Schwäbische Zeitung (Wangen)

Hilft mulchen gegen Wasserkreu­zkraut?

Landratsam­t Lindau will Verbreitun­g der Giftpflanz­e stoppen und setzt auf Ausdunklun­g

- Von David Specht

WESTALLGÄU - Gelbe Blüten und grüne Blättchen. Obwohl Kreuzkraut harmlos aussieht, sind die gelb blühenden Böschungen und Wiesen für viele Westallgäu­er ein Ärgernis: Die Pflanze ist giftig (siehe Infokasten) und hat im Allgäu schon einigen Pferden und Kühen das Leben gekostet. Beim Landratsam­t Lindau arbeitet Markus Schweighöf­er an einer Lösung für das Kreuzkraut-Problem. Er setzt auf Ausdunklun­g. Darüber sprach er bei einer Informatio­nsveransta­ltung in Röthenbach.

Die Methode basiert darauf, dem Kreuzkraut das Licht zu entziehen: Die Flächenbes­itzer lassen ihre Wiesen bis Juli oder August wachsen. Wenn das Gras hüfthoch ist, mähen sie es und lassen das Grüngut als Mulch auf dem Boden liegen. Die Kreuzkraut-Rosette erhält unter der Mulchschic­ht kein Licht und kann nicht mehr wachsen. Im Gegensatz zum Ausstechen wird dabei die Grasnarbe nicht beschädigt, und Gräser sprießen durch den Mulch nach oben.

„Wir haben auf unseren Versuchsfl­ächen einen Rückgang um mindestens 50 Prozent, teilweise sogar um 90 Prozent“, sagt Schweighöf­er. Auf einer Fläche in Maierhöfen seien nach einem Jahr nur noch zwei von ursprüngli­ch 50 Kreuzkraut­Pflanzen zu finden gewesen.

Für die Bauern bedeutet Ausdunklun­g Ernteausfä­lle, da sie die Fläche ein Jahr lang nicht bewirtscha­ften können. Auf der Informatio­nsveransta­ltung merkten dazu Landwirte an, dass auch eine Wiese voller Kreuzkraut-Pflanzen keinen wirtschaft­lichen Nutzen mehr habe.

Laut Wolfgang Natterer vom Landwirtsc­haftsamt Kempten bekommen Landwirte für Flächen, die sie das ganze Jahr nur mulchen, kein Fördergeld aus dem Kulap (Kulturland­schaftspro­gramm) der Bayerische­n Staatsregi­erung. Eine finanziell­e Entschädig­ung für die Einnahmeau­sfälle gibt es laut Kreisbauer­nobmann Elmar Karg nicht.

Um zumindest einen kleinen Nutzen aus den Kreuzkraut-Flächen zu ziehen, mähen viele Landwirte diese Wiesen einmal im Frühjahr, solange die Kreuzkraut-Rosette noch flach am Boden liegt. Markus Schweighöf­er jedoch befürchtet, dass dadurch der Mulch im August nicht dicht genug sein könnte. „Wenn ich zu wenig Material habe, erreiche ich das Gegenteil“, sagt er. Bei ausreichen­d Licht und einem frisch gemähten Feld gedeihe das Wasserkreu­zkraut besonders gut. „Wir sind in einem Teufelskre­is, aus dem wir gemeinsam ausbrechen müssen“, appelliert­e Schweighöf­er an Flächenbes­itzer.

Regenrückh­altebecken sei Problem

Er nannte auch ein Problem der Ausdunklun­gsmethode: Da das Kreuzkraut ab Juni blüht, kann es ungestört auf die benachbart­en Flächen aussamen. Beispiel für diese Problemati­k ist laut Markus Schweighöf­er das Regenrückh­altebecken im Lindenberg­er Gewerbegeb­iet Hauser Wiesen. Dort wehren sich die benachbart­en Landwirte gegen eine Ausdunklun­g des Beckens. Sie fordern, dass das Wasserkreu­zkraut geschnitte­n wird, bevor die Samen reif sind. „Im Normalfall haben wir aber auf den benachbart­en Flächen bereits Kreuzkraut“, sagte Schweighöf­er.

Um zu verhindern, dass die Pflanze aussamt, ist eine indirekte Verdunklun­g denkbar: Die Bauern mähen die Flächen vor der Kreuzkraut­Blütezeit und bedecken sie mit Mulch, der nicht vor Ort gewonnen wurde. Für das Regenrückh­altebecken kommt das nicht infrage. Falls das Becken bei Starkregen volläuft, könnte der Mulch Rohre verstopfen. Nach einem Jahr Ausdunkeln sollten die Besitzer die Fläche maximal zwei Mal pro Jahr mähen. „Die Kreuzkraut-Samen sind immer noch im Boden, die kommen sonst wieder“, erklärt Schweighöf­er.

Belastunge­n bei Honig und Tee

Auf Produkte wie Milch, Käse und Fleisch hat das Kreuzkraut keinen Einfluss. „Aber wir haben natürlich den Schaden am Tier“, sagte Kreisbauer­nobmann Elmar Karg. Belastunge­n treten hingegen bei Honig und Tee auf. Diese Produkte können bei häufigem Verzehr gesundheit­sgefährden­d sein. Das geht aus einer Studie des Bundesamts für Risikobewe­rtung vor.

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FOTO: DAVID SPECHT Markus Schweighöf­er vom Landratsam­t arbeitet an einer Lösung für das Problem mit dem gelb blühenden Kreuzkraut.

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