Ein „Vorzeigeunternehmen Bayerns“
Liebherr-Aerospace ist beim 3-D-Druck europaweit führend – Auf Wachstum eingestellt
LINDENBERG - Eigentlich hätte Staatssekräter Franz Pschierer einen Vortrag über das Thema „Wettbewerbsfähigkeit erhalten – Digitalisierung in der Luftfahrtindustrie gestalten“halten sollen. Nach einem Rundgang durch das Werk von Liebherr-Aerospace in Lindenberg verzichtete er darauf. „Es wäre Wasser in den Bach geschüttet, wenn ich Ihnen etwas erzählen würde“, sagte Pschierer zu den Geschäftsführern Josef Gropper und Heiko Lütjens und sprach von einem „Vorzeigeunternehmen Bayerns“. Zuvor hatte er bei einem Betriebsrundgang Einblick in die Arbeit des Unternehmens bekommen.
Eingeladen zu der Veranstaltung hatte der Wirtschaftsbeirat Bayern. Er versteht sich als ein Netzwerk politisch unabhängiger Unternehmer. Der Beirat hatte sich nicht von ungefähr Liebherr-Aerospace ausgesucht. Das High-Tech-Unternehmen hat in den vergangenen Jahren einen dreistelligen Millionenbetrag in Lindenberg investiert und den Standort erheblich erweitert. Damit hat sich das Unternehmen auf eine steigende Nachfrage eingestellt. Vor allem in Asien boomt die Luftfahrt.
Das schlägt sich auch bei der Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH nieder. Sie peilt heuer einen Umsatz in Höhe von 744 Millionen Euro an, im Vorjahr waren es noch gut 700 Millionen Euro. Weiteres Wachstum erwartet sich das Unternehmen unter anderem durch die Kooperation mit Boeing. Für den US-amerikanischen Flugzeugbauer entwickelt und fertigt Liebherr-Aerospace eine neuartige Technik. Sie erlaubt es, die Flügelspitzen bei einer Boeing 777x nach der Landung um jeweils 3,60 Meter hochzuklappen.
Zum Thema Wettbewerbsfähigkeit erhalten gehört die Arbeit an neuen Fertigungsmethoden. Stichwort 3-D-Druck. Seit sechs Jahren forscht Liebherr-Aerospace daran. Das Unternehmen ist bei der Technologie europaweit führend. Bei dem Verfahren baut ein Laser aus Titanpulver eine Komponente Schicht für Schicht auf. An dem Thema arbeiten auch andere Unternehmen der Branche. Liebherr-Aerospace ist aber weiter. Eine Komponente aus Lindenberg ist bereits in der Luft. In einem Airbus A 380 fliegt ein Ventilblock, den Liebherr-Aerospace per 3-DDruck gefertigt hat. Er ist Teil des Spoiler-Aktuators und übernimmt an Bord des Jets wichtige Aufgaben, wenn es darum geht, das Flugzeug zu manövrieren und nach dem Landen abzubremsen.
Der 3-D-gedruckte Block funktioniert wie ein herkömmlicher, geschmiedeter Ventilblock, hat aber zwei erhebliche Vorteile, wie Heiko Lütjens beim Rundgang schilderte. Er ist um 35 Prozent leichter und besteht aus weniger Einzelteilen. Lütjens beschreibt die Technik als „revolutionär“.
Mit an Bord ist Liebherr-Aerospace auch bei einem anderen Zukunftsthema. So arbeitet das Unternehmen beispielsweise am „more electrical aircraft“. Heute werden viele Funktionen an Bord eines Jets hydraulisch betätigt. In Zukunft soll
„Wir wollen Öl aus dem Flugzeug bekommen und es leichter machen.“Geschäftsführer Josef Gropper zum Ziel das Fliegen umweltschonender und günstiger zu machen.
das elektrisch geschehen. „Wir wollen Öl aus dem Flugzeug bekommen und es leichter machen“, beschreibt Gropper das Ziel. Das macht das Fliegen umweltschonender und günstiger.
In die Logistik investiert
Innovative Technik und hochpräzise Fertigung sind allerdings nicht die einzigen Herausforderungen, mit denen sich das Luftfahrtunternehmen konfrontiert sieht. Mit der Firmenerweiterung hat Liebherr-Aerospace auch in die Logistik investiert. Gropper spricht von einer „Riesenherausforderung“. Grund: Flugzeugbauer stellen heute die gleichen Anforderungen an ihre Systemlieferanten wie Autohersteller an ihre Zulieferer. Sprich: Eine Komponente muss zu einem genau definierten Zeitpunkt im Werk des Herstellers sein. „Wir reden da über sehr enge Zeitfenster“(Gropper). LiebherrAerospace hat dazu unter anderem ein supply-chain-Management-System eingeführt. Dabei werden die gesamten Prozesse und Bestandteile eines Produktes bis zur Endauslieferung erfasst. Ein Detail: Per Knopfdruck können Mitarbeiter jederzeit erfahren, wo sich gerade ein Teil befindet.