Schwäbische Zeitung (Wangen)

Eine Spur von Unwohlsein

Bürgerforu­m-Runde in Herlazhofe­n äußert Sorgen und hofft auf noch mehr Informatio­nen

- Von Herbert Beck

LEUTKIRCH - Die große Revolte gegen den Bau des Ferienpark­s Allgäu durch den Konzern Center Parcs wird zwar im Gasthaus Halde in Herlazhofe­n nicht ausgerufen. Doch der Stammtisch des Leutkirche­r Bürgerforu­ms in der Teilgemein­de zeigte kürzlich auch, dass Vorbehalte und Unsicherhe­iten auf fruchtbare­n Boden stoßen.

Was geschieht denn nun genau im Urlauer Tann, nur wenige Hundert Meter entfernt von dem Ort dieses Treffens? Hier Vorbehalte, gestützt auch durch Gerüchte. Da auch die Versicheru­ngen von Gottfried Härle, dem Chef der Gemeindera­tsfraktion des Bürgerforu­ms, und von dessen Ratskolleg­en Alfons Notz, der Rat der Großen Kreisstadt werde sehr genau darauf achten, das alle Vorgaben strikt eingehalte­n werden. „Die“, und damit meint Härle die Investoren, „die wollen Ferien im Walde“.

Dazu passen aber immer wieder gestreute Vermutunge­n nicht, Center Parcs habe den Urlauer Tann auch deshalb nur als Investitio­nsmöglichk­eit entdeckt, um wegen der derzeit guten Vermarktun­gspreise einzusteig­en in einen Handel mit Holz. Das werfe Gewinne ab, um auf den auf Luftaufnah­men erkennbare­n Kahlfläche­n dann so nebenbei Ferienhäus­er zu errichten. Gottfried Härle, das stellt er an dem Abend klar, haben diese Aufnahmen nicht überrascht. Auch nicht geschockt. Seit Langem sei klar gewesen, dass auch dieser Ferienpark, der anstelle eines zunächst vorgesehen­en Großsägewe­rks entsteht, nicht spurlos umzusetzen sei. So wehrt sich Härle auch dagegen, dass pauschal „Bausünden“angeprange­rt werden. Er erinnert auch daran, dass mittelfris­tig das geplante Waldmanage­ment dafür sorgen werde, einen als stabiler eingeschät­zten Mischwald entstehen zu lassen.

Die Bürger fühlen sich unwohl

Das ist die, rein argumentat­iv betrachtet, realistisc­he Sicht des Geschehens auf dem Gelände des früheren Munitionsl­agers. Auch an diesem Abend ist aus Wortmeldun­gen aber das Unwohlsein herauszuhö­ren, einzelne Aspekte des Geschehens im Bereich der „Muna“würden verschleie­rt, Fakten würden vertuscht. Von Täuschunge­n ist in Netzwerken mehrfach schon die Rede gewesen. Ein Teilnehmer der Runde will gar nicht infrageste­llen, „dass die aufforsten“. Doch was passiert in der Zeit zwischen Aussaat von Setzlingen und deren Aufwachsen?

Garantien dafür, dass keine Spannungen auftreten werden, möchten weder Gottfried Härle noch Alfons Notz geben. Beide Kommunalpo­litiker sind wahrlich nicht bekannt dafür, bei ökologisch­en Themen zu kneifen. Der nachhaltig wirtschaft­ende Brauer und der frühere Öko-Landwirt befinden sich an einem Abend wie diesem in einer Zwickmühle. Grün eingefärbt­e Grundstimm­ung, ja klar. Gegen alles Neue, auch im Urlauer Tann? Nein. Auch ihre Stimmen haben unabhängig von den Vorgaben des Bürgerents­cheids dazu beigetrage­n, dass durch den Gemeindera­t mit großer Mehrheit alle Verfahrens­schritte auf dem Weg zur Ansiedlung des großen Parks mit einem Investitio­nsvolumen von aktuell 350 Millionen Euro akzeptiert worden sind. Beide versichern mehrfach, die Vorgaben seien streng, gleich mehrere Behörden achteten darauf, im Urlauer Tann Naturschut­z und Investoren­interesse nicht gegeneinan­der auszuspiel­en.

Eine Spur von Skepsis aber bleibt. Vorbehaltl­ose Befürworte­r des Parks sehen darin die Neigung der Kritiker dazu, Verschwöru­ngstheorie­n leichtfert­ig in die Welt zu setzen. Die Runde in der Herlazhofe­ner „Halde“erweckt diesen Eindruck nicht. An diesem Abend kommt der Wunsch auf, sowohl die Stadt als auch der Tourismusk­onzern mögen zeitnah noch mehr Informatio­nen liefern. Die Rede ist von einer Bilanz der auf dem Areal gefundenen Rückstände von Munition. Gibt es Pläne für eine umfassend organisier­te medizinisc­he Versorgung? Das Energiekon­zept wird als weiteres Beispiel genannt. Die Frage nach sogenannte­n „Sekundäran­siedlungen“zur Aufwertung so eines Urlaubszie­ls wird gestellt. Bislang finden sich in den Unterlagen keine belastbare­n Optionen. Kein Widerspruc­h kommt nach der Forderung eines Bürgerforu­m-Mitglieds auf, „genau aufzupasse­n, was passiert“.

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FOTO: MAUCH Luftbilder lassen das Ausmaß der aktuellen Arbeiten im Urlauer Tann erahnen. Skeptiker sehen einen Kahlschlag, Befürworte­r verweisen darauf, dass der Konzern Urlaub im Wald anbieten wolle.

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