Hasenhüttl lernt schon Englisch
RB Leipzig muss sich in der Champions League auf dicke Brocken einstellen
LEIPZIG (SID/sz) - Beim Training am Donnerstag werden die Spieler von RB Leipzig etwas aufgeregter sein als sonst. Denn im Anschluss versammelt sich das Team um 18 Uhr vor dem Fernseher, um gebannt die Auslosung in der Champions League in Monaco zu verfolgen. Viele Leipziger werden dem Beispiel der Profis folgen – die Europacup-Euphorie nach 29 Jahren Abstinenz ist in der Messestadt deutlich zu spüren.
Fansachen mit der Aufschrift „Leipzsch goes Europe“werden sich in den kommenden Tagen noch besser verkaufen, denn auf RB wartet eine heftige Gruppe: Paris, Real Madrid und Tottenham Hotspur wären wohl im Konzert die stärksten Gegner. Als Neuling auf europäischer Bühne ist der erst 2009 gegründete Verein lediglich in Lostopf vier gesetzt. Aber die Leipziger suchen die Duelle mit den Großen, sie fürchten sie nicht – und sie wollen sie schlagen.
„Je stärker, desto besser“, sagte RBTrainer Ralph Hasenhüttl, der persönlich ein Wunschspiel hat: „Im Camp Nou in Barcelona!“Vor 24 Jahren lief er dort als Mittelstürmer von Austria Wien im Landesmeister-Wettbewerb auf, er vergab zwei Großchancen und will dieses Bild als Trainer unbedingt gerade rücken. „Ich war einfach nicht gut genug. Danach musste ich mir einiges anhören. Von wegen Chancentod und so. Das war heftig“, sagte Hasenhüttl der „Bild“-Zeitung.
Der Österreicher hat für die internationalen Termine Sprachnachhilfe genommen. „Ich feile an meinem Englisch. Ich muss jetzt mehr Interviews auf Englisch geben“, sagte der 50-Jährige: „Das gehört für mich dazu wie taktische Weiterbildungen.“Taktisch will er auch in der Champions League auf den typischen Überfallfußball setzen, unter Siegzwang fühlt er sich nicht. „Wir werden auf interessante Mannschaften treffen und haben bei unserer ersten Teilnahme nicht den Druck, die Champions League gewinnen zu müssen.“
Manche Fans und auch Experten meinen jedoch, RB Leipzig habe in der Champions League nichts zu suchen. Die UEFA erteilte dem Verein zwar nach Prüfung der Unterlagen die Spielgenehmigung, doch Zweifel ob der tatsächlichen und ausreichenden Trennung vom Schwesterclub Red Bull Salzburg bleiben. Auch der Anteil von Firmenboss Dietrich Mateschitz am Gesamtetat, der offiziell nicht mehr als ein Drittel betragen darf, wird kritisch hinterfragt. Sportdirektor Ralf Rangnick versichert, der Klub halte sich strikt an die Regeln. „Ich gehe davon aus, dass das Financial Fair Play eine Vorgabe der UEFA ist und nicht nur ein Vorschlag“, sagte Rangnick mit einem Seitenhieb an die Scheichs von Paris St. Germain. Tatsächlich überlegt sich Leipzig noch, den Kader zu verstärken. Sollte Oliver Burke zurück nach England gehen, könnte ihn Leverkusens Kevin Kampl ersetzen – der spielte einst beim VfR Aalen bereits unter Hasenhüttl.
In Leipzig ist das kein Thema mehr, hier freuen sich die Fans auf rauschende Fußballnächte. Beim bislang letzten Europacupspiel in der Messestadt am 26. Okrtober 1988 empfing Lok Leipzig den SSC Neapel mit Superstar Diego Maradona. Demnächst könnten Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo in Leipzig aufschlagen.