend noch folgenden Bildungsdialog in der Geschwister-Scholl-Schule dafür, gerade im ländlichen Raum die duale Ausbildung nicht aus den Augen zu verlieren. Doch das HMG ist ein Gymnasium. Beim symbolischen Spatenstich legt sich Haser aber stark ins Zeug. Von seinem Spaten aus fliegt die Erde besonders weit in die bereits geöffnete Grube in Nachbarschaft zur sanierten Sporthalle.