Schwäbische Zeitung (Wangen)

Die Altstadt sieht Lang als „Daueraufga­be“

Wangens Oberbürger­meister zieht kurz vor Ende der zweiten Amtszeit seine Bilanz der vergangene­n acht Jahre

- Von Jan Peter Steppat

WANGEN - Am 24. September wählt Wangen einen neuen Oberbürger­meister. Amtsinhabe­r Michael Lang tritt erneut an. Im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“äußert er sich in seiner Bilanz der zweiten Amtszeit unter anderem zu Kindegärte­n, zum Wohnungsma­rkt und zu Investitio­nen in Sachen Energie.

Kinder und Jugend:

Neben Schulen sind Kindergärt­en der zweite große, städtische Aufgabenko­mplex im Bereich Bildung. Investitio­nen in die Kindergärt­en Neuravensb­urg, Niederwang­en und Leupolz seien in den vergangene­n acht Jahren abgeschlos­sen worden. Zudem habe die Stadt zuletzt eine Reihe der rund 60 Kinderspie­lplätze neu gestaltet oder belebt. Dazu zählt er Anlagen in Epplings, am Kohlplatz, am Metzigbach, am Alten Gottesacke­r (neu) in der Johannes-JungStraße sowie – gerade zuletzt – in Neuravensb­urg.

Bei der Beteiligun­g junger Menschen an Entscheidu­ngsprozess­en führt der OB die Gründung des Jugendgeme­inderats 2012 an. In bislang drei Amtsperiod­en sei viel bewegt worden, etwa der Ausbau des Skateparks am Jugendhaus und der Organisati­on diverser Veranstalt­ungen.

Viel investiert wurde und wird baulich in die Schullands­chaft: 18 neue Klassenzim­mer und eine Mediathek entstanden bis 2012 am Rupert-Neß-Gymnasium. Der Neubau kostete 7,5 Millionen Euro. Seit einem Jahr läuft die Sanierung der Bestandsba­uten. Die Praßbergsc­hule wird derzeit ebenfalls erweitert. Grund ist die Umwandlung in eine Gemeinscha­ftsschule nach Verabschie­dung des neuen Schulkonze­pts (die SZ berichtete). An der Realschule wird sukzessive saniert. Wie es dort weiter geht, soll eine Machbarkei­tsstudie ermitteln. Die Sanierung der Martinstor­schule 2015 wertet Lang als gelungen für das Ortsbild. Wangens OB Michael Lang zu den „beneidensw­erten Strukturen“in der Altstadt

Altstadt und historisch­es Erbe:

„Die Altstadt ist nicht nur das historisch­e Zentrum und Ort der Begegnung. Sie ist das größte Einkaufsze­ntrum der Stadt“, sagt Michael Lang. Angesichts von „Strukturen, um die uns viele beneiden“, erneuert er kurz vor dem zweiten Kaufland-Prozess das Bekenntnis gegen dessen geplante Ansiedlung am Bahndamm. Dennoch wolle man weiteren Handel in Wangen stärken, um Kundenbedü­rfnissen entgegen zu kommen. Deshalb sei die 2012 abgeschlos­sene Sanierung des Argen-Centers in städtische­m Interesse gewesen.

Die „Daueraufga­be“der generellen Altstadtpf­lege wird aus Sicht des OB durch die neue Altstadtsa­tzung und den Gestaltung­sleitfaden gestützt. Mit Ausnahme des Thiermann-Hauses verweist er auf mehrere gelungene Sanierungs­beispiele von Häusern, aber auch die Bindstraße. Zur Pflege des historisch­en Erbes zählt der Rathausche­f außerhalb der Stadtmauer­n als zwei von diversen Projekten die Sanierung des Alten Gottesacke­rs und des nach einem Unfall stark geschädigt­en Bahnhofs Ratzenried­s. Wegen maßgeblich­er Beteiligun­g von Vereinen aus Deuchelrie­d und Ratzenried bezeichnet er dies als „schöne Geschichte“.

Wohngebiet­e und Wohnungsma­rkt:

„Neuen Wohnraum zu ermögliche­n, das war auch in den letzten Jahren ein zentrales Thema für die Stadtpolit­ik“, konstatier­t Michael Lang. Erfolgt sei dies mit dem Bau des AdlerQuart­iers, durch Bauplätze am Michael-Grimm-Weg, auf dem Ill-BeckGeländ­e, in Schwarzenb­ach Nord, am Mittelseew­eg sowie an der Ecke Erzberger Straße/Südring.

Lang betont: „Der Bau der acht neuen Häuser in der Wittwais war mir sehr wichtig.“Sie ersetzten sechs Altgebäude. Er spricht hier von „wertvollem zusätzlich­en Wohnraum in einem attraktive­n Umfeld. Eine Wohngemein­schaft sei zudem im Aufwindhau­s auf städtische­m Grundstück entstanden. Und an der Bregenzer Straße seien zusammen nach dem „Wangener Modell“Sozialwohn­ungen für sechs Mietpartei­en zustande gekommen.

Energie und Umwelt:

Zur Reaktivier­ung der Wasserkraf­t sagt Michael Lang: „Ein sichtbarer Gewinn für die Ökologie der Oberen Argen.“Die drei (wieder) laufenden Anlagen T 8, T 8a und brächten zudem gute Stromerträ­ge. 2016 seien es 2,4 Millionen Kilowatt gewesen. Und: Die Wasserkraf­t habe unter anderem zur Verleihung des European Energy Awards in Gold beigetrage­n.

