Hilft mulchen gegen Wasserkreuzkraut?
Landratsamt Lindau will Verbreitung der Giftpflanze stoppen und setzt auf Ausdunklung
WESTALLGÄU - Gelbe Blüten und grüne Blättchen. Obwohl Kreuzkraut harmlos aussieht, sind die gelb blühenden Böschungen und Wiesen für viele Westallgäuer ein Ärgernis: Die Pflanze ist giftig (siehe Infokasten) und hat im Allgäu schon einigen Pferden und Kühen das Leben gekostet. Beim Landratsamt Lindau arbeitet Markus Schweighöfer an einer Lösung für das Kreuzkraut-Problem. Er setzt auf Ausdunklung. Darüber sprach er bei einer Informationsveranstaltung in Röthenbach.
Die Methode basiert darauf, dem Kreuzkraut das Licht zu entziehen: Die Flächenbesitzer lassen ihre Wiesen bis Juli oder August wachsen. Wenn das Gras hüfthoch ist, mähen sie es und lassen das Grüngut als Mulch auf dem Boden liegen. Die Kreuzkraut-Rosette erhält unter der Mulchschicht kein Licht und kann nicht mehr wachsen. Im Gegensatz zum Ausstechen wird dabei die Grasnarbe nicht beschädigt, und Gräser sprießen durch den Mulch nach oben.
„Wir haben auf unseren Versuchsflächen einen Rückgang um mindestens 50 Prozent, teilweise sogar um 90 Prozent“, sagt Schweighöfer. Auf einer Fläche in Maierhöfen seien nach einem Jahr nur noch zwei von ursprünglich 50 KreuzkrautPflanzen zu finden gewesen.
Für die Bauern bedeutet Ausdunklung Ernteausfälle, da sie die Fläche ein Jahr lang nicht bewirtschaften können. Auf der Informationsveranstaltung merkten dazu Landwirte an, dass auch eine Wiese voller Kreuzkraut-Pflanzen keinen wirtschaftlichen Nutzen mehr habe.
Laut Wolfgang Natterer vom Landwirtschaftsamt Kempten bekommen Landwirte für Flächen, die sie das ganze Jahr nur mulchen, kein Fördergeld aus dem Kulap (Kulturlandschaftsprogramm) der Bayerischen Staatsregierung. Eine finanzielle Entschädigung für die Einnahmeausfälle gibt es laut Kreisbauernobmann Elmar Karg nicht.
Um zumindest einen kleinen Nutzen aus den Kreuzkraut-Flächen zu ziehen, mähen viele Landwirte diese Wiesen einmal im Frühjahr, solange die Kreuzkraut-Rosette noch flach am Boden liegt. Markus Schweighöfer jedoch befürchtet, dass dadurch der Mulch im August nicht dicht genug sein könnte. „Wenn ich zu wenig Material habe, erreiche ich das Gegenteil“, sagt er. Bei ausreichend Licht und einem frisch gemähten Feld gedeihe das Wasserkreuzkraut besonders gut. „Wir sind in einem Teufelskreis, aus dem wir gemeinsam ausbrechen müssen“, appellierte Schweighöfer an Flächenbesitzer.
Regenrückhaltebecken sei Problem
Er nannte auch ein Problem der Ausdunklungsmethode: Da das Kreuzkraut ab Juni blüht, kann es ungestört auf die benachbarten Flächen aussamen. Beispiel für diese Problematik ist laut Markus Schweighöfer das Regenrückhaltebecken im Lindenberger Gewerbegebiet Hauser Wiesen. Dort wehren sich die benachbarten Landwirte gegen eine Ausdunklung des Beckens. Sie fordern, dass das Wasserkreuzkraut geschnitten wird, bevor die Samen reif sind. „Im Normalfall haben wir aber auf den benachbarten Flächen bereits Kreuzkraut“, sagte Schweighöfer.
Um zu verhindern, dass die Pflanze aussamt, ist eine indirekte Verdunklung denkbar: Die Bauern mähen die Flächen vor der KreuzkrautBlütezeit und bedecken sie mit Mulch, der nicht vor Ort gewonnen wurde. Für das Regenrückhaltebecken kommt das nicht infrage. Falls das Becken bei Starkregen volläuft, könnte der Mulch Rohre verstopfen. Nach einem Jahr Ausdunkeln sollten die Besitzer die Fläche maximal zwei Mal pro Jahr mähen. „Die Kreuzkraut-Samen sind immer noch im Boden, die kommen sonst wieder“, erklärt Schweighöfer.
Belastungen bei Honig und Tee
Auf Produkte wie Milch, Käse und Fleisch hat das Kreuzkraut keinen Einfluss. „Aber wir haben natürlich den Schaden am Tier“, sagte Kreisbauernobmann Elmar Karg. Belastungen treten hingegen bei Honig und Tee auf. Diese Produkte können bei häufigem Verzehr gesundheitsgefährdend sein. Das geht aus einer Studie des Bundesamts für Risikobewertung vor.