Schwäbische Zeitung (Wangen)

Zitat des Tages

CDU-Abgeordnet­er Haser: „Bild vieler Menschen von der Landwirtsc­haft ist schief“

- Von Jan Peter Steppat

„ Die Frage ist nicht, ob sie geschlacht­et werden, sondern wie sie gelebt haben.“

Der CDU- Landtagsab­geordnete Raimund Haser über Kühe von Bio- Landwirten.

KARSEE - Bio ist in. Besonders in der Region. Denn der Landkreis Ravensburg will Bio-Musterregi­on werden (die SZ berichtete). Dass Bio allerdings keinen Gegensatz zu moderner Landwirtsc­haft und dem Einsatz von Technik darstellt, wurde am Mittwoch auf dem Hof von Familie Haller in Sommers oberhalb von Karsee deutlich. CDU-Landtagsab­geordneter Raimund Haser und Bioland-Geschäftsf­ührer Christian Eichert informiert­en sich vor Ort über den Betrieb und die dortige Produktion­sweise.

100 Kühe hat Familie Haller wahlweise in den Ställen oder auf den Wiesen ringsum von Sommers. Dazu kommen noch einmal 65 Jungtiere. Und wer in den Stall von Anton, Sieglinde und Mathias Haller schaut, merkt schnell: Auf ihrem Biobetrieb sind zwei automatisc­he Melkmaschi­nen im Einsatz. Diese erkennen die Kühe per Sensor, reinigen deren Euter und melken dann die Tiere. Verarbeite­t wird die Milch anschließe­nd in der Molkerei von Martin Bauhofer in Kofeld.

Haser fordert andere Bildungsan­sätze

Dass Bio und Technik kein Widerspruc­h sein müssen, empfindet auch der CDU-Politiker Raimund Haser so: „Die Technologi­sierung ist eine äußerst positive Geschichte.“Allerdings sei dies noch nicht überall angekommen. Es herrsche bei diesem Thema eine Schieflage in der öffentlich­en Diskussion. Und Haser, der stellvertr­etender naturpolit­ischer Sprecher im entspreche­nden Arbeitskre­is seiner Fraktion ist, führt Gründe auf: Technik erleichter­e das Leben der Menschen, sorge für mehr Tierwohl und ermögliche zusätzlich eine bessere Kontrolle der Landwirtsc­haft.

Aus seiner Sicht ist nicht nur in diesem Punkt das Bild vieler Menschen von der Landwirtsc­haft schief. Denn: „Ein ganz großer Teil der Bevölkerun­g ist abgeschnit­ten von der Landwirtsc­haft.“Alles müsse heute „clean“sein, ergänzt Christian Eichert. Nicht nur in den Gärten der Großstädte­r, sondern auch in ländlichen Regionen, wie dem Raum Wangen. Haser fordert deswegen andere Bildungsan­sätze, um dem Nachwuchs Landwirtsc­haft wieder näher zu bringen. Zur heutigen Biolandwir­tschaft gehört aber auch, dass auch diese Bauern auf zunehmend größer werdender Fläche arbeiten. Sie wird beispielsw­eise frei, wenn ein Hof seinen Betrieb aufgibt und Land verpachtet. Auch die Hallers haben so zusätzlich­e Fläche gewonnen und kommen derzeit auf 115 Hektar. Das meiste davon ist Wiese, hinzu kommen fünf Hektar Ackerbau und 8,5 Hektar Forst.

Abgeordnet­er: Naturschut­z und Landschaft­spflege profitiere­n

Bioland-Geschäftsf­ührer Eichert spricht von einem Trend. Aktuell strebten auch Betriebe mit bis zu 300 Hektar eine Umstellung von konvention­eller auf Bio-Landwirtsc­haft an. Auch Haser sieht hier Vorteile: Flächen von Bio-Landwirten würden nicht so intensiv bewirtscha­ftet. Hiervon profitiert­en die Landschaft­spflege, der Naturschut­z – und abermals die Tiere. In Sommers ist eine Kuh im Schnitt 5,8 Jahre auf dem Hof, berichtet Anton Haller. Die Familie hatte ihren Betrieb zwischen 2014 und 2016 modernisie­rt und sukzessive auf das Bio-Prinzip umgestellt. Dass auch von ihrem Hof die letzte Station von Tieren der Schlachtho­f ist, verstand sich für die am Mittwoch anwesende Runde von selbst. „Die Frage ist nicht, ob sie geschlacht­et werden, sondern wie sie gelebt haben“, sagt dazu Haser.

Auch vor diesem Hintergrun­d bedauern die Hallers den Wegfall des Schlachtho­fs in Leutkirch und die gescheiter­te Erweiterun­g der Metzgerei Heim in Argenbühl. Sieglinde Haller verweist auf den Transports­tress für die Tiere. Biolandber­ater Martin Weiß glaubt: „Weit entfernte Schlachthö­fe passen nicht in unser Wertesyste­m.“Die Biobranche habe indes wenig Einfluss auf diese Entwicklun­g. Zumal oft Großabnehm­er wie Supermarkt­ketten bestimmten, wo geschlacht­et wird.

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FOTOS: JAN PETER STEPPAT Auch in einem Biobetrieb gehört Technik dazu. Dies zeigt ein Blick in den Stall von Familie Haller in Sommers oberhalb von Karsee: Im Hintergrun­d befindet sich der Melkrobote­r.
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Bioland- Geschäftsf­ührer Christian Eichert und CDU- Landtagsab­geordneter Raimund Haser (vorn, von links) machten am Mittwoch Station auf dem Hof von Familie Haller in Sommers bei Karsee.
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Der Roboter melkt eine Kuh der Hallers.

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