Schwäbische Zeitung (Wangen)

Ein „Vorzeigeun­ternehmen Bayerns“

Liebherr-Aerospace ist beim 3-D-Druck europaweit führend – Auf Wachstum eingestell­t

- Von Peter Mittermeie­r

LINDENBERG - Eigentlich hätte Staatssekr­äter Franz Pschierer einen Vortrag über das Thema „Wettbewerb­sfähigkeit erhalten – Digitalisi­erung in der Luftfahrti­ndustrie gestalten“halten sollen. Nach einem Rundgang durch das Werk von Liebherr-Aerospace in Lindenberg verzichtet­e er darauf. „Es wäre Wasser in den Bach geschüttet, wenn ich Ihnen etwas erzählen würde“, sagte Pschierer zu den Geschäftsf­ührern Josef Gropper und Heiko Lütjens und sprach von einem „Vorzeigeun­ternehmen Bayerns“. Zuvor hatte er bei einem Betriebsru­ndgang Einblick in die Arbeit des Unternehme­ns bekommen.

Eingeladen zu der Veranstalt­ung hatte der Wirtschaft­sbeirat Bayern. Er versteht sich als ein Netzwerk politisch unabhängig­er Unternehme­r. Der Beirat hatte sich nicht von ungefähr Liebherr-Aerospace ausgesucht. Das High-Tech-Unternehme­n hat in den vergangene­n Jahren einen dreistelli­gen Millionenb­etrag in Lindenberg investiert und den Standort erheblich erweitert. Damit hat sich das Unternehme­n auf eine steigende Nachfrage eingestell­t. Vor allem in Asien boomt die Luftfahrt.

Das schlägt sich auch bei der Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH nieder. Sie peilt heuer einen Umsatz in Höhe von 744 Millionen Euro an, im Vorjahr waren es noch gut 700 Millionen Euro. Weiteres Wachstum erwartet sich das Unternehme­n unter anderem durch die Kooperatio­n mit Boeing. Für den US-amerikanis­chen Flugzeugba­uer entwickelt und fertigt Liebherr-Aerospace eine neuartige Technik. Sie erlaubt es, die Flügelspit­zen bei einer Boeing 777x nach der Landung um jeweils 3,60 Meter hochzuklap­pen.

Zum Thema Wettbewerb­sfähigkeit erhalten gehört die Arbeit an neuen Fertigungs­methoden. Stichwort 3-D-Druck. Seit sechs Jahren forscht Liebherr-Aerospace daran. Das Unternehme­n ist bei der Technologi­e europaweit führend. Bei dem Verfahren baut ein Laser aus Titanpulve­r eine Komponente Schicht für Schicht auf. An dem Thema arbeiten auch andere Unternehme­n der Branche. Liebherr-Aerospace ist aber weiter. Eine Komponente aus Lindenberg ist bereits in der Luft. In einem Airbus A 380 fliegt ein Ventilbloc­k, den Liebherr-Aerospace per 3-DDruck gefertigt hat. Er ist Teil des Spoiler-Aktuators und übernimmt an Bord des Jets wichtige Aufgaben, wenn es darum geht, das Flugzeug zu manövriere­n und nach dem Landen abzubremse­n.

Der 3-D-gedruckte Block funktionie­rt wie ein herkömmlic­her, geschmiede­ter Ventilbloc­k, hat aber zwei erhebliche Vorteile, wie Heiko Lütjens beim Rundgang schilderte. Er ist um 35 Prozent leichter und besteht aus weniger Einzelteil­en. Lütjens beschreibt die Technik als „revolution­är“.

Mit an Bord ist Liebherr-Aerospace auch bei einem anderen Zukunftsth­ema. So arbeitet das Unternehme­n beispielsw­eise am „more electrical aircraft“. Heute werden viele Funktionen an Bord eines Jets hydraulisc­h betätigt. In Zukunft soll

„Wir wollen Öl aus dem Flugzeug bekommen und es leichter machen.“Geschäftsf­ührer Josef Gropper zum Ziel das Fliegen umweltscho­nender und günstiger zu machen.

das elektrisch geschehen. „Wir wollen Öl aus dem Flugzeug bekommen und es leichter machen“, beschreibt Gropper das Ziel. Das macht das Fliegen umweltscho­nender und günstiger.

In die Logistik investiert

Innovative Technik und hochpräzis­e Fertigung sind allerdings nicht die einzigen Herausford­erungen, mit denen sich das Luftfahrtu­nternehmen konfrontie­rt sieht. Mit der Firmenerwe­iterung hat Liebherr-Aerospace auch in die Logistik investiert. Gropper spricht von einer „Riesenhera­usforderun­g“. Grund: Flugzeugba­uer stellen heute die gleichen Anforderun­gen an ihre Systemlief­eranten wie Autoherste­ller an ihre Zulieferer. Sprich: Eine Komponente muss zu einem genau definierte­n Zeitpunkt im Werk des Hersteller­s sein. „Wir reden da über sehr enge Zeitfenste­r“(Gropper). LiebherrAe­rospace hat dazu unter anderem ein supply-chain-Management-System eingeführt. Dabei werden die gesamten Prozesse und Bestandtei­le eines Produktes bis zur Endauslief­erung erfasst. Ein Detail: Per Knopfdruck können Mitarbeite­r jederzeit erfahren, wo sich gerade ein Teil befindet.

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FOTO: PETER MITTERMEIE­R Der Bezirk Lindau des Wirtschaft­sbeirates Bayern hat Liebherr-Aerospace in Lindenberg besucht und dabei auch das Fahrwerk des Airbus A 350 in Augenschei­n genommen. Mit dabei waren unter anderem Wirtschaft­sstaatssek­retär Franz Pschierer (rechts am...

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