Fotografien machen das Rennen bei Festwochen-Ausstellung
Kathrin Ganser erhält den Kunstpreis der Stadt Kempten – Weitere Auszeichnungen gehen an Ralf Dieter Bischoff und Andrea Corinna Neidhart
KEMPTEN (mdu) - Mit Spannung wird jedes Jahr die Vergabe der Kunstpreise der Festwochen-Ausstellung erwartet – auch weil sie oftmals Überraschendes zu bieten hat. Heuer gibt es obendrein ein Novum, denn alle drei großen Preise gehen an ungewöhnliche und herausragende Fotografien. Den Kunstpreis der Stadt Kempten (dotiert mit 5000 Euro) erhält Kathrin Ganser (Berlin), den Thomas-Dachser-Gedenkpreis (4000 Euro) Ralf Dieter Bischoff (Nürnberg). Beide Künstler stammen aus dem Allgäu und zeigen erstmals nun auch hier ihre Arbeiten.
Den Förderpreis der Dr.-RudolfZorn-Stiftung (3000 Euro) bekommt die in Maierhöfen (Westallgäu) lebende Künstlerin Andrea Corinna Neidhart. Erstmals wird das Ausstellungsstipendium der Sparkasse Allgäu verliehen, auf das sich Julia Miorin (Halle an der Saale) freuen darf. Das Preisgeld von 2000 Euro ist für eine einmonatige Einzelausstellung in der Kunsthalle Kempten gedacht. Die 68. Kunstausstellung bei der Allgäuer Festwoche findet vom 12. August bis 16. September an einem neuen Ort statt: im Kemptener Marstall (Alpinmuseum).
„Gyro-Scans #2, #4, #5“heißt die dreiteilige Arbeit der Kemptener Kunstpreisträgerin. Kathrin Ganser wurde in Marktoberdorf geboren, wuchs in Kempten auf und studierte an der Hochschule für Kunst und Design in Halle an der Saale. Die 40-Jährige beschäftigt sich mit dem Stadtraum, mit Architektur und digitaler Ästhetik. Ausgangspunkt ihrer kleinformatigen Bildgruppe waren mit dem Notebook erstellte Bewegungsaufnahmen. Konkrete Räume wurden durch künstlerische Bearbeitung zu abstrakten, amorphen Artefakten. Die Jury lobte zurecht „ihre feine Poesie und das Spiel mit Nähe und Ferne. In der Nahsicht entdeckt man aufregende kristalline Formen und architektonische Elemente.
Die prämierten Fotografien „WEGen #07“und „WEGen #17“von Ralf Dieter Bischoff erinnern in ihrer Traumhaftigkeit an die Landschaftsbilder von William Turner. Der gebürtige Kemptener spürt in seinen berührenden, unscharfen Arbeiten dem Thema Erinnerung nach.
„Bereiche des menschlichen Lebens, wo Worte aufhören, versuche ich bildlich zu begreifen“, sagt Andrea Corinna Neidhart. Die 34-Jährige inszeniert und fotografiert sich oft selbst. „Hierzu nutzt sie eine Ästhetik, die ethnografische und archaische Bildwelten generiert, ohne dass diese klar aufgelöst oder eindeutig interpretiert werden könnten“, urteilte die siebenköpfige Jury. Ihre Fotoarbeit „meins“, die eine nackte Frau mit einem toten, enthäuteten Strauß zeigt, dürfte für Diskussionen sorgen.
31 Künstlerinnen und 30 Künstler
70 Werke von 31 Künstlerinnen und 30 Künstlern, die aus dem Allgäu stammen oder hier leben, werden zu sehen sein. Insgesamt haben 272 Kunstschaffende (darunter drei Künstlergruppen) 473 Werke eingereicht. Neue Ausstellungsmöglichkeiten bietet der Marstall, sagt Kulturamtsleiter Martin Fink. Erstmals können nun Objekte von der Decke abgehängt werden. Dies war im denkmalgeschützten, kleineren Hofgartensaal der Residenz nicht möglich. Auch durften dort keine Wandarbeiten angebracht werden. Zwar steht auch das Marstallgebäude unter Denkmalschutz. Doch Wandtafeln machen es möglich, dass nun auch Wandobjekte angebracht werden können. Für optimale Ausleuchtung sollen individuell steuerbare Deckenstrahler sorgen.