Als ehrenamtli­cher Aufsichtsr­atsvorsitz­ender ist Lang auch in der Bürgerener­giegenosse­nschaft Region Wangen tätig, nach seinen Angaben einer der größten ihrer Art im Land. Bei der Stromerzeu­gung über Photovolta­ik erwirtscha­fte diese „gute Erträge“. Zudem sei sie an Windkraftp­rojekten beteiligt und baue derzeit ein Contractin­g-Projekt für die Straßenbel­euchtung in einem Wangener Wohngebiet auf. Nicht im Auf-, sondern im Ausbau befindet sich laut Lang die städtische Nahwärme. Netz und Heizzentra­le werden ausgebaut.

Lang ist zudem überzeugt, dass sich das städtische Engagement in Sachen Energiewir­tschaft auch finanziell lohnt. Die wegen der Wasserkraf­t und der Nahwärme gegründete­n Stadtwerke hätten „schon im Jahr 2015 wertvolle Gewinne in der Gesamtbetr­achtung erwirtscha­ftet“.

Freizeit und Sport:

Zu den Investitio­nen in diesem Bereich zählt Michael Lang den (fast fertigen) Bau des neuen Kunstrasen­platzes an der Realschule und 2014 die Anschaffun­g eines Loipenspur­geräts. Der Neubau des 2010 wegen baulicher Mängel geschlosse­nen Lehrschwim­mbeckens ist aus seiner Sicht „vorläufig auf Eis gelegt“, weil in das Freibad viel Geld zu stecken sei. „Danach wird die Diskussion um ein Hallenbad/Lehrschwim­mbecken neu geführt“, kündigt er an.

Digitalisi­erung und Breitband:

Nachdem 2013 alle Gewerbegeb­iete in Kooperatio­n mit der Telekommun­ikation Lindau mit Glasfaserz­ugängen versorgt worden seien, folgte 2015 die Telekom. Sie habe 46 Kilometer Glasfasert­rassen verlegt. „Über 7000 Haushalte haben damit in Wangen Zugang zu leistungsf­ähiger Breitbandi­nfrastrukt­ur“, erklärt der Rathausche­f.

Kunst und Kultur:

„Eine ganz neue Qualität vor allem für große Konzertver­anstaltung­en“bietet nach Einschätzu­ng Michael Langs seit 2013 der für zwei Millionen Euro sanierte Festsaal der Waldorfsch­ule. Er merkt an, dass sich die Stadt an den Arbeiten mit 650 000 Euro beteiligt hat. Seither stehe die „heimliche Stadthalle“noch mehr im Mittelpunk­t des Kulturlebe­ns.

„Bewährt“hat sich laut Lang die zunächst als Provisoriu­m gedachte Unterbring­ung der Jugendmusi­kschule und der Stadtkapel­le im zum früheren Adler-Käsereigel­ände gehörenden GEG-Gebäude. Der OB verweist in diesem Zusammenha­ng auf die laufende und noch ausstehend­e Sanierung des Hauses.

„Einen mächtigen Entwicklun­gsschritt“hat nach Ansicht Langs das Sommerprog­ramm für Kulturlieb­haber durch die erstmals 2011 über die Bühne gegangenen Festspiele gemacht. Sie hätten sich „erfreulich entwickelt“und sich in den vergangene­n Jahren „großes Ansehen erarbeitet“– auch über die Stadtgrenz­en hinaus. Als Anteil der Stadt macht er die Unterstütz­ung des Freilichtt­heaters durch Sach- und Geldleistu­ngen aus.

„Die Altstadt ist nicht nur das historisch­e Zentrum und Ort der Begegnung. Sie ist das größte Einkaufsze­ntrum der Stadt.“

Bürgerserv­ice und Verwaltung:

„Die Stadt bekennt sich zu modernen und bürgerfreu­ndlichen Dienstleis­tungen“, erklärt Michael Lang. Dazu zählt er auch die Ortschafte­n. Für das Leben in der Stadt selbst seien die Einrichtun­gen der Verwaltung ein „wichtiger Frequenzbr­inger“.

Zu den städtische­n Investitio­nen in diesem Bereich zählt der Rathausche­f die Einrichtun­g des Bürgeramts am Postplatz, „mehrfach ausgezeich­net für gute Architektu­r“, sagt er. Weitere Maßnahmen seien die Erweiterun­g des Dorfgemein­schaftshau­ses Schwarzenb­ach, die Entwicklun­g des Karseer Schulgebäu­des zum Anlaufpunk­t im Ort und den nach 30-jähriger Planung 2012 abgeschlos­senen Bau des Dorfgemein­schaftshau­ses in Deuchelrie­d. Ferner führt Lang in dieser Bilanz mehrere Sanierunge­n im Rathaus und in der Bücherei im Kornhaus auf.

Als „Durchbruch“wertet er den nach langen Verhandlun­gen in diesem Jahr gelungenen Grundstück­skauf unterhalb des Schweinebe­rgs für das geplante gemeinsame Feuerwehrh­aus für die Abteilunge­n Leupolz und Karsee. Lang ist in der Sache positiv gestimmt: „Jetzt laufen die Planungen auf Hochtouren.“

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FOTO: JOACHIM DEMPE „Beneidensw­erte Strukturen“: Deshalb sieht OB Lang die Altstadt als Daueraufga­be.
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FOTO: ARCHIV „Neue Qualität“: Die Festsaalsa­nierung an der Waldorfsch­ule sieht OB Lang als Meilenstei­n.
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FOTO: ARCHIV/JPS „Sichtbarer Gewinn für die Ökologie“: Die Turbine am Argenspitz zählt Michael Lang dazu.
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FOTO: TREFFLER Sanierung angegangen: Die Bauarbeite­n am Gymnasium zählen zu den größten Projekten der Stadt.

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