Zitat des Tages
CDU-Abgeordneter Haser: „Bild vieler Menschen von der Landwirtschaft ist schief“
„ Die Frage ist nicht, ob sie geschlachtet werden, sondern wie sie gelebt haben.“
Der CDU- Landtagsabgeordnete Raimund Haser über Kühe von Bio- Landwirten.
KARSEE - Bio ist in. Besonders in der Region. Denn der Landkreis Ravensburg will Bio-Musterregion werden (die SZ berichtete). Dass Bio allerdings keinen Gegensatz zu moderner Landwirtschaft und dem Einsatz von Technik darstellt, wurde am Mittwoch auf dem Hof von Familie Haller in Sommers oberhalb von Karsee deutlich. CDU-Landtagsabgeordneter Raimund Haser und Bioland-Geschäftsführer Christian Eichert informierten sich vor Ort über den Betrieb und die dortige Produktionsweise.
100 Kühe hat Familie Haller wahlweise in den Ställen oder auf den Wiesen ringsum von Sommers. Dazu kommen noch einmal 65 Jungtiere. Und wer in den Stall von Anton, Sieglinde und Mathias Haller schaut, merkt schnell: Auf ihrem Biobetrieb sind zwei automatische Melkmaschinen im Einsatz. Diese erkennen die Kühe per Sensor, reinigen deren Euter und melken dann die Tiere. Verarbeitet wird die Milch anschließend in der Molkerei von Martin Bauhofer in Kofeld.
Haser fordert andere Bildungsansätze
Dass Bio und Technik kein Widerspruch sein müssen, empfindet auch der CDU-Politiker Raimund Haser so: „Die Technologisierung ist eine äußerst positive Geschichte.“Allerdings sei dies noch nicht überall angekommen. Es herrsche bei diesem Thema eine Schieflage in der öffentlichen Diskussion. Und Haser, der stellvertretender naturpolitischer Sprecher im entsprechenden Arbeitskreis seiner Fraktion ist, führt Gründe auf: Technik erleichtere das Leben der Menschen, sorge für mehr Tierwohl und ermögliche zusätzlich eine bessere Kontrolle der Landwirtschaft.
Aus seiner Sicht ist nicht nur in diesem Punkt das Bild vieler Menschen von der Landwirtschaft schief. Denn: „Ein ganz großer Teil der Bevölkerung ist abgeschnitten von der Landwirtschaft.“Alles müsse heute „clean“sein, ergänzt Christian Eichert. Nicht nur in den Gärten der Großstädter, sondern auch in ländlichen Regionen, wie dem Raum Wangen. Haser fordert deswegen andere Bildungsansätze, um dem Nachwuchs Landwirtschaft wieder näher zu bringen. Zur heutigen Biolandwirtschaft gehört aber auch, dass auch diese Bauern auf zunehmend größer werdender Fläche arbeiten. Sie wird beispielsweise frei, wenn ein Hof seinen Betrieb aufgibt und Land verpachtet. Auch die Hallers haben so zusätzliche Fläche gewonnen und kommen derzeit auf 115 Hektar. Das meiste davon ist Wiese, hinzu kommen fünf Hektar Ackerbau und 8,5 Hektar Forst.
Abgeordneter: Naturschutz und Landschaftspflege profitieren
Bioland-Geschäftsführer Eichert spricht von einem Trend. Aktuell strebten auch Betriebe mit bis zu 300 Hektar eine Umstellung von konventioneller auf Bio-Landwirtschaft an. Auch Haser sieht hier Vorteile: Flächen von Bio-Landwirten würden nicht so intensiv bewirtschaftet. Hiervon profitierten die Landschaftspflege, der Naturschutz – und abermals die Tiere. In Sommers ist eine Kuh im Schnitt 5,8 Jahre auf dem Hof, berichtet Anton Haller. Die Familie hatte ihren Betrieb zwischen 2014 und 2016 modernisiert und sukzessive auf das Bio-Prinzip umgestellt. Dass auch von ihrem Hof die letzte Station von Tieren der Schlachthof ist, verstand sich für die am Mittwoch anwesende Runde von selbst. „Die Frage ist nicht, ob sie geschlachtet werden, sondern wie sie gelebt haben“, sagt dazu Haser.
Auch vor diesem Hintergrund bedauern die Hallers den Wegfall des Schlachthofs in Leutkirch und die gescheiterte Erweiterung der Metzgerei Heim in Argenbühl. Sieglinde Haller verweist auf den Transportstress für die Tiere. Biolandberater Martin Weiß glaubt: „Weit entfernte Schlachthöfe passen nicht in unser Wertesystem.“Die Biobranche habe indes wenig Einfluss auf diese Entwicklung. Zumal oft Großabnehmer wie Supermarktketten bestimmten, wo geschlachtet wird.