Rupert Eder und Rudolf Wachter begegnen sich auf Augenhöhe
Im Dialog bei einer Ausstellung: Malerei und Holzbildhauerei im Neuen Schloss Kißlegg
KISSLEGG - Was die Malerei von Rupert Eder und die Skulpturen von Rudolf Wachter miteinander zu tun haben, das beleuchtet die Ausstellung „Hommage an den Raum“. Sie wurde unter viel Besucherresonanz am Sonntag im Museum Rudolf Wachter im Neuen Schloss Kißlegg eröffnet. Spannende Perspektiven, die Bekanntes neu erfahrbar werden lassen, lautet der Tonus dieses außergewöhnlichen Dialoges zwischen Farbe und Holz.
Es ist jedes Mal eine große Freude, nicht nur Rudolf Wachters Werke im Mittelpunkt zu sehen, sondern auch seine aus München angereiste Familie in Kißlegg anzutreffen. Ehefrau Ulla Wachter des 2011 verstorbenen Bildhauers mit den Töchtern Veronika Wachter und Ursula Wachter waren anwesend. Mit dem Philosophen Matthias Gaertner aus München und dem Kurator Guido Schlimbach von der Kunst-Station Sankt Peter Köln kamen auch zwei Laudatoren, die den Werken beider Künstler sehr zugetan sind.
Rupert Eders Bilder öffnen alle Sinne
„Das ist eine echte Verbindung“, betonte Architektin Monika Gaertner das Zusammentreffen von Eder und Wachter. Beeindruckt gab sich Bürgermeister Dieter Krattenmacher vom Besuch in Rupert Eders Atelier in Dießen am Ammersee. Sofortige Neugierde und Öffnung aller Sinne würden die Bilder wecken. Ein gewichtiger Beweggrund, nunmehr knapp 40 Arbeiten unterschiedlicher Größen in Kißlegg zeigen zu können.
Die meisten sind in Öl und Pigment auf Leinen gemalt. Sie nennen sich „solo watcher“, „München Rotor“oder „combustible black“und bilden übereinander gelegte, sich kreuzende Farbbahnen ab, die die Palette von schwarzen, roten, blauen und grünen changierenden Tönen offen legen. Nicht wirklich ganz deckend – stets bleiben die gezogenen Strukturen halbtransparent stehen. So als befinde Eders Malerei sich in einem Schwebezustand, der sich fortwährend, aber unmerklich bewegt und verändert. Keine der Bahnen verläuft akkurat geradlinig. Am wenigsten die schlingenartig gezogenen. Was von weitem wie schwarz aussieht, entpuppt sich als dunkler mehrfarbiger Kosmos, in den es sich eintauchen lässt. Eders Strukturhaftigkeit und Formenvokabular korrespondiert mit den Oberflächen, den Rundungen und Windungen von Wachters Skulpturen.
Kunstwerken leibhaftig begegnen und sie sinnlich erfahren
Matthias Gaertner ging das Thema philosophisch an. Statt von Skulpturen, die den Blick auf den Macher und Könner lenkten, sprach er von „Dingen“. Ihnen leibhaftig zu begegnen und den Augen freien Lauf zu lassen, laute die Aufforderung von Kunstwerken dieser Qualität. Nichts erklären, sondern sinnlich erfahren. Bei jedem Ding sei das jeweils neu und anders. „Es ist kein Gegenstand, der hier gemalt ist, Farben, die etwas zeigen“, wechselte er von Wachter zu Eder über mit einem Appell an das Vertrauen auf die eigenen Augen.
Persönlich sei Guido Schlimbach Rudolf Wachter nicht begegnet. Ihn nannte er einen der konsequentesten Holzbildhauer des 20. Jahrhunderts. Er habe nicht gegen das Holz, sondern mit dem Holz gearbeitet.
Ebenso konsequent geht Rupert Eder die Farben an. Sind sie einmal gesetzt, wird nichts mehr korrigiert. Das ist dann das Werk, über das Eder, der von der Philosophie her kommt, meditiert und es schließlich frei gibt. Beiden ist der Dialog mit dem Raum ein wichtiges Anliegen.
In der Funktion des Kurators und in Kooperation mit Monika Gaertner und Erika Sigrüner sind Raumfluchten entstanden, in denen jeder Besucher die Werke individuell erleben kann. Ausschlaggebend ist die Perspektive, von der aus Wachter und Eder jeweils dem Fluchtpunkt auf der Spur sind. „Hier sind zwei Künstler im Dialog, die mit ihren Arbeiten Räume erzeugen und Räume dominieren“, schloss Guido Schlimbach. Für ihn seien die beiden Künstler ein Traumpaar.