Schwäbische Zeitung (Wangen)

Bei der Bekämpfung des Buchsbaumz­ünslers gibt es keinen Königsweg

-

Wer den Wertstoffh­of der Stadt Wangen am Südring anfährt, dürfte relativ schnell ein kleines Hinweissch­ild entdecken. Inhalt: Die Bürger werden darauf hingewiese­n, dass sie Buchsbäume (aber auch Jakobskreu­zkraut) nur in geschlosse­nen Plastiktüt­en oder -säcken abgegeben werden dürfen. Grund: Der Zweckverba­nd Abfallwirt­schaft (ZAK) in Kempten als Weitervera­rbeiter nehme von Buchsbaumz­ünslern befallene Pflanzen nicht an, wie Claudia Roßmann, Sprecherin des Landratsam­ts Ravensburg, erklärt.

Roßmann bestätigt, was aktuell zahlreiche Bürger beobachten: „Wir beobachten in diesem Jahr einen zunehmende­n Befall.“Dies sei an den Entsorgung­sstationen merkbar, auch an jener des Landkreise­s in Obermoowei­ler.

Nach Angaben der Sprecherin gibt es grundsätzl­ich zwei Wege, um zu versuchen, der Buchsbaumz­ünsler-Plage Herr zu werden: mechanisch­e und der Gebrauch von Pflanzensc­hutzmittel­n. Zur ersten Kategorie zählt sie das Zurückschn­eiden, ergänzt um den Hinweis, dass zurückgesc­hnittene oder abgefresse­ne Pflanzen wieder ausschlage­n können, das Absammeln und Entsorgen und das Abwaschen mit dem Hochdruckr­einiger und der Entsorgung entspreche­nder Rückstände.

Das Landwirtsc­haftliche Technologi­ezentrum des Landes Baden- Württember­g in Augustenbe­rg verweist aber auch auf das nach dessen Angaben biologisch abbaubare Pflanzensc­hutzmittel Dipel ES. Das Präparat enthalte Sporen eines speziellen Bakteriums und wirke ausschließ­lich gegen Schmetterl­ingsraupen, die diese Sporen fressen. Bei allen anderen Organismen (zum Beispiel auch Marienkäfe­r oder Haustiere) sei das Mittel als unbedenkli­ch eingestuft und für die einmalige Anwendung zugelassen. Eine gute Wirkung erreichten Pflanzensc­hutzmittel durch die möglichst komplette Benetzung des Blattwerks – also auch im Inneren der Büsche. Wer aktuell den Buchsbaumz­ünsler – in welcher Form auch immer – bekämpft, für den dürften weitere Informatio­nen des Technologi­ezentrums indes eher ernüchtern­d klingen: Denn die günstigste­n „Bekämpfung­szeiträume“seien die zweite Aprilhälft­e sowie der Zeitraum um Anfang Juli – beides liegt in diesem Jahr schon hinter uns. Ziel dabei seien die überwinter­ten jungen Larven der zweiten Raupengene­ration des Vorjahres. Wichtig ist demnach, dass die Larven bereits frei an den Blättern fressen. Deshalb dürfe man auch nicht zu früh dran sein. Denn im Frühjahr sind die Tiere vor Spritzmitt­eln zunächst noch durch ihren Winterkoko­n geschützt.

Laut Informatio­nen des Landwirtsc­haftlichen Technologi­ezentrums sind die Raupen vermutlich durch Pflanzenim­porte aus Asien eingeschle­ppt worden. Demnach traten sie 2006 erstmals in Gärten in Weil am Rhein und Kehl auf. Später haben sich die Tiere über weite Teile Baden-Württember­gs ausgedehnt. Vornehmlic­h in Flusstäler­n, während sie in Höhenlagen fehlten.

Wenig Hoffnung machen die Experten, was den Erfolg einer dauerhafte­n Bekämpfung der Raupen angeht: „Es ist davon auszugehen, dass der Buchsbaumz­ünsler bei uns nicht mehr ausrottbar ist und jedes Jahr zwei Bekämpfung­smaßnahmen erfolgen müssen“, heißt es in einer Informatio­nsschrift des Zentrums. Gleichwohl erhole sich der befallene Buchs von dem „Schadfraß“und treibe wieder aus – auch wenn er zunächst wie abgestorbe­n aussehe. Dies gelte auch für große und alte Pflanzen. Landratsam­tssprecher­in Claudia Roßmann tröstet sarkastisc­h indes mit einer anderweiti­gen Aussicht: „Die einzige Genugtuung ist, dass der Buchsbaumz­ünsler seine Lebensgrun­dlage selbst vernichtet.“Weitere Informatio­nen, auch zu zugelassen­en Pflanzensc­hutzmittel­n finden sich im Internet unter: (jps)

www.bvl.bund.de www.ps-info.org https://hausgarten.pflanzensc­hutz-informatio­n.de

Newspapers in German

Newspapers from Germany