Jugendliche renovieren den „Alten Bahnhof“
Die Fenster und Türen im Lindenberger Jugendhaus sind abgeschliffen, die Wände neu gemalt
LINDENBERG - Es riecht nach Lack und Farbe, auf dem Boden sind Tücher und Zeitungen ausgelegt, auf dem abgedeckten Billardtisch sammeln sich leere Farbeimer: Zwei Wochen lang haben Jugendliche dem „Alten Bahnhof“in Lindenberg einen neuen Innenanstrich verpasst. Statt beige-gelb mit Graffiti sind die Wände nun weiß mit orangen und grünen Streifen, Türen und Fensterrahmen glänzen in einer neuen Lackierung.
Das Abschleifen der Türen und Fensterrahmen und weitere kleinerer Renovierungsarbeiten hatten die Jugendlichen bereits in den vergangenen Monaten erledigt. Die Malerarbeiten dauerten wie geplant zwei Wochen. Die ersten drei Tage waren Fachleute einer Lindenberger Malerfirma vor Ort, die den Helfern erklärten, worauf es beim Streichen ankommt. Eine perfekt gestrichene Wand erwarteten die Betreuer aber nicht. „Wir arbeiteten mit Jugendlichen, die teilweise noch nie einen Pinsel in der Hand hatten“, sagt Leiter Markus Börner.
Enttäuschung über wenig Helfer
Täglich arbeiteten zwischen zwei und zehn Jugendliche mit – das ist wenig. Enttäuscht ist Sozialpädagoge Michael Fischer vor allem darüber, dass von den regelmäßigen Besuchern kaum einer beim Umbau geholfen hat. Normalerweise tummeln sich etwa 30 Jugendliche am Tag rund um das Gebäude am Stadtplatz, bis zu 80 Prozent davon haben Migrationshintergrund. „Die hatten genauso wenig Lust zu helfen wie die Deutschen“, sagt Fischer. Die Betreuer haben aber auch Verständnis, dass sich die Jugendlichen bei sonnigem Wetter lieber an den Waldsee legen als zu streichen.
An drei Tagen hat Timo Baldauf Kanten abgeklebt und selbst den Pinsel geschwungen. Normalerweise ist er so gut wie jeden Tag im Jugendhaus. „Wegen der Musik und weil es hier gemütlich ist“, meint der 17-jährige Berufsschüler aus Scheidegg. „Die Betreuer haben gesagt, was es zu tun gibt. Man kommt, wann man will, und geht, wenn man keinen Bock mehr hat“, erzählt Baldauf.
Positiv finden die Betreuer, dass auch Jugendliche mitangepackt haben, die bisher kaum einen Bezug zum Jugendhaus hatten. Einer davon ist Justin Ettmeyer. Normalerweise ist der Zwölfjährige nur drei Mal pro Jahr im Alten Bahnhof – genau so oft hat er in den vergangenen zwei Arbeitswochen mit angepackt. „Ich war beim Umbau dabei, weil ich gern male“, sagt er.
Besucher vermissen Graffiti
Nicht allen Besuchern gefallen die neu gestrichenen Wände. „Davor sah es besser aus, mit den ganzen Graffiti“, findet etwa Jana Kowalski. Die 15Jährige aus Scheidegg verbringt im Jugendhaus Lindenberg regelmäßig ihre Nachmittage. Das in Zukunft wieder einmal ein Graffiti die Wand im Alten Bahnhof ziert, ist laut Börner und Fischer durchaus möglich. Das Jugendhaus steht in gutem Kontakt zu einem Graffiti-Künstler aus Vorarlberg, der bereits mehrere Workshops in Lindenberg angeboten hat. Zunächst einmal wolle man die Wände aber eine Zeit lang „strahlen lassen“(Fischer).
Die Betreuer wollen Ende August noch den Boden im Hauptraum abschleifen. Im Herbst soll dann ein Tag der offenen Tür stattfinden. Der Termin ist noch offen.