Eine Spur von Unwohlsein
Bürgerforum-Runde in Herlazhofen äußert Sorgen und hofft auf noch mehr Informationen
LEUTKIRCH - Die große Revolte gegen den Bau des Ferienparks Allgäu durch den Konzern Center Parcs wird zwar im Gasthaus Halde in Herlazhofen nicht ausgerufen. Doch der Stammtisch des Leutkircher Bürgerforums in der Teilgemeinde zeigte kürzlich auch, dass Vorbehalte und Unsicherheiten auf fruchtbaren Boden stoßen.
Was geschieht denn nun genau im Urlauer Tann, nur wenige Hundert Meter entfernt von dem Ort dieses Treffens? Hier Vorbehalte, gestützt auch durch Gerüchte. Da auch die Versicherungen von Gottfried Härle, dem Chef der Gemeinderatsfraktion des Bürgerforums, und von dessen Ratskollegen Alfons Notz, der Rat der Großen Kreisstadt werde sehr genau darauf achten, das alle Vorgaben strikt eingehalten werden. „Die“, und damit meint Härle die Investoren, „die wollen Ferien im Walde“.
Dazu passen aber immer wieder gestreute Vermutungen nicht, Center Parcs habe den Urlauer Tann auch deshalb nur als Investitionsmöglichkeit entdeckt, um wegen der derzeit guten Vermarktungspreise einzusteigen in einen Handel mit Holz. Das werfe Gewinne ab, um auf den auf Luftaufnahmen erkennbaren Kahlflächen dann so nebenbei Ferienhäuser zu errichten. Gottfried Härle, das stellt er an dem Abend klar, haben diese Aufnahmen nicht überrascht. Auch nicht geschockt. Seit Langem sei klar gewesen, dass auch dieser Ferienpark, der anstelle eines zunächst vorgesehenen Großsägewerks entsteht, nicht spurlos umzusetzen sei. So wehrt sich Härle auch dagegen, dass pauschal „Bausünden“angeprangert werden. Er erinnert auch daran, dass mittelfristig das geplante Waldmanagement dafür sorgen werde, einen als stabiler eingeschätzten Mischwald entstehen zu lassen.
Die Bürger fühlen sich unwohl
Das ist die, rein argumentativ betrachtet, realistische Sicht des Geschehens auf dem Gelände des früheren Munitionslagers. Auch an diesem Abend ist aus Wortmeldungen aber das Unwohlsein herauszuhören, einzelne Aspekte des Geschehens im Bereich der „Muna“würden verschleiert, Fakten würden vertuscht. Von Täuschungen ist in Netzwerken mehrfach schon die Rede gewesen. Ein Teilnehmer der Runde will gar nicht infragestellen, „dass die aufforsten“. Doch was passiert in der Zeit zwischen Aussaat von Setzlingen und deren Aufwachsen?
Garantien dafür, dass keine Spannungen auftreten werden, möchten weder Gottfried Härle noch Alfons Notz geben. Beide Kommunalpolitiker sind wahrlich nicht bekannt dafür, bei ökologischen Themen zu kneifen. Der nachhaltig wirtschaftende Brauer und der frühere Öko-Landwirt befinden sich an einem Abend wie diesem in einer Zwickmühle. Grün eingefärbte Grundstimmung, ja klar. Gegen alles Neue, auch im Urlauer Tann? Nein. Auch ihre Stimmen haben unabhängig von den Vorgaben des Bürgerentscheids dazu beigetragen, dass durch den Gemeinderat mit großer Mehrheit alle Verfahrensschritte auf dem Weg zur Ansiedlung des großen Parks mit einem Investitionsvolumen von aktuell 350 Millionen Euro akzeptiert worden sind. Beide versichern mehrfach, die Vorgaben seien streng, gleich mehrere Behörden achteten darauf, im Urlauer Tann Naturschutz und Investoreninteresse nicht gegeneinander auszuspielen.
Eine Spur von Skepsis aber bleibt. Vorbehaltlose Befürworter des Parks sehen darin die Neigung der Kritiker dazu, Verschwörungstheorien leichtfertig in die Welt zu setzen. Die Runde in der Herlazhofener „Halde“erweckt diesen Eindruck nicht. An diesem Abend kommt der Wunsch auf, sowohl die Stadt als auch der Tourismuskonzern mögen zeitnah noch mehr Informationen liefern. Die Rede ist von einer Bilanz der auf dem Areal gefundenen Rückstände von Munition. Gibt es Pläne für eine umfassend organisierte medizinische Versorgung? Das Energiekonzept wird als weiteres Beispiel genannt. Die Frage nach sogenannten „Sekundäransiedlungen“zur Aufwertung so eines Urlaubsziels wird gestellt. Bislang finden sich in den Unterlagen keine belastbaren Optionen. Kein Widerspruch kommt nach der Forderung eines Bürgerforum-Mitglieds auf, „genau aufzupassen, was passiert“.