Planungen für Reutin laufen bald an
Das Zentrum um den Berliner Platz verändert sich in den kommenden Jahren drastisch
LINDAU - Um Geduld bittet Lindaus Chefstadtplaner Christian Herrling Bürger, die Näheres über die Pläne für das Umfeld des Berliner Platzes wissen wollen. Denn dort stehen so viele Veränderungen an, die aufeinander abzustimmen sind, dass aus Sicht der Stadtplanung ein vorsichtiges Vorgehen nötig ist. Außerdem hat man es mit der Bahn zu tun und muss sich auf deren Rhythmus einlassen. Deshalb wird manches etwas länger dauern als es manchem Lindauer lieb ist.
Reutin sei sicher der Stadtteil, „der die größte Entwicklung nehmen wird in den nächsten 20 Jahren“, sagt Herrling im Gespräch mit der Lindauer Zeitung. Dort werden die Veränderungen also noch schwerwiegender als auf der Insel, wo immerhin die ganze Hintere Insel neu gestaltet und zum Teil bebaut werden soll. Doch in Reutin sind die Bahnflächen eben noch größer. Hinzu kommen das frühere Cofelyareal, der Lindaupark, der Berliner Platz, das Umfeld des Bahnhofs. Vom Limaregrundstück und anderen Flächen dort soll hier gar nicht die Rede sein.
Herrling hält die schrittweise Befassung deshalb für den richtigen Weg. Wer die große Lösung für alles auf einmal sucht, der würde sich und andere überfordern. Den Anfang macht deshalb die Firma I+R, die das Cofelyarela gekauft hat und bebauen möchte, während die Bahn auf Zeitschienen verweist und deshalb nicht vor 2019 überhaupt mit ersten Planungen beginnen will. Solange kann Lindau das Vorarlberger Bauunternehmen aber nicht warten lassen.
Deshalb ist der Architektenwettbewerb für das frühere Industriegrundstück nördlich des Lindauparks bereits abgeschlossen. Derzeit verhandelt I+R mit Eigentümer Thomas Feneberg, ob dieser Flächen erhält, um sein Einkaufszentrum zu vergrößern. Der Stadtverwaltung hat er bereits erste Pläne gezeigt, die auch eine neue Erschließung von Norden her umfassen, was den Berliner Platz entlasten würde.
Für die Erweiterung wäre ein Raumordnungsverfahren bei der Regierung von Schwaben nötig, das Herrling und seine Mitarbeiter im Bauamt bereits vorbereiten. Da stehen nach den Ferien weitere Gespräche an. Herrling geht davon aus, dass dann auch die Grundstücksfrage geklärt ist, zumal I+R-Geschäftsführer Alexander Stuchly zu Jahresbeginn gesagt hat, er wolle diese Frage spätestens im Sommer geklärt wissen.
Bevor die Stadt das Genehmigungsverfahren für das Baugrundstücks aufnimmt, das I+R Vier-Linden-Quartier genannt hat, müssen sich Stadt und Bauträger über die Regeln der Sozialgerechten Bodennutzung (Sobon) einigen. Da lässt Herrling nicht viel durchblicken, nur dass es Gespräche gibt. Er hoffe aber, dass das Bauleitverfahren im Herbst beginnen kann. Da gilt es zu Beginn vor allem Fragen des Lärmschutzes zu klären. Das ist für ein Neubaugebiet mitten in der Stadt, neben der Kemptener Straße und einem Einkaufszentrum eine zentrale Frage. Erst wenn verschiedene Fallstricke gelöst sind, will Herrling mit den Plänen in den Stadtrat gehen.
Übergangslösungen nötig
Beim neuen Reutiner Bahnhof geht Herrling davon aus, dass zuerst Übergangslösungen nötig sind, weil man zum Beispiel das alte Bahnhofsgebäude gar nicht abreißen kann, um zum Start des neuen Bahnhofs im Dezember 2020 dort einen Neubau zu haben,. Aus betrieblichen Gründen braucht die Bahn das alte Gebäude noch. Aus rechtlichen Gründen darf die Stadt die Bahnflächen auch erst dann überplanen, wenn die Bahn AG einen Planfeststellungsbeschluss für den Bahnhof hat, so dass klar ist, welche Flächen nicht mehr für den Bahnbetrieb nötig sind.
Stadt und Bahn AG haben deshalb schon vor Jahren vereinbart, dass es in den Jahren 2019 und 2020 einen städtebaulichen Wettbewerb geben soll, ähnlich wie ihn beide für die Hintere Insel gemeinsam veranstaltet hatten. So wie für die Insel werde es auch für Reutin eine Bürgerbeteiligung geben, beruhigt Herrling. Damit habe man schließlich sehr gute Erfahrungen gemacht. Bis zum Wettbewerb sind Voruntersuchungen nötig, da sei man im Zeitplan. Wie lange die Stilllegungs- und Entwidungsverfahren dauern, die nötig sind, damit die Bahn auch tatsächlich Gleise abbauen darf, das weiß Herrling nicht: „Da haben wir keinerlei Erfahrung.“Das sieht er aber nicht als problematisch an, denn den Großteil der Flächen, also die zwischen Bahnlinie und Ladestraße, in denen Wohnungsbau geplant ist, soll gemäß der absprachen mit der Bahn erst nach dem Jahr 2025 bebaut werden.
Bis dahin werde man rund um den Reutiner Bahnhof mit Übergangslösungen leben müssen. Das gelte für die Erschließung ebenso wie für den Berliner Platz. Nach Reaktionen aus dem Staatlichen Bauamt Kempten, die für den Umbau dieser Platzes verantwortlich sind, glaubt Herrling nicht, dass eine Unterführung bis zur Eröffnung des Bahnhofs im Dezember 2020 fertig sein kann, wahrscheinlich haben bis dahin nicht mal Bauarbeiten dafür begonnen. Deshalb werde man auch da Lösungen brauchen, die funktionieren, die aber für spätere Entscheidungen nichts verbauen.